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Der BVB entlässt Marco Rose: Keine gute Figur

20. Mai 2022 | Spotlight | BY Julius Eid

Spotlight | Völlig überraschend hat der BVB am Freitag verkündet, dass Marco Rose und sein Trainerteam in der nächsten Saison nicht mehr die Geschicke an der Seitenlinie lenken werden. Der Verein gibt dabei keine gute Figur ab, findet Julius Eid.

Marco Rose geht, neue Fragen kommen auf

Nüchtern betrachtet muss man erst einmal die Fakten durchgehen. Marco Rose ist am Freitagmittag überraschend vom BVB entlassen worden. Der Trainer, den die Borussen vom Borsigplatz schon seit Jahren beobachtet haben, den es dann von Salzburg nach Gladbach zog, wo man immer noch von ihm überzeugt war und ihn am Ende, für eine Ablösesumme, nach Dortmund lockte. Dort lief natürlich nicht alles rund in seiner ersten Saison. Schlechtes Abschneiden in den Pokalwettbewerben, uninspirierte Auftritte in der Liga. Auch Verletzungspech kam dazu. Am Ende war man sich einig: Da muss mehr kommen und da wird mehr kommen. Marco Rose bekommt einen Kader, mit dem er im nächsten Jahr den Erwartungen gerecht werden kann.

Nach einer „intensiven Saisonanalyse“ haben sich die Vorzeichen nun anscheinend komplett gedreht und man fragt sich, was genau da hinter verschlossenen Türen passiert sein muss. War man wirklich, so wie man es unter anderen in Person von Sebastian Kehl auch öffentlich kundgetan hat, vor dieser Saisonanalyse noch der Überzeugung man mache gemeinsam weiter? Wie absurd scheint es im hochmodernen „Geschäft Profifußball“, dass sich die Erkenntnisse des gesamten Vereines innerhalb einer gemeinsamen Nachanalyse komplett drehen? Oder war man sich vielleicht schon vor dieser Analyse gar nicht mehr so sicher, wie man gerne öffentlich getan hat? Sollte dies der Fall sein muss man die Frage stellen, warum der Klub seinen Fans eine klare Vision der nahen Zukunft in Aussicht gestellt hat, wenn man nie geplant hat diese einzulösen. In beiden Fällen macht der Verein keine gute Figur.

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BVB Kehl

(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Hals über Kopf: Der BVB wirft Pläne um

Was wohl das fatalste an dieser überraschenden Entlassung ist: Der BVB wirft wieder einmal Pläne um, er zerreißt seinen Fans die ersten Träume einer erfolgreichen, nächsten Saison noch bevor die alte Spielzeit gänzlich vorbei ist. Denn stillschweigend hatten sich große Teile mit der offiziellen Linie des Klubs geeinigt: Die Saison 2021/2022 war nicht zufriedenstellend, aber mit einem Umbruch im Kader liefert auch Marco Rose nächstes Jahr endlich. Gerade nach den vergangenen Jahren schienen viele Fans müde von all den Trainerentlassungen, spürbar war der Wunsch nach Kontinuität, zumindest an der Seitenlinie. Dann gab es erste Verkündungen von Transfers. Süle, Schlotterbeck, Adeyemi. Wunschspieler von Marco Rose, der sie teils persönlich von einem Wechsel überzeugte. Die Zukunftsvision verfestigte sich. Ein neuer Kader, ein Trainer der seit Jahren geschätzt wird und endlich die Spieler bekommt, die er für seinen Fußball braucht. Das hört sich doch gar nicht schlecht an.

Und unvermittelt ist diese Vision zerplatzt. Mit der Entlassung von Marco Rose ist mindestens die Hoffnung der Fans auf ein wenig Ruhe, ein wenig Kontinuität erneut dahin. Niklas Süle hat noch in dieser Woche ausführlich über seine Ziele mit dem BVB und mit Marco Rose gesprochen, sorgte mit großen Ambitionen für Freude im Umfeld. Das ist erstmal dahin. Es wäre wenig überraschend, wenn die Trainersuche bei den Dortmundern nicht lange dauern wird. Seit dem Pokalsieg steht Edin Terzic quasi dauerbereit um auf die Trainerbank zurückzukehren, gleichzeitig deutet sich auf dem Trainermarkt kein Coup an. Nach einer erfolgreichen, ersten Amtszeit und mit seiner charismatischen Art könnte es auch Terzic gelingen, noch einmal so etwas wie Euphorie zu entfachen. Doch für den Moment steht man in Dortmund mal wieder da und startet bei Null.

Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images

Julius Eid

Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.


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