Der erste Titel nach einer Blamage futsch, Ausfall vom Abwehrboss – und dazu Ärger mit den Fans: Vor dem Kracher in Dortmund herrscht beim FC Bayern Alarmstufe rot.
Erneute Personalnot beim FC Bayern
Thomas Tuchel gab in der Stunde der schlimmsten Pokal-Blamage seit Jahrzehnten überraschend den Schutzpatron für seine schwer gedemütigten Superstars. „Nach so einem bitteren Abend ist nicht der Moment, um Vorwürfe zu machen. Es ist kein Zeitpunkt, um mit dem Finger aufeinander zu zeigen und alles infrage zu stellen“, betonte der Trainer von Bayern München trotzig. Nach 14 Pflichtspielen ohne Niederlage habe sich sein Team schlicht den „denkbar schlechtesten Zeitpunkt“ für das Ende der Serie ausgesucht.
Ausgerechnet vor dem Kracher bei Borussia Dortmund am Samstag (18.30 Uhr/Sky) brodelt es beim Rekordmeister nun gewaltig, es herrscht Alarmstufe rot. Durch die Schmach beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken ist mal wieder früh in der Saison der erste Titel futsch, dazu kommen verschärfte Personalsorgen sowie vermeidbarer Ärger mit den treuen Fans – die Probleme sind tiefgreifend. Thomas Müller suchte nach dem „brutalen Schlag“ durch das 1:2 (1:1) erst gar nicht nach Ausreden.
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„Wenn du vier Jahre in Folge so früh aus dem Pokal fliegst, sollte niemand dem Trainer oder dem Vorstand die Schuld geben, sondern da sollte sich die Mannschaft mal hinterfragen“, sagte der 34-Jährige. Es sei „ein großes Ziel weg“, haderte Sportdirektor Christoph Freund nach dem Zweitrundenspiel, und das „nicht unverdient. Ich verstehe nicht, wie man so eine schlechte erste Halbzeit spielen kann! Ohne Aggressivität, ohne Mumm – so kannst du bei keinem Gegner antreten.“
Zu allem Überfluss verletzte sich Abwehrchef Matthijs de Ligt nach der frühen Führung durch Müller (16.) am rechten Knie. Tuchel hatte nach Abpfiff eine erneute Kapselverletzung beim Niederländer vermutet – doch es kommt noch schlimmer: Die MRT-Untersuchung ergab einen Teilriss des Innenbandes. Es droht demnach ein Ausfall von bis zu sechs Wochen – die Hinrunde dürfte fast gelaufen sein.
Und Tuchel muss schon gegen Dortmund ein kaum lösbares Personalpuzzle in der Defensive lösen. Ob die zuletzt fehlenden Dayot Upamecano, Noussair Mazraoui, Raphael Guerreiro oder Leon Goretzka gegen den BVB zurückkehren, ist noch offen. Der in Saarbrücken zwischenzeitlich als Aushilfsinnenverteidiger spielende Joshua Kimmich fehlt gesperrt, zudem gibt es auf dessen Position im zentralen defensiven Mittelfeld ebenfalls eine besorgniserregende Vakanz.
Der einzig fitte Innenverteidiger Min-Jae Kim erlebte im hitzigen Ludwigspark einen rabenschwarzen Abend – wie so viele: Eric-Maxim Choupo-Moting war ein Totalausfall, Leroy Sane wirkte lustlos, auch Alphonso Davies oder Shootingstar Mathys Tel gelang nichts. Tuchel verpokerte sich zudem mit seiner Rotation: Er wollte Harry Kane erst zur Verlängerung bringen. Dies verhinderte nach dem Ausgleich von Patrick Sontheimer (45.+1) der Last-Minute-Treffer von Marcel Gaus (90.+6).
Dazu sorgte nach dem ersten Pokal-Aus gegen ein Team unterhalb der beiden Bundesligen seit 23 Jahren der Umgang mit den Fans für Ärger – Müller zählte die eigenen Kollegen an. „Ich möchte mich bei unseren Fans für das Verhalten der Mannschaft nach dem Spiel entschuldigen“, so der Routinier angefressen: „Unsere Fans sind zurecht sauer. Unabhängig vom Ergebnis müssen wir da ein anderes Gesicht zeigen.“ Nur er selbst sowie Kimmich, Sane, Tel und Bouna Sarr hatten sich in der Kurve den Diskussionen mit dem bedienten Anhang gestellt.
Mit dem ganzen Auftritt seien die Bayern „unserem Anspruch nicht gerecht geworden“, gab auch „Schutzpatron“ Tuchel dann noch zu. Es gelte nun, „die Enttäuschung aus dem Kopf zu bekommen und dann aufzustehen“, forderte Freund: „Dortmund wird ein ganz anderes Spiel. Wir fahren nach Dortmund, um als Bayern München anzutreten und etwas mitzunehmen.“ Fragt sich nur: mit wem?
(Photo by Alex Grimm/Getty Images)