Die Thiago-Nachfolge beim FC Bayern – Die internen Kandidaten

Joshua Kimmich (25) dürfte im zentralen Mittelfeld gesetzt sein. Zu Beginn der Rückrunde überzeugte Thiago (29) in der spielgestaltenden Rolle neben dem deutschen Nationalspieler und stellte seine Klasse eindrucksvoll unter Beweis. Nach kleineren Verletzungen erhielt Leon Goretzka als erster Ersatz das Vertrauen von Trainer Flick und konnte dank neuer Muskelmasse mit Torbeteiligungen, aber auch besserem Zweikampfverhalten überzeugen. In der Champions League-Endrunde hat Hansi Flick die Qual der Wahl, auf welchen Spielertypen er vertraut.

Mit Blick auf einen Abgang des Spaniers ist Leon Goretzka unumstritten der erste Ersatz. Mit seiner Zielstrebigkeit bringt er wichtige Akzente ins neue, vertikale Spiel der Bayern. Dennoch geht in puncto Kreativität und Pressingresistenz ein wichtiger Faktor verloren, den Goretzka – Stand jetzt – nicht ersetzen kann.

Corentin Tolisso (25)

Bevor sich der Abgang von Thiago herauskristallisierte, galt der Franzose als möglicher Verkaufskandidat. Nach einer starken Debüt-Saison setzte Tolisso ein Kreuzbandriss lange außer Gefecht. Auch in diesem Jahr warfen den Franzosen immer wieder kleinere Verletzungen zurück. In der geringen Spielzeit, die er erhielt, konnte er meist keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der 25-Jährige bleibt ein großes Fragezeichen. Qualität und das Potenzial ein Thiago zumindest in Ansätzen zu ersetzen sind vorhanden, doch das Risiko ist hoch.

Ähnlich wie Goretzka, ist Tolisso im Offensivdrittel für einen zentralen Mittelfeldspieler unheimlich stark. Dort bewegt er sich sehr klug, verfügt über einen guten Abschluss, insbesondere aus der Distanz. Allerdings ist Tolisso nicht mit den Fähigkeiten und der Intelligenz im Gegenpressing gesegnet, die Thiago auszeichnen, weshalb man ihn ihm keinen gleichwertigen Ersatz zum Spanier sehen kann.

Michael Cuisance (20)

Der FC Bayern hat in den letzten Jahren einige junge Spieler verpflichtet und insbesondere Cuisance weckt große Hoffnungen. Der Wechsel aus Mönchengladbach zum deutschen Rekordmeister wurde oft belächelt, doch gegen Ende der Bundesliga-Saison wusste der Franzose zu überzeugen. Von allen Kandidaten in diesem Feld bringt der 20-Jährige wohl die Attribute mit, die man beim Rekordmeister am dringendsten benötigt. Seine Technik ist beeindruckend, sein Spielverständnis bereits sehr ausgeprägt, er kann aus der Tiefe Angriffe initiieren. Vor dem Tor verbesserte sich Cuisance zuletzt auch und konnte gegen Wolfsburg nicht nur für gefährliche Momente sorgen, sondern auch einen sehenswerten Treffer erzielen.

Allerdings ist Cuisance ohne Frage eine Wette für die Zukunft. War der Auftrieb gegen Ende nur ein kurzfristiges Leistungshoch? Kann er die Leistungen über eine komplette Saison und gegen qualitativ stärkere Gegner liefern? Ist er mental stark genug für den deutschen Rekordmeister? Und kann er seine Defizite in der Entscheidungsfindung ablegen? Diese Fragen können noch nicht beantwortet werden.