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Schnell, groß, torgefährlich: Das ist Gladbach-Neuzugang Marcus Thuram

22. Juli 2019 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Spotlight | Nach Breel Embolo hat Borussia Mönchengladbach am heutigen Montag die nächste Neuverpflichtung für den Angriff verkündet. Marcus Thuram wechselt von EA Guingamp aus Frankreich zur Borussia und unterschreibt einen Vertrag bis 2023. Doch welche Qualitäten bringt der Angreifer mit?

In Guingamp rückte er in den Fokus

Marcus Thuram wurde in Parma geboren und ist der Sohn von Weltmeister Lilian Thuram, der während seiner aktiven Laufbahn für die AS Monaco, den FC Parma, Juventus Turin und den FC Barcelona gespielt hat. Sein Sohn Marcus wechselte 2012 aus Boulogne zum FC Sochaux, spielte dort erst für die B-Mannschaft, ab 2015 lief er für die Profis auf. Im Sommer 2017 wechselte Thuram nach Guingamp, kostete nicht einmal eine Million Euro Ablöse.

(Photo by JEAN-FRANCOIS MONIER / AFP)

Seine erste Saison in Guingamp verlief für den damals 19-jährigen eher durchwachsen. Zwar kam er häufig zum Einsatz und zeigte auch sein Talent, die Effizienz ging Thuram aber noch abhanden, er löste viele Situationen nicht ideal und kam am Ende auch „nur“ auf 7 Scorerpunkte in 34 Spielen. Die guten Ansätze, die Thuram in seinem Spiel aber definitiv hatte, sollten in der darauffolgenden Saison noch häufiger auf den Platz gebracht werden.

Auch wenn EA Guingamp am Ende der vergangenen Saison den bitteren Gang in die Ligue 2 antreten musste, zeigte sich Thuram deutlich verbessert. Der mittlerweile 21-jährige wirkte konzentrierter und fokussierter, hatte an Defiziten gearbeitet, was sich auch auf seine Bilanz auswirkte. 13 Tore und eine Vorlage in 38 Pflichtspielen ist gerade bei einem Team, das abgestiegen ist, eine mehr als nur solide Bilanz.

Sehr gute Anlagen, Potenzial für mehr

Marcus Thuram zeichnet sich vor allem durch seine Vielseitigkeit aus. Dafür sind zwei Faktoren entscheidend – seine Größe und seine Geschwindigkeit. Mit 1,92m ist Marcus Thuram nämlich nicht gerade der Prototyp eines Tempodribblers auf der Außenbahn, doch durch seine enorme Athletik und seine Explosivität im Antritt gelingen ihm häufig erfolgreiche Dribblings. Der Rechtsfuß spielte in Guingamp häufig auf der linken Seite, zog gerne in die Mitte um den Abschluss zu suchen und ist ohnehin ein Spieler, der sehr abschlussorientiert agiert.

Aber Thuram kann auch als Mittelstürmer oder hängende Spitze auflaufen. Gerade im System von Marco Rose könnte er sowohl als großgewachsener Zielspieler als auch als Pressingelement fungieren. Zudem ist er mit seiner Geschwindigkeit eine Waffe, wenn es darum geht nach einem Ballgewinn schnellstmöglich in die Spitze zu spielen. Doch in einigen Bereichen muss sich Thuram noch verbessern. Sein Passspiel ist phasenweise zu lässig und ungenau, mitunter ist der Angreifer noch zu egoistisch, auch wenn der U21-Nationalspieler in der abgelaufenen Saison einige Fortschritte machen konnte.

(Photo by Sebastien SALOM-GOMIS / AFP)

Die Borussia weiß ohnehin, dass sie keinen fertigen Star verpflichtet hat, sondern einen Rohdiamant, der noch geschliffen werden muss. Aber Marco Rose hat bereits in Salzburg gezeigt, dass er junge Spieler auf das nächste Level hieven und sie ideal in sein System einbauen kann, warum sollte das also nicht auch mit Thuram gelingen? Für den Spieler selbst ist der Wechsel nach Gladbach jedenfalls der richtige Schritt. Der 21-jährige ist stark genug um regelmäßig auf Einsatzzeiten zu kommen und zwischen der Startelf und der Bank hin- und herzupendeln. Aufgrund der Teilnahme an der Europa League ist ein breiter Kader notwendig, Marco Rose rotierte auch in Salzburg immer wieder in den englischen Wochen.

Geduldig sein und hart arbeiten

Die Fans der Borussia dürfen nicht erwarten, dass Marcus Thuram die Bundesliga sofort in Grund und Boden schießt. Man verpflichtet ein 21-jähriges Talent, das eine Saison überzeugend gespielt hat und viele gute Anlagen hat. Dieser Transfer ist mit dem eines Alassane Plea vergleichbar, der in Nizza schon deutlich konstanter und effizienter spielte. Aber Thuram ist ein Spieler, der die Fans schnell begeistern könnte.

Denn zusätzlich zu seinem bereits angesprochenen Antritt verfügt Thuram auch über eine enorme Physis, die er auch noch gewinnbringend einsetzen kann. Er gibt keinen Ball verloren, kann sich auch gegen körperlich starke Verteidiger sehr gut behaupten. Insgesamt ist der 21-jährige eine sofortige Verstärkung für die Kaderbreite, mittelfristig kann er aber eine wichtige Rolle spielen, wenn er an Defiziten wie der teilweise nicht perfekten Ballkontrolle oder seiner Übersicht arbeitet.

Wenn die Anhänger der Borussia auch noch die nötige Geduld mitbringen und dem Spieler Zeit geben sich in der Bundesliga zu akklimatisieren und von Marco Rose zu lernen, dürften die „Fohlen“ viel Freude an Marcus Thuram haben.

Manuel Behlert

(Photo by VALERY HACHE / AFP) 

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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