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BVB | Schlechte Stimmung und viele Baustellen: Was ist in Dortmund los?

13. Juli 2023 | Spotlight | BY Damian Ozako

Spotlight | Während die nationale Konkurrenz auf dem Transfermarkt ein Ausrufezeichen nach dem anderen setzt, gibt der BVB wenige Wochen vor dem Saisonstart kein glückliches Bild ab. Müssen sich die Anhänger nun Sorgen machen?

Qualitätsverluste beim BVB

Nach dem bitteren Verspielen der Meisterschaft will Borussia Dortmund einen neuen Versuch unternehmen, die Titelserie des FC Bayern zu durchbrechen. Doch von Euphorie oder Optimismus kann rund einen Monat vor Saisonstart noch lange nicht die Rede sein. Der Verein ist gespalten wie schon lange nicht mehr und der immer noch aufgeblasene Kader ist qualitativ durch den Verlust von Jude Bellingham, Raphael Guerreiro und Mahmoud Dahoud um ein erhebliches Stück schlechter geworden. Was ist los beim BVB? [sc name="fanq_bundesliga_umfragen" ][/sc] "In dieser Saison habe ich nochmal endgültig erfahren, was es heißt, Borusse zu sein, wie es ist, eine riesen Enttäuschung mit unendlich vielen Menschen zu teilen und zu verstehen, was Borussia Dortmund wirklich ist", teilte Julian Brandt einige Tage nach dem 2:2 gegen Mainz auf Instagram mit. So dramatisch das Ende der Saison auch war, so versöhnend waren die Interaktionen mit dem Publikum im Stadion. Die Reaktion der Fans und auch die Einblicke in die Gedankenwelt einiger Spieler, die sich nach und nach in den sozialen Netzwerken äußerten, ließen den Eindruck entstehen, dass der BVB nach vielen orientierungslosen Jahren wieder zu sich selbst gefunden hat. Mit einer neuen mannschaftlichen Geschlossenheit und der bedingungslosen Unterstützung der Fans, die sich nach langer Zeit mal wieder mit dem Team identifizieren konnten, wollte man angriffslustig in die neue Saison starten. Wenige Wochen später könnte die Stimmung kaum schlechter sein. Der Verein gibt derzeit ein wahrlich unglückliches Bild ab.

Borussia Dortmund: Nmecha im Fokus

Bellingham, der sportlich, aber auch menschlich riesige Fußstapfen hinterließ, wurde ausgerechnet mit Felix Nmecha ersetzt. Bei allem Respekt vor seiner Entwicklung auf dem Platz ist die Ablösesumme in Höhe von bis zu 30 Millionen Euro kaum zu rechtfertigen. Dass Sebastian Kehl gegenüber Sky erklärte, dass die durch Bellingham, Guerreiro und Dahoud entstandenen Lücken durch Nmecha geschlossen worden seien, bereitet einigen Fans Sorgen. Sollte der Sportdirektor das nicht nur aus reinem Kalkül gesagt haben, um bei möglichen Transferverhandlungen durch öffentliche Ansagen die Preise in die Höhe schießen zu lassen, wäre diese Haltung auch berechtigt. Denn neben den sportlichen Fragezeichen kommt noch die Tatsache hinzu, dass der BVB für Nmecha seinen Wertekodex brach und somit etliche Fans enttäuschte. Die Kommunikation dazu war schlichtweg mangelhaft und undurchsichtig. Der Schulterschluss mit vielen Anhängern ist erstmal beschädigt. Der Druck für Nmecha, der nun im Fokus der Öffentlichkeit steht, wird dadurch nicht geringer.
Weiteres Personal ist neben dem Mittelfeldspieler und Ramy Bensebaini, der ablösefrei von Gladbach kam, auch erstmal nicht zu erwarten. Mit Edson Alvarez war eigentlich ein Sechser schon so gut wie eingetütet, aber nun ist man wieder weit davon entfernt, den Ajax-Profi zu holen. Rechtsverteidiger Ivan Fresneda, der im Winter angeblich kurz vor einem Wechsel von Real Valladolid zum BVB stand, ist nun auch kein Thema mehr. Neue, ernstzunehmende Gerüchte? Nicht in Sicht.

BVB wird ungewünschte Profis nicht los

Ein weiteres Problem: Es gibt noch einige Spieler, wie Nico Schulz, Thomas Meunier oder auch Thorgan Hazard, die hohe Gehälter beziehen und Dortmund so in Transferaktivitäten einschränken. Hier drohen lange, zähe Verhandlungen, die eher zum Ende des Sommers abgeschlossen werden könnten oder eben auch nicht. Die beiden Belgier scheinen zumindest Interesse daran zu haben, zu Vereinen zu wechseln, in denen sie sportlich eine Rolle spielen könnten. Bei Schulz sieht es dahingehend schon komplizierter aus. Dass sich Premier-League-Aufsteiger Burnley mit dem BVB eigentlich über eine Leihe von Soumaila Coulibaly inklusive Kaufpflicht in Höhe von rund 18 Millionen Euro einig war und der Deal dann doch noch platzte, passt zum bisherigen Sommer der Borussia.

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"Mir ist wichtig, dass wir gute Transfers tätigen, nicht schnelle Transfers", teilte Cheftrainer Edin Terzic nach dem ersten Testspiel der Saison mit. Damit hat er auch vollkommen Recht. Nur hat der BVB noch etliche Baustellen, die dringend geschlossen werden müssen und die Zeit drängt, um möglichen neuen Akteuren während der Vorbereitung die Spielideen zu vermitteln. Im defensiven Mittelfeld fehlte eine ernsthafte Alternative zu Emre Can, neben Nmecha braucht es noch einen weiteren kreativen, offensiven Impuls für die Zentrale, und auch bei den Außenverteidigern könnte bzw. müsste der BVB nachlegen, wenn man in allen Wettbewerben eine gute Rolle spielen will. Schlechte Stimmung, ein Königstransfer, der aus mehreren Gründen für Skepsis sorgt und noch viele offene Baustellen im Kader. Noch ist es zu früh, für ein Fazit, aber es ist jetzt schon klar, dass Kehl und die restlichen Verantwortlichen in den nächsten Wochen sehr viel zu tun haben werden. Stand jetzt, bewegt sich der BVB mit einem Kader, der sich im Vergleich zur letzten Saison verschlechtert hat, auf sehr dünnem Eis. Übertragen sich die derzeit großen Zweifel in der Fangemeinde auch noch ins Stadion, könnte es eine anstrengende Saison für den Vizemeister werden.

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Damian Ozako

Als Kind von Tomas Rosicky verzaubert und von Nelson Haedo Valdez auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht worden. Geblieben ist die Leidenschaft für den (offensiven) Fußball. Seit 2018 bei 90PLUS.


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