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Bundesliga-Vorschau Teil 6: FC Union, Stuttgart, Hoffenheim

18. August 2023 | Spotlight | BY Magdalena Schwaiger

Endlich ist es wieder so weit: Die Bundesliga startet in eine neue Saison. In dieser Vorschau widmen wir uns Union Berlin, dem VfB Stuttgart sowie der TSG 1899 Hoffenheim.

Union Berlin: Aufrüsten für die Champions League

Der 1. FC Union Berlin hat eine grandiose Saison gespielt, das kann man gut und gerne neidlos anerkennen. Die Köpenicker waren vom 6. bis zum 12. Spieltag der vergangenen Saison sogar Tabellenführer. Am 13. Spieltag wurden sie, wie sollte es auch anders sein, vom deutschen Rekordmeister aus München abgelöst. Dennoch kann sich die Abschlusstabelle der vergangenen Saison aus Sicht der Köpenicker definitiv sehen lassen. Am Ende standen auch nur acht Niederlagen zu Buche, Union Berlin wurde Vierter, noch vor dem SC Freiburg und Bayer Leverkusen, Diese Platzierung bedeutet auch die erstmalige Teilnahme der Unioner Vereinsgeschichte an der Champions League.

 



Es ist bereits das dritte Jahr hintereinander, dass das Team von Urs Fischer (57)  international vertreten ist. In der Saison 2021/22 scheiterte man in der Gruppenphase der Conference League, eine Spielzeit darauf war im Achtelfinale der Europa League Schluss. Doch die Unioner haben sich über die Jahre kontinuierlich gesteigert – was sie auch für internationale Stars immer attraktiver macht. Seit einigen Wochen wird über eine Rückkehr von Robin Gosens (29) in die Bundesliga berichtet, seit Dienstag ist der Wechsel fix. Gosens kostet die Unioner bis zu 15 Millionen Euro Ablösesumme. Bisher haben sich die Berliner für die kommende Saison mit Spielern verstärkt, die nur die Hälfte der Gosens-Summe oder noch weniger gekostet haben.

Robin Gosens Transfer Inter Mailand Union Berlin

(Photo by MIGUEL MEDINA/AFP via Getty Images)

Diogo Leite (24) kam für 7,5 Millionen Euro vom FC Porto, Lucas Tousart (26) vom Stadtrivalen Hertha BSC, Mikkel Kaufmann (22) vom FC Kopenhagen und Benedict Hollerbach (22) von Wehen Wiesbaden. Doch es sind vor allem die Leih-Geschäfte, die das Geschick der Unioner Führungsriege zeigen. Mit Brenden Aaronson (22) von Leeds United kommt ein junger und dynamischer Offensivspieler in die Hauptstadt. Ein weiterer Top-Leihspieler ist David Datro Fofana (20), den die Köpenicker vom FC Chelsea geholt haben. Zudem hat sich Union die Dienste von Kevin Volland (31, AS Monaco) gesichert und den Stürmer in die Bundesliga zurückgeholt. Die Ablösesumme soll bei rund vier Millionen Euro liegen. Ein weiterer Top-Transfer könnte sich anbahnen: Offenbar beobachtet der FC Union Leonardo Bonucci (36) von Juventus.

Der Kader für die kommende Spielzeit musste vor allem aufgrund der Dreifachbelastung durch Champions League, Pokal und Bundesliga noch einmal verstärkt werden, was den Berlinern auf jeden Fall gelungen ist. Die Anforderungen in der Königsklasse werden Union vor einige Probleme stellen, doch die Berliner könnten auch am Ende der kommenden Saison wieder international vertreten sein.

VfB Stuttgart: Aufschwung mit Hoeneß

Der VfB Stuttgart hat eine schwierige Saison hinter sich. Mit nur 33 Punkten retteten sich die Schwaben am letzten Spieltag mit einem 1:1 gegen die TSG 1899 Hoffenheim in die Relegation, aber nur, weil aus Leipzig Schützenhilfe kam. In der Relegation besiegte man dann den HSV souverän. Damit haben sich die Stuttgarter eine weitere Saison in der ersten Bundesliga gesichert.

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Coach Sebastian Hoeneß (41), den man erst wenige Spiele vor Saisonende geholt hat, hat laut VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth „einen großen Anteil daran, dass wir die Klasse gehalten haben“.  Hoeneß war bei seinem Amtsantritt im April bereits der vierte (!) VfB-Trainer der Saison. Im Oktober entließ Stuttgart Pellegrino Matarazzo, danach übernahm für zwei Monate Michael Wimmer. Im Dezember 2022 kam dann der alte VfB-Bekannte Bruno Labbadia, doch auch er konnte die Talfahrt der Stuttgarter nicht verhindern. Nur knapp fünf Monate nach seinem Amtsantritt entließ man Labbadia wieder aus den vereinseigenen Diensten und holte Sebastian Hoeneß, der nach seinem Ende bei der TSG 1899 Hoffenheim vereinslos war.

Sebastian Hoeneß VfB Stuttgart

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Mit dem 41-Jährigen holten die Stuttgarter im Saisonendspurt 1,83 Punkte pro Spiel und konnten sich schließlich noch in die Relegation retten. Personell konnten sich die Stuttgarter vor der neuen Saison schon ordentlich verstärken. Serhou Guirassy (27), der zuvor von Stade Rennes ausgeliehen war, wechselt für neun Millionen Euro fest zu den Schwaben. Auch Woo-yeong Jeong (23) vom SC Freiburg soll das Offensivzentrum der Stuttgarter verstärken. Mit der Leihe von Keeper Alexander Nübel (26) vom FC Bayern München hat der VfB für eine Million Euro ein echtes Schnäppchen gemacht.

Mittlerweile laufen den VfB jedoch die Stars davon. Wataru Endo (30) steht kurz vor einem Wechsel zum FC Liverpool, Borna Sosa (24) könnte noch zum FC Sevilla abwandern und Konstantinos Mavropanos (25) Abgang zu West Ham United ist bereits in trockenen Tüchern.

Sollten die Stuttgarter an den starken Schlussspurt der vergangenen Rückrunde anknüpfen, dürfte der Abstiegskampf in dieser Saison keine große Rolle spielen.

TSG 1899 Hoffenheim: Untere Tabellenhälfte oder internationales Geschäft?

Die TSG 1899 Hoffenheim hegte letzte Saison zu Beginn große Ambitionen – wie eigentlich jedes Jahr wollten die Kraichgauer um Europa mitspielen. Die Verantwortlichen merkten jedoch schnell, dass das internationale Geschäft diese Saison wohl keine große Rolle mehr spielen würde und entließen Breitenreiter. Für ihn übernahm Pellegrino Matarazzo, da dieser nach seiner Entlassung beim VfB Stuttgart vereinslos war. Als der gebürtige US-Amerikaner am 8. Februar übernahm, stand die TSG Hoffenheim auf dem  14. Tabellenplatz – nur drei Punkte vor dem Relegationsrang.

Für die ambitionierten Hoffenheimer war das ein Schock, die Saison 22/23 lief so gar nicht wie man sich das vorstellte. Mit Matarazzo ging es dann jedoch aufwärts. Richtig rund lief es zwar immer noch nicht, jedoch stand man am Ende der Saison auf dem 12. Tabellenplatz. Klingt sicher – war es aber nicht. Auch nach dem letzten Spieltag waren es nur drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang. Diese Saison soll alles wieder in geordneteren Bahnen verlaufen. Dafür hat sich die TSG auch kadertechnisch ordentlich verstärkt.

Der Königstransfer der kommenden Saison ist für die Hoffenheimer mit Sicherheit Attila Szalai (25). Der Innenverteidiger kommt für 12,3 Millionen Euro von Fenerbahce Istanbul. Zudem konnte sich die TSG die Dienste von Wout Weghorst (31) sichern, der auf Leihbasis vom FC Burnley kommt und für die Hoffenheimer auf Torejagd gehen soll. Vergangene Saison war die Treffer-Ausbeute sehr gering, man erzielte lediglich 48 Tore. Für die Torejagd wurde auch Marius Bülter (30) von Absteiger Schalke 04 verpflichtet. Der Linksaußen schoss in der vergangenen Saison elf Tore und bereitete einen Treffer vor. Bülter hat die TSG gerade einmal drei Millionen Euro gekostet.

Attila Szalai TSG 1899 Hoffenheim

(Photo by Cathrin Mueller/Getty Images)

Die Hoffenheimer müssen aber auch einige Abgänge verschmerzen, die es noch zu kompensieren gilt. Christoph Baumgartner (23) ist für 24 Millionen Euro zu RB Leipzig abgewandert, Stefan Posch (26) schloss sich dem FC Bologna an. Zudem wurde in den letzten Tagen über einen Wechsel von Angelo Stiller (22)  zum Mitkonkurrenten VfB Stuttgart berichtet. Mit den Baumgartner-Millionen könnten die Hoffenheimer noch ordentlich auf dem Transfermarkt tätig werden, um den Kader für die anstehende 61. Bundesligasaison noch zu verstärken. Ansonsten wird es für die Mannschaft von Matarazzo schwierig, aus dem unteren Tabellenmittelfeld herauszukommen. Durch die durchwachsene Saison 22/23 dürften die Ambitionen, am internationalen Geschäft teilzunehmen, erst einmal heruntergeschraubt werden.

(Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Magdalena Schwaiger

Interessiert an allem, was der Fußball zu bieten hat. Begeisterung für sportpolitische Themen und den FC Bayern - auch wenn da seit Jahren eine Menge Kritik mitschwingt.


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