Zwischen Rechtepoker und neuem Investoren-Prozess: Die DFL und die Milliardenfragen

9. Oktober 2023 | News | BY sid

Zwischen Medienrechten, Investor-Light und Grundlagenvertrag: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) stellt die Weichen für die Zukunft.

DFL möchte in eine erfolgreiche Zukunft

Zum 100-tägigen Dienstjubiläum rührten die neuen DFL-Geschäftsführer gewaltig die Werbetrommel für ihr „Top-Medienprodukt auf Weltklasseniveau“. Marc Lenz und Steffen Merkel schwärmten im Wechsel von ihrer „Spitzenliga“ – und versuchten, möglichen Interessenten die nationalen Medienrechte schmackhaft zu machen. Die Liga gehe „aus einer Position der Stärke“ in den Ausschreibungsprozess im kommenden Frühjahr, trotz zahlreicher kniffliger Herausforderungen.

Der Profifußball befinde sich zwischen geplatztem Investorendeal und neuer Medienrechte-Periode in „einer wegweisenden Phase“, so Merkel nach der Versammlung der 36 Klubs im Frankfurter Flughafen-Hotel Sheraton, „eine Phase einschneidender Veränderungen“. Ein veränderter Medienmarkt, das dauerhafte Angebot von Sportinhalten, die neue Ära der Mediennutzung sowie wachsende Konkurrenzangebote würden die Ausschreibung besonders schwierig machen. Um die 1,1 Milliarden Euro, die es derzeit pro Saison gibt, wird schwer gezittert.

Für eine rosige Zukunft sei deshalb eine „Weiterentwicklung des DFL-Modells notwendig“, betonte Lenz. Dafür brauche es Investitionen. Deshalb wird der erst im Mai gescheiterte Einstieg eines Geldgebers nicht das letzte Wort gewesen sein, es könnte einen „Light-Deal“ mit einem weitaus geringeren finanziellen Volumen geben. „Ein entsprechender Prozess mit veränderten Eckpunkten ist möglich“, äußerte Lenz: „Wir müssen uns auf ein gemeinsames Finanzierungskonzept verständigen, um die Klubs zukunftsfähig aufzustellen.“

Mehr News und Storys rund um die Bundesliga



Das für Montag angedachte Votum zur angepassten 50+1-Regel musste verschoben werden. Grund dafür ist ein Befangenheitsantrag. Gestellt wurde er von der Firma des jordanischen Unternehmers Hasan Ismaik, dem Investor beim Drittligisten 1860 München. „Diese Prüfung muss das Kartellamt intern finalisieren“, betonte Lenz auf der ersten Pressekonferenz der neuen Führung. Er sei aber „zuversichtlich“ bezüglich der Rechtmäßigkeit der angepassten Regelung.

„Seit einigen Monaten“ beschäftige sich die Liga zudem mit einem nationalen Financial Fairplay, meinte Lenz: „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir finanzielle Stabilität stärken. Wir setzen uns damit auseinander, was komplementäre Maßnahmen sein könnten. Es müsste sehr nah an einem internationalen Financial Fairplay ausgerichtet sein. Wir werden das diskutieren.“ Er persönlich halte das „für sehr sinnvoll“.

Im langjährigen Streit mit dem Land Bremen um die Polizeikosten bei sogenannten Hochrisikospielen hält die DFL-Spitze an ihrer bisherigen Position fest und rechnet noch in diesem Jahr mit einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts.

Die DFL ist weiterhin der Ansicht, dass die Bremer Regelung nicht verfassungskonform sei. Die Sicherheit im öffentlichen Raum sei eine staatliche Kernaufgabe, die mit Steuergeldern finanziert werde – auch von den Profiklubs.

Erwartungsgemäß segneten die Profiklubs nun ebenfalls den Grundlagenvertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) für die kommenden sechs Jahre ab. Die Erst- und Zweitligisten votierten für das bis 2029 geltende Abkommen. „Eine sehr gute Nachricht für den deutschen Fußball“, schwärmte Lenz. Vor zehn Tagen hatte bereits der DFB auf seinem Ordentlichen Bundestag mit deutlicher Mehrheit grünes Licht gegeben.

Erst Ende Juni war es zu einer Einigung beider Lager gekommen, nur wenige Tage bevor die alte Vereinbarung ausgelaufen wäre. Gerade bei den Finanzen war der Weg zur Einigung steinig, DFL-Aufsichtsratsboss Hans-Joachim Watzke hatte dem DFB in den Verhandlungen zwischenzeitlich gar mit juristischen Schritten gedroht. Nun herrscht wieder Einigkeit.

Die Liga, betonte Merkel noch energisch, habe „eine starke Grundlage“ und sei „stärker als so mancher Bericht in den letzten Monaten glaubhaft machen will“.

Mehr News und alle Gerüchte in unserem Tagesticker.

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)


Ähnliche Artikel