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Warum der FC Bayern bei Leroy Sane an die Grenzen gehen sollte

27. Mai 2019 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Spotlight | Was in England als recht vages Gerücht begann, entwickelte sich in den letzten Tagen zu einem der heißesten Themen im europäischen Fußball. Der FC Bayern München interessiert sich für Leroy Sane, das ist mittlerweile auch seitens des Klubs bestätigt.

Bayern und Sané – das ist bekannt

Zunächst meldete der Journalist Duncan Castles aus England, dass sich der FC Bayern für Leroy Sane interessieren soll. Wenige Tage später legte der „Kicker“ hierzulande nach und berichtete, dass der FC Bayern Interesse an Leroy Sané habe und eine Verpflichtung „gut möglich“ sei, weil Pep Guardiola den Spieler abgeben würde. In den nächsten Tagen überschlugen sich die Ereignisse. Die „Bild“ war noch vorsichtig, der „Kicker“ berichtete, dass schon längst Kontakt zu Sané besteht.

Und auch Fabrizio Romano, der italienische Journalist, der als Korrespondent für den „Guardian“ tätig ist, brachte den FC Bayern ins Spiel, der ein Angebot über 80 Millionen Euro abgegeben haben soll. Daraufhin äußerten sich sogar die Verantwortlichen des Rekordmeisters. Uli Hoeneß teilte mit, dass man sich „mit der Personalie beschäftigt“, Karl-Heinz Rummenigge bestätigte das Interesse und verriet, dass der Rekordmeister versuchen werde den Spieler zu verpflichten. Zwar sind beide nicht euphorisch, sehen in Sané aber einen geeigneten Spieler für die Zukunft. In England meldete „Goal“ zudem, dass die „Skyblues“ aus Manchester versuchen werden Sané mit einem neuen Vertragsangebot zu überzeugen. Gelingt das nicht, scheint der FC Bayern zum jetzigen Zeitpunkt in der Tat die einzige Option für Sane zu sein.

Sane kostet viel Geld – zu viel?

Eine entscheidende Frage, wenn es um den möglichen Transfer von Leroy Sane zum FC Bayern geht, ist die finanzielle. Wenn das Ausgangsangebot, sollte man den Informationen des eigentlich sehr seriösen Fabrizio Romano Glauben schenken, tatsächlich bei 80 Millionen Euro liegen soll, dann wird man in München nicht automatisch davon ausgehen, dass dies reicht um Sané zu verpflichten. Vielmehr ist diese Summe eine Basis, auf der die Verhandlungen aufgebaut werden.

Gleiches wird auch für die erste Forderung seitens Manchester City gelten. Diese soll angeblich – es gibt verschiedene Zahlen – im Bereich von 100 Millionen Euro liegen. Ob beide Vereine tatsächlich zusammenkommen, wird von den eigenen Grenzen, die man sich intern setzt, abhängig sein. Klar ist: Der FC Bayern sucht einen Flügelspieler auf absolutem Topniveau, ist sich bei Nicolas Pepe, für den 70-80 Millionen Euro aufgerufen werden, nicht sicher. Die absoluten Premiumlösungen – wie zum Beispiel Eden Hazard – sind nicht möglich, Callum Hudson-Odoi wird eher als Zusatz gesehen. Bei allem, was realistisch ist, erscheint Leroy Sane also als eine naheliegende Lösung für den Rekordmeister.

Man muss sich seine Ambitionen vor Augen halten

Die abgelaufene Saison des FC Bayern zeigte vor allem international, dass man – ohne die richtigen Anpassungen im Kader – Probleme haben wird das Topniveau zu erreichen und um Europas Krone mitzuspielen. Das wird man in München registriert haben und eben deswegen dürfte Sané in den Fokus gerückt sein. Der FC Bayern hat international hohe Ambitionen, die man unter anderem durch den Transfer von Lucas Hernandez untermauerte. Eine Basis im Kader ist ja bereits vorhanden, diese gilt es nun mit ausgewählten Topspielern zu verfeinern.

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Und Leroy Sane ist ein solcher Topspieler. Der FC Bayern muss also bereit sein an seine Grenzen zu gehen um einen solchen Spieler zu verpflichten. Dass man das kann hat man bereits bei Lucas gezeigt, zudem betonte man zuletzt, dass es die ominöse „Grenze bei 80 Millionen Euro“ nicht gibt. Die Personalien werden also im Einzelfall betrachtet und sich die Chance entgehen zu lassen Leroy Sané zu verpflichten, weil man wegen 2, 3 oder auch 5 Millionen Euro einen Rückzieher macht, wäre das falsche Signal.

Leroy Sane: Kleine Schwächen, überragendes Potenzial

Beschäftigt man sich mit der Thematik rund um Leroy Sane, dann kommt die Frage auf, warum ein Wechsel überhaupt möglich ist. Sané ist unter Pep Guardiola zwar ein wichtiger Bestandteil der Offensive, aber kein Stammspieler, startete zuletzt seltener als gewünscht. Mängel in der Rückwärtsbewegung sollen ein Grund dafür sein, zudem ist Bernardo Silva im Vergleich etwas ballsicherer, übt mehr Kontrolle aus, während Sané eher über die Explosivität kommt. Sané ist auch kein Spieler, der „alles“ beherrscht, sondern leichte Defizite hat.

Der entscheidende Punkt ist aber, dass die Fähigkeiten, die er besitzt, eben jene Defizite kaschieren können und er in der Lage ist seine Sprintstärke, seinen guten Antritt und seine gefährlichen Hereingaben gewinnbringend einzusetzen. Überdies ist Leroy Sane erst 23 Jahre alt, kann weiter an seinen Schwächen arbeiten und ist im Normalfall noch nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen. Zu beachten ist außerdem, dass diese Entscheidung nicht alleine betrachtet werden sollte, sondern in der Gesamtkonstellation.

Die Frage nach dem gesamten Plan

Denn beim FC Bayern verändert sich in der Offensive einiges. Die Basis mit Robert Lewandowski, Kingsley Coman, Serge Gnabry und Thomas Müller steht, alle weiteren Fragen sind offen. Sané als dritter, dribbelstarker Flügelspieler würde dafür sorgen, dass die Qualitätsdichte enorm hoch ist. Bleibt James Rodriguez, dann ist zudem auch das Zentrum bereits sehr dicht und gut besetzt. Mit Hudson-Odoi könnte überdies – spätestens 2020 – noch ein anderer hochtalentieter Flügelspieler hinzustoßen.

Ein ganz wichtiges Element, auch für Leroy Sane, könnte Kai Havertz sein. Eine Verpflichtung des Offensivstars von Bayer 04 Leverkusen im Jahr 2020 gilt als denkbar, er könnte ein entscheidendes Puzzleteil sein, denn es gibt wohl kaum einen Spieler in seinem Alter, der so viele Elemente des Offensivspiels bereits derart gut beherrscht. Und wer Uli Hoeneß kennt, der weiß, dass er ein Befürworter einer „Achse“ bestehend aus deutschen Nationalspielern ist. Auch das könnte für einen Sané-Transfer eine Rolle spielen. Die kommenden Wochen werden also sehr interessant.

Manuel Behlert

(Photo by Michael Steele/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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