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Gladbach | Darf vom Meistertitel geträumt werden?

4. November 2019 | Spotlight | BY Kilian Thullen

Spotlight | Tabellenführer nach zehn Spieltagen. Mit einem solchen Zwischenfazit nach knapp einem Drittel der Saison hat am Niederrhein sicherlich niemand gerechnet. Doch darf die Meisterfrage nun schon gestellt werden? Und wenn ja, wie lautet die Antwort?

Borussia: Trotz Verletzungssorgen auf Erfolgswelle

Seit vier Spieltagen grüßt Borussia Mönchengladbach, gefolgt von Borussia Dortmund und RB Leipzig, nun schon von der Tabellenspitze. Mit effektivem Offensivspiel konnte die Elf von Trainer Marco Rose am vergangenen Samstag gegen Leverkusen (2:1) den sechsten Sieg im siebten Ligaspiel in Folge verbuchen. Von einem Titelaspiranten möchte man am Niederrhein freilich nichts wissen und so überrascht es kaum, dass von den Verantwortlichen niemand das M-Wort in den Mund nimmt. Sicherlich werden an dieser Stelle auch wieder Erinnerungen an die vergangene Saison wach, als man nach zehn Spieltagen mit vier Punkten Rückstand auf den BVB anfing zu träumen, nach einer enorm schwachen Rückrunde jedoch lediglich auf dem fünften Platz landete.

Aktuell wirkt die Mannschaft jedoch deutlich gefestigter als noch unter Dieter Hecking. Schwächephasen und Rückschläge während dem Spiel scheinen den Akteuren aktuell wenig Probleme zu bereiten. Es wirkt, als würden die Spieler selbst in schwierigen Situationen stets das Vertrauen in das System und die eigenen Fähigkeiten bewahren, was sich zuletzt häufig auszahlte. Zu nennen sind an dieser Stelle die Spiele in der Europa League gegen Basaksehir und gegen die Roma, in denen man jeweils erst in der Nachspielzeit den Ausgleichstreffer erzielen konnte. Doch auch das Spiel in Leverkusen am vergangenen Samstag zeigt, dass die Mannschaft die Sieger-Mentalität, die Marco Rose vorlebt, bereits verinnerlicht hat. In den letzten 20 Minuten, in denen die Gastgeber drückend überlegen waren, spielte sich die Partie nahezu ausschließlich vor dem Tor der „Fohlen“ ab. Trotzdem bewahrten alle Spieler die Ruhe und wichen keinen Schritt vom vorgegebenen System ab.

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Besonders beeindruckend ist die aktuelle Erfolgswelle, wenn man berücksichtigt, dass man in Mönchengladbach aktuell eine regelrechte Welle an Verletzungen zu beklagen hat. In der angesprochenen Partie gegen Leverkusen fehlten gleich acht Spieler verletzungsbedingt, unter denen auch wichtige Stammkräfte wie Breel Embolo und Alassane Pléa sind. Ohnehin konnte Marco Rose seit seiner Ankunft in Mönchengladbach noch zu keinem Zeitpunkt auf den gesamten Kader zurückgreifen. Gerade mit Blick auf die Zusatzbelastung durch die Europa League kann dieser Aspekt zu einem späteren Zeitpunkt der Saison zum Tragen kommen. Die intensive Spielweise unter Rose erfordert eigentlich regelmäßige Rotation, sodass die Spieler sich angemessen regenerieren können, was die aktuelle Personaldecke jedoch nicht zulässt.

Schwache Auftritte in der Europa League

Bei all der Euphorie muss man ohnehin anmerken, dass die aktuelle Erfolgswelle einige Probleme kaschiert, die keineswegs von der Hand zu weisen sind. Gerade zu Beginn der Saison waren (zum Beispiel gegen Schalke oder Düsseldorf) einige Spiele dabei, in denen die Mannschaft von Marco Rose enorme Probleme im Kreieren von Torchancen hatte. Häufig wurde der Zeitpunkt verpasst das Spiel zu beruhigen, um Ball und Gegner laufen zu lassen und Sicherheit im Passspiel zu bekommen, was auch in einigen Phasen gegen Leverkusen zu beobachten war. Einige Offensivaktionen wirken zuweilen noch sehr hektisch und unpräzise. Außerdem darf man trotz der starken Leistungen in den Ligaspielen nicht ignorieren, dass die Borussia bislang noch in keinem der drei Europa-League-Spiele zu überzeugen wusste. Aufgrund der Gruppenkonstellation ist trotz schwacher Punkteausbeute von zwei Punkten aus drei Spielen jedoch noch alles möglich. Um ein Weiterkommen aber nicht in weite Ferne rücken zu lassen, muss am kommenden Donnerstag gegen Rom gewonnen werden.

(Photo by Paolo Bruno/Getty Images)

Titelaspirant Borussia Mönchengladbach?

Bereits nach wenigen Wochen hat Marco Rose es geschafft, dass die Mannschaft seine Philosophie verinnerlicht hat. Die aktuelle Erfolgswelle kaschiert zweifellos einige Schwächen des Teams, die es bereits mehrmals in dieser Saison offenbart hat. Da die aktuelle Tabellenführung auch auf die Leistungsschwankungen der anderen Teams zurückzuführen ist, ist es zum jetzigen Zeitpunkt sicherlich noch viel zu früh, um von einem Meisterkandidaten zu sprechen. Sollte es Mannschaft und Trainer gelingen, diese Schwächen sukzessive abzustellen, ist ein Abschneiden in den Champions-League-Rängen durchaus möglich. Oder, um es in den Worten von Matthias Ginter zu sagen: „Lassen Sie uns darüber nochmal im März oder April sprechen.

Kilian Thullen

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Kilian Thullen

Bosz, Rose & Co. im Herzen, die Bundesliga im Blick. Seinen Durst nach Gegenpressing und dynamischem Offensivspiel stillt Kilian vor allem in Deutschland. Seit 2018 bei 90PLUS.


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