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Mario Götze – Der Blick in eine ungewisse Zukunft

28. Februar 2020 | Spotlight | BY Simon Lüttel

Im Jahr 2016 gelang dem BVB die spektakuläre Rückholaktion von Mario Götze. Nun, dreieinhalb Jahre später, ist das Vertragsende von Mario Götze beim BVB nur noch wenige Monate entfernt und die Zeichen stehen, nach 2013, zum zweiten Mal auf Abschied.

Erfolglose Verhandlungen mit dem BVB

Dass ein Spieler mit sechs Monaten Vertragslaufzeit im Kader des BVB steht ist ungewöhnlich. Die Verantwortlichen legen großen Wert darauf, dass Spieler den Verein nicht ablösefrei verlassen. Seit dem Abgang von Robert Lewandowski zum FC Bayern im Sommer 2014 ist dies Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc auch gut gelungen. Mit Mario Götze droht im kommenden Sommer der erste ablösefreie Abgang eines Spielers mit entsprechend hohem Wert seit langem.

Um diesem Szenario entgegenzuwirken fanden im Verlauf der letzten Monate zwischen Mario Götze und dem BVB viele Gespräche statt. Nach Informationen der BILD sprachen die beiden Parteien zuletzt im vergangenen Dezember miteinander, jedoch ohne Erfolg. Die Differenzen hinsichtlich der sportlichen und finanziellen Vorstellungen seien momentan zu groß, um eine Einigung zu erzielen.

Götze: Kein optimales Verhältnis zu Favre

Die sportliche Zusammenarbeit zwischen Lucien Favre und Mario Götze verläuft professionell, aber bei weitem nicht zufriedenstellend für den WM-Helden von 2014. In der laufenden Saison kommt Götze beim BVB auf 11 Bundesliga-Einsätze, absolvierte davon nur einen über die volle Spielzeit und kommt somit auf 501 Einsatzminuten. Auch im Kalenderjahr 2020 konnte Mario Götze beim BVB noch keine Akzente setzen und absolvierte lediglich 14 Minuten auf dem Spielfeld, welche sich aus zwei Einwechslungen addierten. Zuletzt wurde berichtet, dass die Chancen auf eine Vertragsverlängerung von Mario Götze gegen Null tendieren, wenn Lucien Favre über den Sommer hinaus als Cheftrainer von Borussia Dortmund im Amt bleibt.

 (Photo by Frederic Scheidemann/Bongarts/Getty Images)

Unter Favre kam Götze nahezu ausschließlich im Sturmzentrum zum Einsatz. Dabei stellt er keinen klassischen Stoßstürmer dar, sondern interpretiert diese Position anders, lässt sich zurückfallen und bringt kombinative Elemente in das Spiel ein. Phasenweise verlief dieses Konzept im Job-Sharing-Prinzip mit Paco Alcácer nahezu ideal, doch mit der Zeit wurde das Sturmzentrum für den BVB zur Problemstelle. Eine Lösung dafür scheint mittlerweile gefunden.

Diese heißt weder Mario Götze, noch Paco Alcácer, sondern Erling Haaland. Im Wintertransferfenster gelang dem BVB die Verpflichtung des 19-jährigen Norwegers, für den es Interessenten aus ganz Europa gab. Haaland überzeugte auf Anhieb, folglich hatte die Verpflichtung des 1,94m-Hünen keine positiven Auswirkungen auf die Einsatzzeiten von Mario Götze. Neben Haaland wissen auch Giovanni Reyna und Emre Can auf potentiellen Einsatzpositionen von Mario Götze zu überzeugen.

Favre-Zukunft mit Auswirkungen auf Götze?

Lucien Favre ist beim BVB seit längerem nicht unumstritten. Im Oktober des letzten Jahres stand eine Entlassung kurz bevor, ehe der Schweizer die Trennung durch einen Systemwechsel im letzten Moment abwenden konnte. Im neuen Kalenderjahr weiß der BVB unter Favres Kommando im heimischen Westfalenstadion zwar zu überzeugen, tat sich konträr dazu in den Auswärtsspielen jedoch oft schwer. So schied der BVB im DFB-Pokal bei Werder Bremen aus und auch in Leverkusen mussten die Dortmunder einen herben Rückschlag im Kampf um die Meisterschaft hinnehmen.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

 Ob Lucien Favre zum Start der Bundesliga-Saison 2020/2021 auf der Trainerbank des BVB die Geschicke leiten wird, ist keinesfalls eine sichere Sache und wird vom weiteren Saisonverlauf abhängig sein. Sollte der Schweizer entlassen werden, könnte auch in der Causa Götze eine neue Dynamik entstehen. Mit einem neuen Trainer, der in Mario Götze das Potential sieht der Mannschaft helfen zu können, würden sich die Chancen einen Verbleib des 27-jährigen beim BVB deutlich erhöhen.

Hertha BSC: Interesse oder nicht?

Mario Götze wurde in den vergangenen Jahren immer wieder mit diversen Klubs aus dem Ausland in Verbindung gebracht, dennoch verbrachte Götze seine gesamte Karriere in der Bundesliga. Die einzige Spur innerhalb der Liga führt nach Berlin. Angesprochen auf das Gerücht bestätigte Ex-Trainer Jürgen Klinsmann, dass man „Champions-League-Spieler“ verpflichten wolle und es die Zukunft des Klubs sei, mit großen Namen wie Mario Götze in Verbindung gebracht zu werden. Durch die Kapitaleinlagen von Investor Windhorst scheint es durchaus möglich, dass die Hertha die hohen Gehaltsanforderungen erfüllen könnte, zumal für Mario Götze im Sommer keine Ablösezahlung an den BVB fällig werden würde. 

Es ist allerdings fraglich, ob ein Wechsel zu Hertha BSC für den WM-Helden von 2014 zur realistischen Option wird. Sportlich laufen die Berliner den eigenen Ambitionen hinterher und befinden sich auf Rang 13 der Bundesliga. Neben der sportlichen Talfahrt wird auch das Chaos, welches Jürgen Klinsmann durch seinen überraschenden Abgang verursachte, nicht gerade dafür gesorgt haben, dass Hertha BSC attraktiver für Fußballprofis mit hohen sportlichen Ambitionen geworden ist. 

Der Ruf der Premier League – ein Thema?

Auch ein Wechsel in die Premier League war in den Medien nicht selten ein Thema. Liverpool, Everton, Arsenal und sogar West Ham wurden mit Mario Götze in Verbindung gebracht. Viele Gerüchte haben ihren Ursprung in der englischen Yellow Press, welche nicht gerade für seriösen und investigativen Sportjournalismus bekannt ist. Auch ein Wechsel zu Tottenham schien im Winter kurz eine Möglichkeit zu sein Die Spurs-Verantwortlichen diskutierten nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Harry Kane intern die kurzfristige Verpflichtung eines weiteren Offensivspielers vor Transferschluss am 31. Januar. Der Name Götze war dabei nur einer von vielen genannten, daher ist auch dieses Gerücht mit Skepsis zu betrachten.

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Sollte die Vertragssituation von Mario Götze in den kommenden Monaten weiterhin unverändert bleiben, ist damit zu rechnen, dass das ein- oder andere englische Medium erneut Spekulationen über einen Transfer des Weltmeisters von 2014 in die Premier League aufgreift. Ob wirklich konkretes Interesse eines englischen Premier League-Klubs aufkommt, bleibt abzuwarten, ist aber nicht auszuschließen.

Götze-Zukunft in Mailand?

Mailand zählt zu den Lieblingsstädten von Mario Götze und Ehefrau Ann-Kathrin, im September des vergangenen Jahres kamen erstmals auch Gerüchte über eine sportliche Zukunft von Mario Götze in der Mode-Metropole auf. So berichtete die „Gazzetta dello Sport“, dass die Verantwortlichen von Inter Mailand bereits im letzten Sommer über eine Verpflichtung von Mario Götze nachgedacht haben sollen.

Auch wenn es nicht zu einem Transfer kam, wurde in den darauffolgenden Monaten berichtet, dass das Interesse noch nicht komplett abgekühlt sein soll. Im Winter verstärkten die Nerazurri sich mit dem dänischen Spielmacher Christian Eriksen anderweitig. Damit wurde bereits ein Spieler auf europäischem Top-Niveau, welcher in der Rolle agiert, die auch für Mario Götze infrage kommen würde. Im Sturm sind die von Antonio Conte trainierten Mailänder mit Romelu Lukaku und Lautaro Martinez ebenfalls sehr gut besetzt. Es ist daher naheliegend, dass das Interesse von Inter Mailand an Mario Götze endgültig abgekühlt ist. 

Neben Inter Mailand soll auch der Stadtrivale AC Mailand sich mit einer Verpflichtung des früheren „Jahrhunderttalents“ auseinandergesetzt haben. Die Rossoneri sollen Mario Götze aufgrund des auslaufenden Vertrags als kostengünstige Alternative ins Blickfeld genommen haben, hieß es in den Berichten des italienischen Mediums „calciomercato“, das allerdings nicht zu den Topquellen in Italien zählt. Dass die Personalie Mario Götze in den Führungsetagen der Mailänder Traditionsclubs diskutiert wurde, scheint durchaus möglich. Von einer offensichtlichen Absicht den 27-jährigen zu verpflichten, konnte bis zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht die Rede sein.

Götze-Fazit: Viele Namen, wenig Konkretes

Mario Götze zählt seit dem Beginn seiner ereignisreichen Karriere zu den Lieblingsthemen von vielen Zeitungen und Magazinen, etliche Male polarisierte der gebürtige Memminger unabsichtlich und sorgte bereits mit Nebensächlichkeiten für Schlagzeilen. Infolgedessen fällt der Name Götze in der deutschen Presselandschaft sehr häufig und Gerüchte werden schnell konstruiert. Oftmals sind die Aussagen in den Artikel nur sehr vage formuliert, wodurch die korrekte Einordnung und Analyse der Gerüchte erschwert wird.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Vor Beginn der Bundesliga-Saison 2019/2020 sagte Mario Götze in einem Interview mit der BILD, dass er das Privileg schätze, als Fußballprofi in jedem Land zu arbeiten zu können. Betrachtet man diese Aussage mit den Entwicklungen der letzten Monate, scheint der Schritt ins Ausland momentan die wahrscheinlichste Variante zu sein. Obwohl Götze in den vergangenen Monaten mit einigen Vereinen aus dem Ausland in Verbindung gebracht worden ist, hat sich noch kein Favorit auf eine ablösefreie Verpflichtung des 27-jährigen im Sommer herauskristallisiert. Eine Zukunft von Mario Götze bei Borussia Dortmund ist, stand jetzt, aber zumindest sehr unwahrscheinlich.

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(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)


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