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Premier League Zwischencheck I: ManCity, Tottenham, Everton, Newcastle & Southampton

5. Januar 2018 | Spotlight | BY Chris McCarthy

Die Premier League Saison 2017/2018 hat die Halbzeitmarke bereits überschritten. Wir wollen für alle 20 Teams ein Zwischenfazit ziehen und ganz nebenbei den tatsächlichen Saisonverlauf der Mannschaften mit unseren ursprünglich getroffenen Prognosen vergleichen.

Spoiler: Wir lagen insgesamt gar nicht so weit daneben!

 

Teil 1: Manchester City, Tottenham, Everton, Newcastle, Southampton

Manchester City

In unserer Saisonvorschau im August sagten wir:

Die größten Schwachstellen aus dem Vorjahr wurden adressiert und vor dem Deadline Day am 31. August könnten noch der ein oder andere Neuzugang im Etihad Stadium ankommen. Sofern darunter ein hochkarätiger Innenverteidiger ist, geht Manchester City zusammen mit dem FC Chelsea als Top-Favorit ins Rennen um den Titel! Der Kader ist, insbesondere in der Offensive, sowohl quantitativ, als auch qualitativ hervorragend besetzt.

Analyse: Erwartungen sogar übertroffen

Haken drunter. Zugegeben, die Prognose war nicht sonderlich schwer und wenn überhaupt, dann hat Manchester City mit seinem Starensemble in der Offensive die Erwartungen sogar übertroffen. Die Cityzens marschieren regelrecht durch die Liga, führen die Tabelle mit 15 Punkten Abstand an, haben die meisten Treffer auf dem Konto und überraschenderweise die wenigsten Gegentore zu verzeichnen. Pep Guardiola hat endlich seinen Wunschkader und wird daher den Titel holen, allerdings könnte der Vorsprung minimal schrumpfen, wenn es in der Champions League ans Eingemachte geht.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Was muss besser werden?

In der Defensive gibt es zwar immer noch einige Fragezeichen, aber bisher war kein Gegner mutig genug oder in der Lage dazu, diese mit gezielten Kontern genügend zu fordern. Bis auf einen weiteren zuverlässigen Innenverteidiger neben John Stones gibt es eigentlich keine nennenswerte Baustelle. Wenn nicht im Winter, wird diese sicherlich im Sommer adressiert. Den Titel würde Manchester City eine Vertagung dieser Anpassung jedenfalls nicht kosten….

 

Tottenham

In unserer Saisonvorschau im August sagten wir:

Während es Tottenham auch in Zeiten des Sparens dank seiner herausragenden Einzelspieler und Mauricio Pochettino mit den finanziellen Schwergewichten der Liga aufnehmen kann, ist der Gewinn der Premier League auch nach der Vizemeisterschaft sicherlich etwas weiter entfernt, als wenige Zentimeter [Sorry, Dele Alli]. Die Spurs profitierten von verhältnismäßig schwachen Jahren der Konkurrenz. Auch wenn das die starken Leistungen nicht schmälern soll, so hat sich besagte Konkurrenz in diesem Sommer gewaltig verstärkt. Der Kampf um Platz vier ist realistisch. Alles weitere wäre ein Zubrot.

Analyse: Der erwartete Knick

Fünf Punkte weniger als im Vorjahr sind für Tottenham aufgrund des Wechsels ins ungeliebte Wembley Stadium und der ausgebliebenen Verstärkungen wahrlich kein Beinbruch. Wie erwartet kämpfen die Spurs daher um Platz vier und nicht um mehr –  zu wenig Klasse hat die Mannschaft dafür in der Reserve und zu groß die zusätzliche Belastung durch die Champions League.

Die erste Elf wirkt müde und lange nicht mehr zu spritzig wie im Vorjahr, verfügt aber durch den Weltklasse aufgelegten Harry Kane, aber auch Christian Eriksen, Heung-min Son oder Dele Alli immer noch über genügend Qualität, um die erneute Qualifikation zur Königsklasse zu bewerkstelligen. Garantiert ist dies aber noch lange nicht, denn dazu wandert der dünne Kader der Spurs auf einem schmalen Grat. 

(Photo by Dan Istitene/Getty Images)

Was muss besser werden?

So toll der beeindruckende Einzug in das Achtelfinale der Champions League für Verein und Fans auch war, so sehr könnte das der Mannschaft von Mauricio Pochettino im Liga-Alltag schaden. Tottenham verfügt, wie oben bereits erwähnt, noch immer über zu wenig Alternativen von der Bank um ohne große Qualitätseinbußen rotieren oder Verletzungen kompensieren zu können. Im Winter wären die Nordlondoner gut beraten, auf Schnäppchenjagd zu gehen.

 

Everton

In unserer Saisonvorschau im August sagten wir:

Auf dem Papier hätten die Toffees, falls sich Giroud und/oder Sigurdsson noch anschließen, ihre prominenten Abgänge sicherlich kompensiert und hinsichtlich der Kaderqualität von allen Teams wohl den größten Sprung gemacht. Die Fans sollten trotz der heftigen Investitionen jedoch nicht zu viel erwarten. Ein erneuter Platz sieben wäre aufgrund der immer stärker werdenden Konkurrenz und des massiven Umbruchs akzeptabel und realistisch.

Analyse: Chaos in Everton

Wir haben es vermutet! Der neu zusammengewürfelte Kader benötigte natürlich Zeit, sich einzuspielen und zu finden. Zeit, die die Verantwortlichen am Goodison Park nicht bereit waren, Trainer Ronald Koeman zu geben. So wurde der Niederländer nach dem neunten Spieltag, und in der Abstiegszone angekommen, entlassen.

Auch bei der Trainersuche strahlten die Toffees nicht gerade Professionalität aus. Interimslösung David Unsworth hatte die undankbare Aufgabe, den Kader acht Spieltage zu motivieren, während die Vereinsführung es viel zu lange probierte und letztendlich scheiterte, den erst im Sommer gewechselten Marco Silva von Watford zu verpflichten.

Letztendlich „begnügte“ man sich mit Sam Allardyce und kehrte zu einem altmodischen, jedoch effektiveren Spielstil zurück. Der Engländer holte in seinen ersten vier Saisonspielen zehn Punkte und steht daher, trotz zuletzt vier Partien ohne Sieg, auf Platz neun.

(Photo by OLI SCARFF/AFP/Getty Images)

Was muss besser werden?

Die Defensive wurde nach der Übernahme von Allardyce zwar stabilisiert und Rückkehrer Wayne Rooney übernimmt, u.a. durch seine zehn Saisontore Verantwortung, doch nach dem Abgang von Romelu Lukaku bleibt die Offensive das große Problemkind des FC Everton. Das Offensivspiel zu statisch, die jungen Lichtblicke Dominic Calvert-Lewin (20) und Tom Davies (19) brauchen mehr kreative Unterstützung, insbesondere vom insgesamt enttäuschenden Hoffnungsträger Gylfi Sigurdsson. Die bevorstehende Verpflichtung von Cenk Tosun ist schon mal ein Anfang.

 

Newcastle

In unserer Saisonvorschau im August sagten wir:

Eigentlich hat Ashley genug getan, um Benitez mit einen konkurrenzfähigen Premier League Kader auszustatten. Eigentlich, denn die Entscheidung, von der Verpflichtung eines hochkarätigen Angreifers abzusehen, könnte eklatante Folgen haben. Noch haben die Magpies dazu drei Wochen Zeit. Man würde sich dadurch einige Sorgen und einen anderenfalls wohl drohenden Abstiegskampf sparen.

Analyse: Benitez braucht mehr Unterstützung

Scheinbar haben auch wir uns von Magpies-Besitzer Mike Ashley etwas täuschen lassen, denn der Kader von Rafa Benitez ist keineswegs gut genug und von dem angesprochenen Top-Stürmer ist keine Spur!

Nach zwischenzeitlich acht Niederlagen in neun Spielen rutschte Newcastle bedrohlich in die Abstiegszone, konnte aber in den letzten vier Spielen sieben überlebenswichtige Punkte einfahren, sodass der Abstand auf Platz 18 nun wieder vier Punkte beträgt. Benitez tut sein Bestes, seine Mannschaft taktisch gut einzustellen, doch es fehlt offenbar zu sehr an Qualität um im Kader die Vorgaben konstant über die vollen 90 Minuten umzusetzen. Zudem ist der Kader zu dünn, um den Leistungsträgern eine Pause zu ermöglichen. Folglich lässt auch bei den eigentlich zuverlässigen Akteuren ebenfalls die Konzentration nach.

(Photo by Stu Forster/Getty Images)

Was muss besser werden?

In so ziemlich allen Mannschaftsteilen, dazu gehört auch die Torwartposition, benötigt es mehr Qualität, um mit dem Abstieg gar nichts zu tun zu haben. Auch wenn der Verein zum Verkauf steht, ist schnelle Besserung nicht in Sicht. Zumindest ein Stürmer sollte im Winter jedoch verpflichtet werden, denn sowohl Dwight Gayle als auch Josélu (jeweils drei Tore), sind als zuverlässige Torjäger schlichtweg nicht gut oder effizient genug.

 

Southampton

In unserer Saisonvorschau im August sagten wir:

Sollten die Transfereinnahmen für Virgil van Dijk noch die Verpflichtungen von ein bis zwei Stammspielern ermöglichen, ist ein einstelliger Tabellenplatz durchaus im Bereich des Machbaren. Aufgrund der kränkelnden Offensive (nur 41 Tore) und der sicherlich zu erwarten Startschwierigkeiten unter Pellegrino, ist das für Jahr eins unter dem Argentinier vielleicht aber noch zu ambitioniert.

Analyse: Talfahrt

Virgil van Dijk ist (zunächst) geblieben, die harmlose Offensive allerdings auch und der FC Southampton hat unter Pellegrino insgesamt mächtig abgebaut. Die Saints wirken gerade im Spiel nach vorne ideenlos, vermissen jegliche Kreativität oder Durchschlagskraft.

Man darf durchaus die Frage stellen, wieso Southampton die schon 2016/2017 enttäuschende Offensive auf dem Sommer-Transfermarkt komplett ignorierte. Um mehr Tore zu schießen, musste der Trainer die defensive Stabilität etwas vernachlässigen, ohne Erfolg und zum Leidwesen der Abwehr. Dazu gehörte noch Virgil van Dijk, doch auch er konnte die Talfahrt auf Platz 17 nicht stoppen und wurde vielleicht auch deshalb schon jetzt an den FC Liverpool verkauft. 

(Photo ADRIAN DENNIS/AFP/Getty Images)

Was muss besser werden?

Die insgesamt ca. 80 Millionen Euro, die man vom FC Liverpool erhält, müssen vorwiegend in die kränkelnden Offensive investiert werden, schon diesen Winter. Egal, ob man aufgrund der erhöhten Preise im Januar und der Transparenz der verbesserten finanziellen Lage drauf zahlen muss. Ob Pellegrino mit den antizipierten Neuzugängen langfristig zusammenarbeiten darf, ist nach nur einem Sieg in den letzten 13 Spielen allerdings ungewiss…

 

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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