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Neuer Bayern-Sportvorstand Eberl: Das sind seine fünf größten Baustellen

27. Februar 2024 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Es ist offiziell: Max Eberl ist neuer Sportvorstand beim FC Bayern. Zumindest ab dem 1. März, denn dann beginnt er seine Tätigkeit beim Rekordmeister. Unterstützung ist dort gern gesehen, denn es gibt viel zu tun. Für den Ex-Funktionär von RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach tun sich einige Baustellen auf, an denen sofort gearbeitet werden muss. 

Denn der FC Bayern wird im Sommer einen größeren Umbruch vollziehen, stellt sich dafür gerade neu auf. Angepackt werden muss auf nahezu allen Ebenen. Wir liefern einen Überblick über die fünf größten Baustellen beim Rekordmeister!

Baustelle 1: Die Trainersuche beim FC Bayern

Dass Thomas Tuchel am Saisonende nicht mehr Trainer des FC Bayern München sein wird, ist hinlänglich bekannt. Aktuell stellt sich aber die Frage, wer die Nachfolge übernimmt. Xabi Alonso tendiert wohl eher zum FC Liverpool, Zinedine Zidane wäre ein Trainer, der wohl eher nicht perfekt für einen Umbruch dieser Größenordnung wäre, Julian Nagelsmann war gerade erst Coach in München, Sebastian Hoeneß hat noch keine Erfahrung auf dem allerhöchsten Niveau, Jürgen Klopp macht mindestens ein Jahr Pause, Antonio Conte ist ein sehr aufbrausender Trainer und Kandidaten wie Ruben Amorim und Roberto de Zerbi lassen zwar sehr spannenden Fußball spielen, fühlen sich aber dort wohl, wo sie aktuell sind und haben teilweise noch einen langen Vertrag. Für Max Eberl wird es als erstes wichtig sein, eine Art Profil zu erstellen, danach dann die einzelnen Kandidaten, die er, Christoph Freund & co. auf der Liste haben, abzuarbeiten.

 



Dass der neue Trainer zwingend deutsch sprechen muss, ist übrigens nicht der Fall. Das wurde auf der Pressekonferenz von Max Eberl bereits klargestellt. Die Verständigung ist ein Thema, aber die meisten Trainer sprechen nun einmal auch englisch. Wichtig wird sein, bei der Entscheidung eine gute Balance aus schnellem Handeln, aber doch einer überlegten Entscheidungsfindung an den Tag zu legen. Ein undurchdachter Schnellschuss darf es nicht sein, bis in den Sommer hinein zu warten, ist aber auch falsch, denn der Kaderumbruch muss auch mit dem Trainer abgesprochen werden.

Baustelle 2: Eberl muss klare Strukturen schaffen

Ein weiterer, zentraler Punkt: Es müssen klare Strukturen geschaffen werden. Nun kann Max Eberl nicht alleine dafür sorgen, aber Veränderungen sind bereits im Gange. Der Vorstand wird ausgedünnt, damit eine einfachere Absprache herrscht, Dinge schneller diskutiert und auch entschieden werden können. Das beschleunigt die Prozesse, von denen man zuletzt den Eindruck hatte, sie seien zu kompliziert verlaufen.

Eberl

(Photo by ALEXANDRA BEIER/AFP via Getty Images)

Wichtig wird sein, dass die Abstimmung untereinander sehr gut funktioniert und von Anfang an klar ist, welche Aufgabenverteilung herrscht. Dabei spielen nicht nur Eberl und Sportdirektor Christoph Freund eine Rolle, auch mit Rene Maric, der zurzeit die U19 des Rekordmeisters trainiert und in Personalunion als Entwicklungscoach für ein ganzheitliches Jugendkonzept tätig ist, muss sich ausgetauscht werden. Die Kommunikation im Verein wird eine wichtige Rolle spielen und je eher hier Routinen spürbar sind, desto besser.

Baustelle 3: Vertragsverlängerungen, auch perspektivisch

Zu den wichtigsten Punkten, die in den kommenden Wochen und Monaten angegangen werden müssen, gehören die Vertragsverlängerungen. Christoph Freund hat bereits ein wenig vorgearbeitet, unter anderem mit Thomas Müller, Manuel Neuer aber auch dem aufstrebenden Aleksandar Pavlovic verlängert. Das war wichtig, keine Frage. Doch es gibt noch andere Personalien, die rasch zu klären sind. Allen voran geht es dabei um den Vertrag von Alphonso Davies. Dieser endet 2025, der Flirt mit Real Madrid ist unübersehbar. The Athletic berichtete schon von einer verbalen Einigung zwischen Spielerseite und Klub.

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Das heißt aber noch nicht, dass es sicher zu einem Wechsel kommen wird. Die Tendenz geht zwar in Richtung Abschied, das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen. Eberl steigt nun mit in den Austausch ein und eine minimale Chance soll, sofern sie dann noch besteht, auch ergriffen werden. Leroy Sané und Joshua Kimmich haben ähnlich wie Davies nur noch ein bis 2025 gültiges Arbeitspapier. Bei Sané scheint die Lage etwas entspannter zu sein. Eile hat der Spieler nicht und Bayern ist Ansprechpartner Nummer eins. Damit das bei Kimmich auch der Fall ist, müssen entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. Aber das hatten wir bereits ausführlich erläutert.

Selbst perspektivische Vertragsgespräche müssen schon stattfinden. Zumindest ein erster Austausch wäre sinnvoll. Jamal Musiala soll nämlich das Gesicht des FC Bayern werden und wenn sein 2026 auslaufender Vertrag frühzeitig verlängert wird, ist das auch ein Zeichen an die Konkurrenz. Entspannter sieht es bei Spielern wie Mathys Tel aus, sein Vertrag läuft noch bis 2027. 

Baustelle 4: Die Revolution im Kader – Eberl muss handeln

Vertragsverlängerungen sind wichtig, der Umbau des Kaders ist es auch. Und kompliziert. Weil so vieles miteinander zusammenhängt und weil der Kader derzeit seine Defizite hat. Es fehlt an Breite, an Konkurrenzkampf, an Homogenität. Spieler, die seit Jahren einen großen Vertrag in der Tasche haben, sind zu unkonstant. Die Aufteilung im Mittelfeldzentrum stimmt nicht, das Verhältnis der Athleten zu den Fußballern im Kader fällt deutlich zu sehr in Richtung der Athleten aus. Und das sind nur einige von vielen Punkten.

Eberl muss es gelingen, einen Plan A, B und vielleicht sogar C für jede vakante Position zu haben. Das führt dazu, dass einerseits einem Wettbieten aus dem Weg gegangen und andererseits auch schnell auf sich verändernde Parameter reagiert werden kann. Wo Bedarf besteht? Wenn Davies geht, dann auf der Linksverteidigerposition, bei weiteren Abgängen womöglich auch rechts hinten und im Zentrum. Ein klassischer 6er ist Pflicht, ein weiterer, spielstarker Akteur für das Mittelfeld nicht ausgeschlossen. Zudem könnte bei einem Gnabry-Abgang auch der Offensive noch ein neues Element hinzugefügt werden. Fünf weitere Zugänge? Sind durchaus möglich.

Baustelle 5: Mehr Souveränität ausstrahlen

Etwas, das in den letzten Jahren rund um den FC Bayern mal mehr, mal weniger im Fokus stand, war mangelnde Souveränität. Diese zeigte sich auf mehreren Ebenen. Sei es in Sachen Kommunikation, beispielsweise rund um die Trennung von Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn, die intern wie extern nicht ideal verlief oder aber während des darauffolgenden Transfersommers, in dem der gesamte Klub mit seiner „Taskforce“ kein gutes Bild auf dem Transfermarkt abgab. Zu lange wurde einer Lösung hinterhergelaufen, nur um dann entweder keinen oder einen völlig vom Spielertypus abweichenden Plan B in der Hinterhand zu haben.

Die gute Nachricht: Werden die ersten Baustellen erfolgreich behoben, dann ergibt sich von alleine, dass auch die Souveränität zurückkehrt. Diese und eine Kontinuität auf der Trainerbank sowie mehr Ruhe im gesamten Klub bedingen einander jeweils. Max Eberl ist jetzt in der Verantwortung, gemeinsam mit den anderen Verantwortlichen den Stein ins Rollen zu bringen.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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