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BVB und Terzic kriseln in die Winterpause: Wenn nicht jetzt handeln, wann dann?

20. Dezember 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Fragende Gesichter, viele offene Fragen, wenig Antworten und nicht viel mehr als Durchhalteparolen: Nach dem 1:1 des BVB gegen Abstiegskandidat Mainz 05 herrschte am Dienstagabend Alarmstimmung. Edin Terzic stand unter Druck, die Leistung der Mannschaft trug aber nicht zu einer Entlastung für den Trainer bei. 

BVB und Terzic stecken in der Krise

Die Winterpause ist für Klubs in Deutschland immer der ideale Zeitpunkt, um ein ausführliches Zwischenfazit zu ziehen. Bei Borussia Dortmund fällt das einmal mehr sehr durchwachsen aus. Über die Leistung in der UEFA Champions League kann sicher niemand meckern. Eine Gruppe mit Newcastle United, PSG und Milan, die zwar alle nicht ihr Topniveau erreichten, aber individuell sehr gut besetzt sind, als Gruppensieger abzuschließen, ist aller Ehren wert. Gegen einen starken VfB Stuttgart auswärts aus dem Pokal auszuscheiden ist ärgerlich, aber für sich genommen keine Katastrophe.

 



Wäre da nicht das Gesamtbild, in das sich diese Ereignisse einreihen. Dabei dient der Blick auf die Tabelle sehr gut, um einen Realitycheck zu erhalten. 16 Spiele, 27 Punkte, ein Torverhältnis von +5 (!) und Platz fünf, im schlimmsten Fall sechs Punkte hinter Rang vier, der sicher für die Champions League reicht. Trainer Edin Terzic sprach nach dem Spiel davon, dass man nun alle Themen, die sich nach dieser ersten Halbserie auftun, intern in Ruhe besprechen werde, wie man es immer tut. Gesprächsstoff gibt es genügend, nur eines der letzten acht Spiele in der Bundesliga wurde gewonnen, der Trend spricht gegen den BVB.

Eine Frage, die sich da automatisch stellt: Haben alle begriffen, wie prekär die Situation aktuell ist? Ein Interview von Emre Can lässt daran zumindest Zweifel aufkommen. „Es läuft einfach nicht. Wir schießen ein Tor, dann ist es knapp Abseits. In der ersten Halbzeit springt der Ball an die Latte und dann an die Linie. Das sind die entscheidenden Momente, die zurzeit nicht auf unserer Seite sind. Ich kann den Jungs nichts vorwerfen“, so der Mittelfeldspieler. Das lassen wir mal so stehen.

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BVB: Der ideale Zeitpunkt für Veränderungen

Im Verlauf einer Saison gibt es immer bestimmte Zyklen, die sich bei einer aufkommenden Trainerfrage für eine saubere, ruhige Lösung anbieten. Neben Länderspielphasen ist das vor allem die Winterpause, die jetzt auch wieder ansteht. Für den BVB wäre dies der richtige Zeitpunkt, um Konsequenzen zu ziehen. Konsequenzen für Probleme, die wiederkehrend sind. Terzic selbst sagte nach dem Spiel gegen Mainz: „Das sind Themen, die sich leider wiederholen. Das sind Themen, die wir im letzten Sommer besprochen haben, im letzten Winter besprochen haben und die uns schon sehr lange begleiten.“

Terzic BVB

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Wenn die gleichen Probleme immer wieder auftreten, dann muss derjenige, dessen Aufgabe es ist, Lösungen zu finden, hinterfragt werden. Edin Terzic stand immer mal wieder in der Kritik, aber bessere Phasen, in denen die Ergebnisse stimmten, sorgten in Verbindung mit der Tatsache, dass er eine Identifikationsfigur ist, für eine Jobsicherheit. Die letzten Wochen sind allerdings hochgradig alarmierend und auch im Klub scheint Medienberichten zufolge langsam aber sicher der Rückhalt zu schwinden. Und das zurecht.

Das Spiel gegen Mainz 05, das zuvor in fünf Spielen nur ein Tor erzielte und nicht gerade eine breite Brust hatte, zeigte schonungslos, wie wenig Lösungen der BVB aktuell findet. Die erste Halbzeit war noch in Ordnung, weil Mainz sich nicht traute, höher zu pressen. Als sich das änderte, veränderte sich auch das Spiel. Dortmund produzierte technische Fehler, hatte keinen Plan, wie die hoch anlaufenden und organisierten Mainzer überspielt werden sollten. Das Spiel kippte, hätte bei einem ungünstigen Verlauf sogar ganz kippen können.

Vorschnelle Trainerwechsel sind selten eine gute Lösung. In Dortmund hat man die Geduld mit dem aktuellen Trainer aber ausgereizt. Es wurden verschiedenste Veränderungen vorgenommen und der BVB findet sich zum wiederholten Male an einem ähnlichen Punkt wieder. Ob es nun zu einer Trennung kommen wird und wenn ja, wann der Klub diese kommuniziert, bleibt abzuwarten. Und welche Lösung danach gewählt wird, beispielsweise ein Übergang bis zum Sommer, um einen größeren Kandidaten zu verpflichten, wird auch noch zu diskutieren sein. Klar ist jedenfalls: So gut Terzic menschlich auch zum BVB passt, die Entwicklungen dürfen nicht mehr ignoriert werden. Die perfekte Zeit zum Handeln ist jetzt. 

(Photo by UWE KRAFT/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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