Vorschau | In der Bundesliga empfängt Eintracht Frankfurt am frühen Samstagabend Borussia Dortmund. Eine Mannschaft sucht noch nach dem Flow, während die andere ihn in den letzten Wochen gefunden hat.
Eintracht Frankfurt: Trägt der offensive Zauber zum nächsten Sieg?
Nachdem Eintracht Frankfurt keines der ersten drei Ligaspiele gewinnen konnte, sind die Hessen mittlerweile voll auf Kurs. Sechs Siege und zwei Niederlagen später steht Frankfurt mit 20 Punkte aus elf Spielen auf Platz vier der Tabelle. Im DFB-Pokal ist die Mannschaft von Oliver Glasner (48) ebenfalls noch dabei, in der Champions League steht ein Endspiel ums Weiterkommen gegen Sporting CP bevor.
Die Befürchtung, dass Eintracht Frankfurt unter der Last der Dreifachbelastung zusammenbrechen könnte, hat sich nicht bewahrheitet. Und auch die Intensität, die die Eintracht in den letzten Jahren ausgezeichnet hat, leidet trotz der vielen Spiele nicht. Nimmermüde Flügelverteidiger, Vertikalität im Spiel mit Ball und aggressives Pressing – die Grundpfeiler sind noch immer die gleichen. Vor allem in den letzten vier Spielen gegen Bayer Leverkusen (5:1), die Stuttgarter Kickers (2:0), Borussia Mönchengladbach (3:1) und Olympique Marseille (2:1) sind die Frankfurter in Fahrt gekommen.
Eine neu entdeckte Stärke der Eintracht ist die Breite des Kaders. Oliver Glasner rotiert auch nach Siegen mächtig und kündigte auf der Pressekonferenz bereits an: „Die Abwehr wird geändert“. Tuta wird nach abgesessener Sperre wohl wieder in die Startelf rücken. Dortmund sei zuletzt sehr gut in Schwung gekommen, warnte Glasner. „Sie haben viel Geschwindigkeit und Qualität in ihren Reihen. Wir müssen selbst bei eigenem Ballbesitz auf der Hut sein.“
Ein besonderes Augenmerk wird auf Mario Götze (30) liegen, der nach seiner Rückkehr in die Bundesliga erstmals auf seinen Ausbildungsverein trifft. Unter der Woche klagte Götze noch über leichte Rückenschmerzen und konnte nur individuell trainieren, trotzdem geht Glasner davon aus, dass Götze gegen Dortmund spielen wird. Er sei „Verbindungsspieler in der Offensive“ doch diese Rolle könne er nicht alleine ausüben, sagte Glasner und fügte hinzu: „Das muss er auch nicht.“ Denn mit Randal Kolo Muani (3 Tore, 8 Vorlagen), Jesper Lindström (5 Tore, 1 Vorlage) und Daichi Kamada (6 Tore, 3 Vorlagen) hat Götze hochpotente offensive Unterstützung. Damit will die Eintracht die zuletzt dreimal ohne Gegentor gebliebene Defensive der Dortmunder knacken. Für Glasner wäre es der erste Sieg gegen den BVB: „Seit vier Jahren bin ich jetzt in Deutschland. Doch gegen Dortmund habe ich noch nie gesiegt.“
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(Photo by Alex Grimm/Getty Images)
Borussia Dortmund: Wie lange hält die Stabilität diesmal an?
Voller Bewunderung sprach Edin Terzic (39) auf der Presskonferenz am Freitag über Eintracht Frankfurt: „Ihre Offensive ist extrem gefährlich. Im Anlaufen und Verteidigen sind sie sehr mutig. Das spricht für viel Selbstbewusstsein. Der Verein hat in den letzten Jahren eine außergewöhnliche Dynamik entwickelt.“ Die Aufgabe sei eine große, das Spiel richtungsweisend, doch das Ziel klar: ein Sieg. Doch Anspruch und Wirklichkeit, die liegen bei Borussia Dortmund in dieser Saison häufig auseinander. In den letzten drei Spielen gegen Hannover 96 (2:0), VfB Stuttgart (5:0) und Manchester City (0:0) wirkten die Dortmunder und vor allem die sonst oft löchrige Defensive zwar stabil, aber der Blick in die Vergangenheit lehrt, dass vor allem die Konstanz der größte Stolperstein der Westfalen ist. Als der BVB vor zwei Monaten ebenfalls drei Spiele ohne Gegentor blieb (gegen Hertha, Hoffenheim und Kopenhagen) folgte eine deftige 3:0-Niederlage in Leipzig – und die zuvor beschworene positive Entwicklung schien dahin.
Ob die Stabilität diesmal langfristiger sein wird, ist bei einem Verein, der so chronisch mit sich selbst beschäftig ist wie der BVB, nur schwer vorauszuahnen. Hoffnung gibt, dass die Innenverteidigung aus Nico Schlotterbeck (22) und dem zuletzt unglaublich spielenden Mats Hummels (33) immer harmonischer wirkt und Niklas Süle (27) auf der ewigen Baustelle der Rechtsverteidigerposition wie eine mögliche langfristige Lösung wirkt. Mit Ball gibt es allerdings noch viele Fragezeichen. Dortmund kontert blitzschnell und seitdem Youssoufa Moukoko (17) mehr Spielzeit als Anthony Modeste (34) bekommt sogar noch gefährlicher als zuvor. Doch sobald der BVB aus längeren Ballbesitzphasen heraus einen Gegner knacken muss, wirken die Schwarz-gelben planlos. Dann ist es kaum mehr als das Warten auf einen genialen Moment von Jude Bellingham, Julian Brandt und Co.
Auf einen, der in solch zähen Phasen häufiger als viele andere einen genialen Einfall hat, Raphael Guerrreiro (28), muss Terzic gegen Frankfurt verzichten. Er wird mit muskulären Problemen ausfallen. Ihn wird voraussichtlich Thorgan Hazard (29) auf der Linksverteidigerposition ersetzen, der am Dienstag gegen Manchester City bereits dort spielte und es laut Terzic „richtig ordentlich gemacht“ hat. Ob Marco Reus (33) eine Option ist, werde kurzfristig entschieden, sagte Terzic auf der Pressekonferenz. Dass er von Beginn an spielt, scheint jedoch unwahrscheinlich, zumal Julian Brandt (26) in den letzten Wochen stark aufspielte und vom Trainer mit einem Sonderlob bedacht wurde: „Julian spielt, offensiv wie defensiv, eine richtig gute Saison.“
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Prognose
Borussia Dortmund ist nur eine Niederlage von der nächsten Mini-Krise entfernt. Das Terzic-Dogma, es gehe nur um die Ergebnisse und nicht um Schönspielerei, ist ein gefährliches. Denn sobald die Ergebnisse stimmen, wird ein Teil der Probleme übersehen. Nichts also, was für einer langfristigen Entwicklung zuträglich wäre. Wenn die Frankfurter den Dortmundern den Ball überlassen, würde es nicht wundern, wenn die nächste schwarz-gelbe Krise bevorsteht.
Mögliche Aufstellungen
Eintracht Frankfurt: Trapp – Jakic, Tuta, Ndicka, Pellegrini – Dina Ebimbe, Sow – Lindström, Kamada, M. Götze – Kolo Muani
Borussia Dortmund: Kobel – Süle, Hummels, N. Schlotterbeck, T. Hazard – Bellingham, Özcan – Adeyemi, Brandt, Malen – Moukoko