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Bundesligatalente im Fokus – Teil 2

31. Juli 2017 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Jeder Bundesligist hat sie – Talente aus der eigenen Jugend oder junge, aufstrebende Spieler, die sich gerade in einer wichtigen Phase der Entwicklung befinden. Eine neue Saison nach einer langfristigen Vorbereitung, in der sie mitunter einige Spielanteile erhielten, ist immer eine Chance für diese Spieler, sich zu beweisen. Welche Spieler können in dieser Saison auch in der Bundesliga auf sich aufmerksam machen? Wir beleuchten von allen 18 Mannschaften genau einen Spieler, den man in dieser Saison auf dem Zettel haben sollte.

Dabei kann es sich sowohl um einen Spieler handeln, der bereits Profierfahrung besitzt und in dieser Saison den nächsten, wichtigen Schritt geht, aber auch um Spieler, die bisher nur in der Jugend oder in der zweiten Mannschaft eingesetzt wurden und in dieser Saison erstmals Spielzeit bei den Profis erhalten können.

Laszlo Benes (19, Borussia Mönchengladbach)

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Der zentrale Mittelfeldspieler Laszlo Benes gehört zu den größten Talenten bei Borussia Mönchengladbach und ist neben Neuzugang Zakaria einer der Kandidaten, die das Loch füllen sollen, dass der Abgang von Mahmoud Dahoud zu Borussia Dortmund hinterlassen hat. Während Dahoud ein technisch starker Kreativspieler war, ist Zakaria ein fußballerisch auch nicht unbegabter, dynamischer Spieler und Benes ist eben ein Typ, der auch die nötige Kreativität entwickeln kann. Bei der U21-Europameisterschaft im Sommer war Benes zwar nur Joker für die Mannschaft der Slowakei, bei der Borussia hält man aber viel vom 19-jährigen, der noch einen Vertrag bis 2021 besitzt. 2016 verpflichtete Max Eberl den Mittelfeldspieler für 2 Millionen Euro aus Zilina, bisher spielte Benes achtmal in der Bundesliga und zweimal im DFB-Pokal. In dieser Saison wird er wohl regelmäßig zum Kader der Borussia gehören und sofern er schnell sein Topniveau erreicht, könnte er häufig eine gute Option sein. Wichtig wird sein, dass der Slowake an seinen Schwächen feilt und sich weiterhin in jedem Training anbietet, damit Dieter Hecking irgendwann nicht mehr an ihm vorbeikommt.

 

Maximilian Eggestein (20, Werder Bremen)

(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Der zentrale Mittelfeldspieler, der seit 2011 für Werder spielt, pendelte in der vergangenen Saison zwischen der 3. Liga und der Bundesliga hin und her. Während Eggestein in der Hinrunde eher bei der zweiten Mannschaft verweilte, spielte er in der Rückrunde häufiger für die Bundesligaelf und zeigte ansprechende Leistungen. 1 Treffer gelang ihm bei 15 Einsätzen in der höchsten deutschen Spielklasse. Eggestein kann im Mittelfeldzentrum alle Positionen übernehmen, zeigt aber vor allem in der Vorbereitung auf die kommende Saison sehr gute Ansätze, wenn er mehr defensive Aufgaben übernimmt. Der in Hannover geborene Eggestein muss nun versuchen gute Leistungen auch konstant abzurufen, dann wird er im Werder-Mittelfeld eine gute Rolle spielen und regelmäßig zum Einsatz kommen. Die Bremer haben unter Nouri einen gewissen Facettenreichtum entwickelt, der in sämtlichen Mannschaftsteilen verschiedene, spannende Kombinationen zulässt. Davon sollte auch der 20-jährige Eggestein profitieren, der sowohl zusammen mit Bargfrede, aber auch mit Delaney auf dem Platz stehen kann.

 

Tim Kleindienst (21, SC Freiburg)

Im Sommer 2015 verpflichtete der SC Freiburg Tim Kleindienst von Energie Cottbus. Christian Streich erkannte in dem 1,93m großen Angreifer enormes Potenzial und wollte ihn in Freiburg langsam heranführen. Nach einem Jahr in der 2. Liga und dem Aufstieg ging es für Kleindienst auf Leihbasis zum 1. FC Heidenheim. Dort hinterließ er einen sehr guten Eindruck, erzielte 7 Treffer und bereitere drei weitere vor, war ein Stammspieler beim Klub von Frank Schmit. Ohne seinen Innenbandriss, der ihn einige Wochen außer Gefecht setzte, hätte Kleindienst wohl noch bessere Zahlen hingelegt. Nun ist er gereift, hat sich persönlich und fußballerisch weiterentwickelt und traut sich selbst eine gute Rolle bei den Freiburgern zu. Spielpraxis wird es geben, denn der SC Freiburg könnte bei einer erfolgreichen Qualifikation zur Europa League auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Kleindienst, der eher ein Mittelstürmer ist, wurde von Christian Streich nun auf dem Flügel eingesetzt, wo er hohe Bälle aus dem Aufbau verlängern oder kontrollieren soll, außerdem hat er im Spiel der Breisgauer seine Freiheiten, kann in die Mitte ziehen oder sich fallen lassen. Wenn Haberer und Kapustka ihre notwendige Fitness erreicht haben, wird Kleindienst aber eher wieder auf der Position des Mittelstürmers zusammen mit Niederlechner oder Petersen agieren. Aber auch hier hat er gute Chancen auf Einsätze, er könnte sich in der Bundesliga etablieren.

 

Jordan Torunarigha (19, Hertha BSC)

(Photo by DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images)

Nach dem Abgang von Abwehrchef John Anthony Brooks sind bei der Hertha neben Neuzugang Karim Rekik auch die jungen Spieler gefordert, allen voran der 19-jährige Jordan Torunarigha. Der in Chemnitz geborene Innenverteidiger absolvierte in der letzten Saison 8 Spiele in der Bundesliga und könnte in dieser Saison deutlich mehr Einsatzzeiten bekommen, sobald er seine Topform erreicht hat. Im Sommer nahm Torunarigha an der U20-Weltmeisterschaft teil, derzeit laboriert er an einer Bänderverletzung, wird in den nächsten Tagen aber zumindest wieder auf dem Platz erwartet. Wann Torunarigha bei 100 % ist, wird sich zeigen. Natürlich hat er zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Chance sich zu zeigen wie seine Konkurrenten, aber im Defensivzentrum ist er nicht der einzige Spieler, der sich noch mit einer Verletzung herumschlägt, beispielsweise fehlt Niklas Stark wegen einem Rippenbruch. Die Karten in der Abwehr bei der Hertha werden also komplett neu gemischt, wenn alle Spieler fit und einsatzbereit sind. Wenn Torunarigha noch ein Leistungssprung gelingt, könnte er gerade im Zuge der Rotation aufgrund der zahlreichen Wettbewerbe ein Thema sein, Potenzial um sich langfristig durchzusetzen bringt er aber auf jeden Fall mit.

Salih Özcan (19, 1. FC Köln)

Gerade ausgestattet mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold seines Jahrgangs 1998 will Salih Özcan hochmotiviert in die neue Saison starten. Auch er könnte, ebenso wie Torunarigha und Kleindienst, vom Europapokalauftritt seines Vereins profitieren und seine Einsatzzeiten erhöhen. Özcan ist ein offensiver Mittelfeldspieler, der eine ganz interessante Note in das Spiel bringt und für Peter Stöger vor allem als Joker interessant sein könnte. In der vergangenen Saison absolvierte Özcan 15 Pflichtspiele für die Profimannschaft des Effzeh, dabei konnte er zwei Treffer vorbereiten. Er ist ein Spieler, der gerne den entscheidenden Pass spielen möchte und sich im letzten Drittel des Platzes bereits in jungen Jahren viel zutraut. Gerade gegen Ende des Spiels und gegen eine geschwächte Verteidigungsreihe ist Özcan immer in der Lage Akzente zu setzen. Dass nun auch die ersten Auftritte im Europapokal locken, sollte ihn weiter motivieren und dazu verleiten in jedem Training Vollgas zu geben.

 

Philipp Ochs (20, TSG Hoffenheim)

(Photo by Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Philipp Ochs stammt aus der Jugend der TSG Hoffenheim und hat bei den Kraichgauern noch einen Vertrag bis 2019. Diese Saison könnte für den flexiblen, am liebsten auf den Flügeln spielenden Ochs eine elementar wichtige werden. Nach der U20-Weltmeisterschaft, bei der Ochs einer der wenigen Spieler des DFB war, die einigermaßen positive Eindrücke hinterlassen konnten, stand Ochs beim Auftakt der Regionalliga Südwest zunächst für die zweite Mannschaft der Hoffenheimer auf dem Feld. Hier soll er sich für Einsätze in der ersten Mannschaft empfehlen. Im Prinzip kann Ochs außer in der Innenverteidigung und im Tor überall spielen und genau das könnte sein Vorteil gegenüber anderen Talenten, die einen ähnlichen Status haben, sein. 2015/16 absolvierte Ochs noch 13 Bundesligaspiele, 2016/17 nur noch deren 3. Bei der U20 zeigte er seine individuelle Klasse, erzielte einen herausragenden Freistoßtreffer, aber nun muss auch im Verein mehr kommen. Überzeugt er im Training und in der Regionalliga, werden sich Chancen für den 20-jährigen ergeben, die dann aber auch genutzt werden müssen. Schafft er dies nicht, so stehen die Zeichen für Ochs dauerhaft eher auf Abschied.

 

Dan-Axel Zagadou (18, Borussia Dortmund)

Der 1,96m große Verteidiger aus Frankreich wechselte aus der zweiten Mannschaft von Paris Saint-Germain zu Borussia Dortmund und soll langsam aufgebaut werden. Die Borussia stattete Zagadou mit einem langfristigen Vertrag bis 2022 aus und der Franzose akklimatisierte sich schnell, absolvierte bereits einige Testspiele und kam sowohl in der Innenverteidigung als auch auf der linken Seite zum Einsatz. Zagadou wirkt bereits recht abgeklärt, weiß seinen gewaltigen Körper gut einzusetzen, ist aber dabei keinesfalls ungestüm, ebensowenig langsam. Durch die Verletzungen von Schmelzer und Guerreiro wird Zagadou womöglich gegen den FC Bayern sein Pflichtspieldebüt im Supercup geben, eben auf jener linken Seite. Die bisherigen Eindrücke sind positiv, Zagadou wird wohl, selbst wenn alle Spieler in der Abwehr fit sein sollten, häufiger im Kader der Borussia auftauchen. Es sieht so aus als hätte der BVB beim Linksfuß wieder einmal ein glückliches Händchen bewiesen. Zagadou sollte auf seine Spielminuten kommen und wenn die Praxis komplett fehlt kann man ihn überdies auch noch in der zweiten Mannschaft auflaufen lassen. Im Normalfall sollte das aber nicht unbedingt nötig sein.

 

Dayot Upamecano (18, RB Leipzig)

(Photo by Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images)

Einen jungen, vielversprechenden französischen Innenverteidiger verpflichtete RB Leipzig bereits in der abgelaufenen Wintertransferperiode. Dayot Upamecano kam von RB Salzburg in die Bundesliga und kostete damals schon 10 Millionen Euro Ablöse. Auch er ist ein Versprechen in die Zukunft, soll sukzessive Marvin Compper ablösen und in dieser Saison schon weiter heranwachsen. Im ersten halben Jahr in Leipzig merkte man ihm die Veränderungen von Österreich nach Deutschland noch an, er brauchte etwas um sich zu akklimatisieren, spielte aber trotzdem 12-mal in der Bundesliga, die Leistungen schwankten aber noch etwas. Die Konstanz soll sich nun in dieser Saison einstellen. Bei RB hat man Geduld mit ihm und vor allem hat man Alternativen. Von Upamecano wird eine Leistungssteigerung erwartet, aber er muss keinesfalls sofort Stammspieler sein. Mit Erfahrungen in der Champions League, einer höheren Belastung und vielleicht auch mehr Verantwortung wird diese Saison 2017/18 für den U19-Nationalspieler womöglich wegweisend sein.

 

Marco Friedl (19, FC Bayern)

Als junger Spieler beim FC Bayern München in Erscheinung zu treten ist traditionell nicht gerade einfach. Der 19-jährige Österreicher Marco Friedl könnte in dieser Saison aber die Chance haben sich zu beweisen. Seit 2008 spielt Friedl beim deutschen Rekordmeister, in diesem Sommer trat sein erster Profivertrag in Kraft. Aufgrund der Verletzung von Juan Bernat ist Friedl zurzeit die einzige Alternative zu David Alaba. Da Bernat wohl noch bis Mitte, vielleicht Ende Oktober ausfallen wird, sollte Friedl zumindest häufiger im Kader des FCB auftauchen. Da der Kader insgesamt ohnehin sehr klein ist, könnte er definitiv seine ersten Pflichtspiele absolvieren. Wenn Bernat wieder zurückkehrt wird es für Friedl aber schwer, weiterhin Pflichtspielminuten zu sammeln. In der Saisonvorbereitung kam der 19-jährige regelmäßig zum Einsatz und zeigte, dass er eine solide Alternative ist. Friedl war immer engagiert, defensiv weitgehend stabil und versuchte sich häufig in die Offensive einzuschalten. Die Chance für den Österreicher besteht jetzt in den ersten Monaten der Saison. Hier muss er auf sich aufmerksam machen, um auch danach zumindest punktuell berücksichtigt zu werden.

 

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Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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