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BVB: Durchbruch oder Durchschnitt? Darum wird die kommende Saison für Bynoe-Gittens so wichtig

22. Juli 2024 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Im Sommer 2020 wechselte der junge Engländer Jamie Bynoe-Gittens von Manchester City in die U19 des BVB. Dort sollte er an die Profis herangeführt und sein großes Talent gefördert werden. Vier Jahre später befindet sich seine Karriere an einem entscheidenden Punkt. 

Toptalente haben sich bei Borussia Dortmund schon einige durchgesetzt. Jadon Sancho, Jude Bellingham, Ousmane Dembele und Erling Haaland sind vier Beispiele. Zwar mit klar unterschiedlichen Voraussetzungen, aber der Durchbruch in Dortmund gelang. Darauf hoffte auch Jamie Bynoe-Gittens.

Bynoe-Gittens: Nicht mehr als Ansätze

Die Vorschusslorbeeren waren groß, als Jamie Bynoe-Gittens 2020 zu Borussia Dortmund wechselte. Schließlich war er bei Manchester City in der Jugend ein vielversprechender Spieler, der den Karriereweg einiger anderer prominenter Beispiele, die beim BVB den Durchbruch schafften, nachzeichnen wollte. Klar, denn in Dortmund herrscht zwar Druck, aber nicht der ganz große. Junge Spieler können theoretisch früher gefördert werden. Der junge Engländer akklimatisierte sich in Dortmund, feierte im April 2022 sein Debüt in der Bundesliga gegen Wolfsburg.



Vier Monate später traf er zum ersten Mal in besagter Liga. Bis heute kamen noch einige Spiele hinzu, 44-mal lief der Offensivspieler in der Bundesliga auf. Vier Tore und sieben Vorlagen sind dabei keine schlechte Quote, zumal er oft als Joker eingesetzt wurde. So ganz wollte der Funke aber noch nicht überspringen. Der mittlerweile 19-Jährige zeigte in Ansätzen seine Qualität, sprich seine Geschwindigkeit, seine Haken und seine Technik, brachte das aber insgesamt zu selten auf den Platz.

Nun sind Leistungsschwankungen für einen Spieler im Teenager-Alter alles andere als unnormal, die Bandbreite des Qualitätsspektrums von „JBG“ bedient aber beide Extreme: Es gab Spiele, in denen fast alles funktionierte und er sofort einen extrem großen Einfluss hatte, teilweise funktionierte aber auch fast gar nichts, er wirkte teilnahmslos, schnell frustriert. Auch das ist für einen 19-Jährigen normal, aber wir reden nun einmal davon, dass der Spieler die größtmöglichen Ziele hat und zu einem der besten Offensivakteure in Europa werden will. Und irgendwann muss er sich daran messen lassen.

Die Saison 2024/25 wird für Bynoe-Gittens enorm wichtig

Rein gemessen an den Anlagen, die der Engländer mitbringt, ist diese Wunschvorstellung der eigenen Entwicklung gar nicht fernab der Realität. Sein niedriger Körperschwerpunkt hilft ihm, seine Dribblings auf engstem Raum sind stark, sein Zug zum Tor ist ausgeprägt. Er will zocken, kombinieren, dribbeln, ein Feingeist wie Freigeist sein. Das alles darf auch erlaubt sein, allerdings eingebettet in festen taktischen Strukturen. Und hier kommen wir nun zur Saison 2024/25.

(Photo by Leon Kuegeler/Getty Images)

Die Konstellation vor der neuen Saison ist speziell. Es ist ein neuer Cheftrainer im Amt, aber jemand, der den Spieler schon kennt. Nuri Sahin soll eine neue Identität prägen, dem BVB einen Wiedererkennungswert verleihen. Klarere Strukturen, mehr Konstanz, eine klare Hierarchie. Das sind Eckpfeiler, die für einen Klub wichtig sind, die aber auch dafür sorgen, dass junge Spieler einen Schritt in ihrer Entwicklung gehen können, ohne dazu gezwungen zu sein, permanent die Verantwortung zu übernehmen. Soweit ist Bynoe-Gittens noch nicht, er ist kein Bellingham, aber jemand, der in heiklen Spielphasen mit einer Aktion den Unterschied ausmachen kann. Und daran muss er sich messen lassen.

Es erwartet auch niemand von ihm, dass er 2024/25 sofort den Schritt zu 30 Scorerpunkten in einer Saison macht. Aber aufgrund des Neuanfangs in Dortmund, des Abgangs von Marco Reus, der Verpflichtung von Serhou Guirassy und den neuen Sahin-Ideen ist es für ihn an der Zeit, die Gunst der Stunde zu nutzen. Denn betrachtet man die Anlagen und die fußballerische Klasse an sich, dann ist es durchaus möglich, dass Bynoe-Gittens die Fähigkeit besitzt, zeitnah zu explodieren und einen ganz entscheidenden Schritt zu gehen.

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In der neuen Saison hat er die Chance, auf dem Platz zu zeigen, was er alles leisten kann. Dazu muss er nicht nur frei aufspielen, wie es bisher oft der Fall war, sondern auch lernen wollen, fokussierter sein. Eigentlich muss er „nur“ den typischen Reifeprozess eines Spielers in seinem Alter durchlaufen. Die nächste Saison kann also ein entscheidender Wegweiser in seiner Karriere sein. Vereinfacht gesagt geht es um die Frage: „Durchschnitt oder Durchbruch?“ – Auch wenn das in diesem Alter vielleicht ein bisschen überspitzt ist.

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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