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Premier League Zwischencheck III: Chelsea, Burnley, Huddersfield, Bournemouth & WBA

7. Januar 2018 | Spotlight | BY Chris McCarthy

Die Premier League Saison 2017/2018 hat die Halbzeitmarke bereits überschritten. Wir wollen für alle 20 Teams ein Zwischenfazit ziehen und ganz nebenbei den tatsächlichen Saisonverlauf der Mannschaften mit unseren ursprünglich getroffenen Prognosen vergleichen.

Spoiler: Wir lagen insgesamt gar nicht so weit daneben!

Teil 3: Chelsea, Burnley, Huddersfield, Bournemouth, West Bromwich

 

Chelsea

In unserer Saisonvorschau im August sagten wir:

Nach der beeindruckenden Saison 2016/2017 geht der FC Chelsea als Top-Favorit in die kommende Spielzeit. Der Kader ist quantitativ und qualitativ noch besser aufgestellt als im Vorjahr. Mit ein paar weiteren Neuzugängen sollte das Team gleich auf allen drei Hochzeiten (Premier League, FA Cup, Champions League) mittanzen können. Ein kleines Fragezeichen steht allerdings hinter Alvaro Morata. Denn nur wenn der 24-Jährige sich tatsächlich als die erhoffte, treffsichere Verstärkung entpuppt, können all diese Hochzeiten auch in titelreichen Ehen enden.

Analyse: Wo liegt das Problem?

Die weiteren von Antonio Conte geforderten und von uns eigentlich erwarteten Top-Neuzugänge blieben aus, trotzdem ist der Kader keinesfalls schlechter als letztes Jahr und das Fragezeichen im Sturm scheint ebenfalls geklärt. Alvaro Morata hat 10 Saisontore vorzuweisen, auch wenn er etwas abgeklärter sein könnte.

Warum ist Chelsea dann mit 16 Punkten Rückstand auf Manchester City „nur“ Zweiter? Haben die Unruhen um Trainer Conte und die Vereinsführung den Kader aus dem Gleichgewicht gebracht? Möglich, vielleicht sind die Blues gar nicht so übermäßig gut, wie es letzte Saison zwischenzeitlich schien und Manchester City ist schlichtweg so viel besser als im Vorjahr, bzw. so viel besser als die Konkurrenz?

Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte, denn Chelsea hatte letztes Jahr nach 22 Spieltagen ganze neun Zähler mehr auf dem Konto als in dieser Spielzeit und wäre damit immer noch sieben Zähler hinter dem aktuellen Spitzenreiter.

(Photo ADRIAN DENNIS/AFP/Getty Images)

Was muss besser werden?

Vor allem die Konstanz! Unnötige Niederlagen wie zuhause gegen Burnley, auswärts beim damaligen Schlusslicht Crystal Palace oder bei West Ham United müssen unbedingt vermieden werden und deuten auf Konzentrationsprobleme hin. Außerdem könnte Alleinunterhalter Eden Hazard in der Offensive etwas mehr Unterstützung gebrauchen, denn so unberechenbar der Belgier auch ist, so berechenbar ist die Tatsache, dass sämtliche Überraschungsmomente aus seinen Aktionen entstehen.

 

Burnley

In unserer Saisonvorschau im August sagten wir:

Es wird sicherlich nicht der schönste Fußball sein, aber sollten die Clarets in den verbleibenden Wochen des Transferfensters noch ein glückliches Händchen beweisen, haben sie eine realistische Chance auch eine dritte aufeinanderfolgende Premier League Saison zu bestreiten. Der Trainer, die Erfahrung und die Heimstärke sprechen im Abstiegskampf für sie, wenngleich es sehr eng werden dürfte. 

Analyse: Überraschungsteam der Saison

Nicht nur wir erwarteten für den FC Burnley eine Saison im knallharten Abstiegskampf, doch Trainer-der-Saison-Kandidat Sean Dyche belehrte uns allen eines Besseren! Unbeirrt von dem schwachen Transferfenster und des Verlustes ihres besten Spielers, Michael Keane (Everton), stehen die Clarets auf einem beeindruckenden Platz sieben.

Durch mannschaftliche Geschlossenheit, Disziplin, eine kompakte Verteidigung und Effizienz im Konterspiel hat „Ginger Mourinho“ so ziemlich jedes Kaliber zur Weißglut treiben können. Beeindruckend: Trotz der begrenzten individuellen Qualität holte man auswärts gegen die „Top-6“ der Liga von allen Teams der Premier League die meisten Punkte (6).

(Photo by Jan Kruger/Getty Images)

Was muss besser werden?

Der FC Burnley übersteigt derzeit in so ziemlich jeder Kategorie die Erwartungen und muss sich daher lediglich darauf fokussieren, die Konzentration aufrecht zu erhalten und in Anbetracht der aktuell greifbaren Europa League Plätze nicht anfangen zu träumen. Darüber hinaus wären die Clarets gut beraten, im Winter-Fenster noch einmal nachzubessern, denn Ermüdungserscheinungen und Verletzungsprobleme könnten den dünnen Kader gewaltig auf die Probe stellen.

 

 

Huddersfield

In unserer Saisonvorschau im August sagten wir:

Auf dem Papier wird es Huddersfield sehr schwer haben, der Abstiegskampf ist wohl unausweichlich. Dass dieser verhältnismäßig erfolgreich verläuft, hängt stark vom Einfluss des Trainers ab! Kann Wagner seinem Team auch in der einschüchternden Premier League zu dem in der Championship so gefürchteten Pressing und Ballbesitzfußball ermutigen? Selbst wenn die Terrier absteigen, sie werden auch im englischen Fußballoberhaus eine Marke setzen.

Analyse: Sich treu geblieben

Die Marke wurde zweifelsohne gesetzt und Huddersfield ist bei sechs Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze derzeit wohl sogar über dem Soll. Die Mannschaft versucht, wie erhofft, mutig zu agieren und selbst gegen die Top-Teams der Liga seinen Fußball zu spielen. Das geht nicht immer gut aus, ist aber von David Wagner ein Vertrauensbeweis an seine Mannschaft, der grade gegen kleinere Kaliber ein altbewährter Vorteil ist. Immer wieder erholt sich das Team von Niederlagenserien und demonstriert dabei Geschlossenheit und mentale Stärke. Diese Tugenden werden bei dem kleinen Kader und den enormen Strapazen in der Premier League sicherlich noch öfter auf die Probe gestellt werden.

(Photo by GLYN KIRK/AFP/Getty Images)

Was muss besser werden?

So gut David Wagner seinen Kader auf die Premier League vorberietet hat, so schnell könnten Ermüdungserscheinungen und Verletzungen bei seinen Dauerbrennern ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Ein längerer Ausfall von Leistungsträger Aaron Mooy beispielsweise gliche einer Katastrophe.

Huddersfield wird die ein oder andere signifikante Verstärkungen an Land ziehen müssen, um nicht ganz tief in den Abstiegskampf zu geraten.

Bournemouth

In unserer Saisonvorschau im August sagten wir:

Auch in Jahr drei im englischen Fußballoberhaus wird der AFC Bournemouth nichts mit dem Abstieg zu tun haben! Im Gegenteil, das Team wird aufgrund seiner hervorragenden Transferperiode und seinem außergewöhnlichen Trainer weiterhin Fortschritte machen. Ob diese auch in der Tabelle erkennbar sein werden, hängt stark davon ab, in wie fern sich die Konkurrenz im Mittelfeld entwickelt.

Analyse: Nicht so gut, wie vermutet

Die Transferperiode des AFC Bournemouth ist ein perfekter Beweis dafür, dass man Transfers erst auf dem Platz bewerten kann. Insbesondere die Neuzugänge Jermain Defoe und Asmir Begovic wurden, eigentlich verständlicherweise, zwar schon vor der ersten Partie als Heilsbringer gefeiert, hängen aber, so wie der gesamte Kader, den Erwartungen derzeit weit hinterher. Bournemouth, in den letzten Jahren unter Eddie Howie erfrischend mutig und angriffslustig, wirkt verkrampft und verunsichert.

Die Cherries haben sich nicht wie vermutet im Mittelfeld etabliert, sondern blicken bei nur drei Punkten Vorsprung eher auf die Abstiegszone.

(Photo by Dan Istitene/Getty Images)

Was muss besser werden?

Bournemouth braucht Erfolgserlebnisse und vielleicht frische Impulse in Form von Neuzugängen. Das Mittelfeld ist ideenlos und hauptverantwortlich dafür, dass im Vergleich zum Vorjahr ganze zehn Tore weniger auf der Habenseite stehen. Eddie Howe steht jedenfalls vor der anspruchsvollen Aufgabe, das Ruder herumreißen zu müssen und somit dem großen Hype der letzten Jahre gerecht werden zu können.

 

West Bromwich

In unserer Saisonvorschau im August sagten wir:

Es riecht nach Stagnation in den Midlands. Zwar dürfte der pragmatische Tony Pulis mit seiner kampfstarken und unbequemen Mannschaft das ein oder andere Top-Team wieder zur Verzweiflung treiben, doch der lang ersehnte Sprung raus aus dem Niemandsland der Tabelle sollte auch 2017/2018 nicht erwartet werden. Bleibt man auf dem Transfermarkt weiterhin so passiv, so ist die Wiederholung der letztjährigen Endplatzierung (10) sogar noch recht optimistisch.

Analyse: Ignorante Baggies

Wir haben es vermutet! West Bromwich Albion ist nicht mal stagniert, sondern hat sich in der Hinrunde 2017/2018 tatsächlich rückentwickelt. Nach elf Spielen ohne Sieg, darunter zuletzt vier Niederlagen in Folge, musste Tony Pulis seinen Platz räumen.

Auch wenn der Waliser aufgrund seiner unattraktiven Spielweise äußerst umstritten ist, demonstriert der bisher extrem enttäuschende Wechsel zu Alan Pardew (acht Spiele ohne Sieg), dass das Problem (wie von uns in der Vorschau angesprochen) nicht unbedingt der Trainer, sondern der Kader ist. Die Defensive verfügt über genügend Qualität, um gegen die Offensiven der Premier League zu bestehen, doch es fehlt nicht nur an Balance oder Struktur aus den vorherigen Jahren, sondern vor allem an Kreativität und Qualität im Angriff.

(Photo by Paul Gilham/Getty Images)

Was muss besser werden?

Der zweitschlechtesten Offensive des englischen Fußballoberhauses (16 Tore) fehlt es neben einem zuverlässigen Stürmer – sowohl Jay Rodriguez als auch Salomon Rondon haben lediglich drei Treffer auf dem Konto – hauptsächlich an Kreativität und Spielwitz aus dem Mittelfeld. Blickt man auf den Kader, fragt man sich, wo das herkommen soll und so sind die etwas knausrigen Besitzer der Baggies im Winter fast schon gezwungen, den Geldbeutel zu zücken, sonst sieht es düster aus…

 

 

Teil 1: Manchester City, Tottenham, Everton, Newcastle, Southampton

Teil 2: Manchester United, Arsenal, Watford, Crystal Palace, Stoke

 

 

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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