Wirtschaftsexperte über DFL-Deal: „Die schlechteste Option“

12. Dezember 2023 | News | BY Jannek Ringen

Am Montag stimmten die DFL-Mitglieder für einen Investoren-Deal ab. Während viele Fans besorgt sind, dass damit ein neues Zeitalter anbricht, warnt ein Wirtschaftsexperte vor dem Deal.

DFL: „Ein Private-Equity-Investor ist gefährlich für die deutsche Fußballkultur“

Der 11. Dezember könnte als ein wichtiger Tag im deutschen Fußball eingehen. Bei einer DFL-Sitzung haben 24 der 36 Proficlubs für einen Investoren-Deal der DFL gestimmt. Damit erreichte die Liga genau die Zweidrittelmehrheit, die sie benötigt hatte, um ihr Vorgehen umzusetzen. Der Plan sieht vor, dass sechs bis neun Prozent der Anteile an der Tochtergesellschaft „MediaCo“, welche unter anderem für die TV-Rechte zuständig ist, an ein Private-Equity-Unternehmen verkauft werden.



Der Deal soll 20 Jahre gehen und die DFL erhofft sich davon Einnahmen um die eine Milliarde Euro. In den vergangenen Wochen nahmen die Proteste der aktiven Fanszene rund um den Investoreneinstieg massiv zu. Obwohl die DFL klare Brandmauern rund um die weitere Spieltagszerstückelung für die Investoren aufgestellt hat, sorgen sich die Fußballfans in Deutschland, dass diese rote Linie überschritten werden könnte. Außerdem machen die Fans sich Sorgen, dass es Spiele im Ausland geben könnte.

Obwohl bereits einige Namen wie Advent oder Blackstone als potenzielle Investoren genannt wurden, ist es noch absolut ungewiss, wie sich ein Investoreneinstieg auf den deutschen Fußball auswirken wird. Gegenüber der Wirtschaftswoche gab Daniel Mittler, Wirtschaftsexperte und Geschäftsführer der Bürgerbewegung Finanzwende, ein Interview. Der Experte für Nachhaltigkeit äußerte seine Bedenken über die Entscheidung der DFL.

Auf die Nachfrage nach der roten Linie zeigte Mittler sich besorgt. „Die Betonung der roten Linien zeigt, dass die DFL verstanden hat, dass Private-Equity-Investoren gefährlich sind; aber gleichzeitig wollen sie mit ihnen arbeiten. Das ist ein Fehler“, sagte der 50-Jährige und fügte hinzu: „Wenn Private-Equity-Investoren erst mal einen Fuß in der Tür haben, werden sie ihn nicht mehr rausnehmen, sondern immer mehr Einfluss einfordern.“

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Damit traf er genau die Bedenken, welche Fußballfans im Zuge des Deals haben. Dass die roten Linien über die Laufzeit von 20 Jahren zu halten sind, hält er „mindestens langfristig für naiv“, da Einflussnahme „das A und O von Private Equity“ sei. „Eine Laufzeit von 20 Jahren ist für Private-Equity-Investoren ungewöhnlich lang“, merkte er an und verwies darauf, dass diese Unternehmen eher kurzfristig orientiert sind.

Mittler hält den Einstieg von Private-Equity-Unternehmen für äußerst gefährlich. „Es ist auf jeden Fall die gefährlichste Art und Weise für die deutsche Fußballkultur: Damit hält zwangsläufig eine extreme Rendite-Orientierung und das Prinzip Wachstum um jeden Preis Einzug in den deutschen Fußball“, erklärte er.

Angesprochen auf Vergleiche wie beispielsweise einen Verkauf der Namensrechte an der Bundesliga hielt er einen Private-Equity-Investor für „die schlechteste Option“. „Die DFL hätte alle anderen Möglichkeiten besser und mit mehr Vorlaufzeit prüfen müssen – und sollte diese Alternativen auch jetzt noch sich genau anschauen“, übte der Experte Kritik an dem Verfahren der Liga.

Rund um den Deal ergeben sich derzeit viele Fragen. Aktuell wird noch niemand, selbst aus dem inneren Kreis der DFL, einschätzen können, inwieweit ein potenzieller Investor Einfluss nehmen wird. Dennoch wäre ein Überschreiten der roten Linien ein klarer Tabubruch und ein Vertrauensbruch der Liga.

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(Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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