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FC Bayern: Asienreise mit vielen Erkenntnissen – für Tuchel und die Bosse

2. August 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Die Vorbereitungsreise nach Asien war für den FC Bayern München eine gute Gelegenheit, die eigene Marke zu präsentieren. Allerdings wurden nicht nur Medientermine wahrgenommen, es wurde auch trainiert und gespielt. Gegen Manchester City, Kawasaki Frontale und den FC Liverpool. Diese Spieler lieferten zahlreiche wichtige Erkenntnisse. 

Laimer und Kim können dem FC Bayern einiges geben

Zwei der drei bisherigen Neuzugänge des FC Bayern reisten mit nach Japan und Singapur, nämlich Konrad Laimer (27) und Kim min-jae (26). Beide spielten auch: Laimer gleich dreimal, der Südkoreaner Kim zweimal. Im Fall des Österreichers wurde mit Spannung erwartet, was er dem Mittelfeld des Rekordmeisters geben kann. Das weiß Trainer Thomas Tuchel nun (49). Und auch, wo der Spieler noch seine Probleme hat. Die Aggressivität im Spiel gegen den Ball lässt sich hervorheben. Laimer erlief sich einige Bälle, gewann Zweikämpfe und brachte seine Dynamik in das Spiel nach vorne ein. Den strategischen Part im Mittelfeldzentrum damit zu vereinen, gehört aber nicht zu seinen Kernkompetenzen.

 



Einige Pässe waren nicht gut temperiert, technische Fehler sorgten für Ballverluste. Nur, um sofort wieder in den Rückholmodus zu schalten: Kurzum: Der Neuzugang aus Leipzig hat Qualitäten, die Bayern benötigt. Aber sein Spektrum deckt nicht vollumfänglich alles ab, was nötig wäre. Etwas anders sieht das bei Kim aus. Der Südkoreaner, liebevoll auch „Monster“ genannt, zeigte in Ansätzen schon, warum er verpflichtet wurde. Viele Zweikämpfe wurden gewonnen, im 1-gegen-1 kamen nur wenige Spieler an ihm vorbei. Und im Aufbau stellte er unter Beweis, dass er einen guten Blick und auch eine gute Technik mitbringt. Sinnbildlich dafür steht der Pass zum Anschlusstreffer gegen den FC Liverpool.

Stürmer dringend gesucht und benötigt

Ja, in allen drei Vorbereitungsspielen traf der FC Bayern, gegen Liverpool gar viermal. Allerdings gaben die Chancen, die sich das Team erspielte, noch drei, vier oder fünf Treffer mehr her. Mathys Tel (18), Leroy Sane (27), Serge Gnabry (28) & co. ließen einiges liegen, hätten deutlich erfolgreicher sein können. Einen klassischen „9er“ hat der Rekordmeister zwar im Kader, nämlich Eric Maxim Choupo-Moting (34), sich aufgrund der vielen Blessuren der letzten Monate auf ihn zu verlassen, wäre aber naiv. Deswegen betonte Tuchel mehrfach, dass es unabdingbar ist, einen neuen Spieler für den Angriff zu verpflichten.

Tuchel FC Bayern

(Photo by MOHD RASFAN/AFP via Getty Images)

Die Bewegungen von Tel, der auf der „9“ einen guten Eindruck hinterließ, lassen hoffen, dass er sich genau zu dem Spieler entwickelt, den der Klub in ihm sah, als er verpflichtet wurde. Doch er benötigt Zeit. Zeit, die sich mit Harry Kane (30) perfekt überbrücken ließ. Ein Knipser mit seiner Qualität und vor allem auch seiner Spielintelligenz hätte der Tuchel-Elf in diesen Spielen sicher drei Treffer mehr beschert. Gut, dass bis zum Saisonstart noch etwas Zeit vergeht.

Die Tuchel-Anpassungen fruchten langsam, aber noch ist viel Arbeit

Nach dem Endspurt der Vorsaison, in dem der FC Bayern zwei Titel verspielte und sich schier mit letzter Kraft zu Meistertitel mühte, war klar, dass sich einiges verändern muss. Von einer totalen Revolution ist beim Rekordmeister noch nicht viel zu sehen, allerdings fruchten erste Anpassungen des Trainerteams. Die Defensive wirkt mitunter noch holprig, gerade die Konterabsicherung in letzter Linie funktioniert punktuell nicht optimal, hier wird aber vieles eine Sache der Automatismen sein. Auch die angesprochnene Problematik vergebener Großchancen zog sich weiter durch die Vorbereitung. Sei es wegen schwacher Abschlüsse oder aufgrund unpräziser letzter Pässe.

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Anzumerken ist dem Team aber, das es will. Es will Fußball spielen, den Gegner abwechselnd jagen, stressen und hinterherlaufen lassen. Zwischen ganz vorne und ganz hinten sind die meisten Verbesserungen zu erkennen. Das Passspiel wirkt etwas präziser, die Unkonzentriertheiten werden weniger. Tuchel will sein Team im Training permanent fordern und schulen, um intuitive Lösungen zu fördern. Diese findet noch nicht jeder Spieler und als Zuschauer erkennt man diese auch noch nicht in allen Spielsituationen, aber die Ansätze sind da. Und dass Konter auch einmal klug ausgespielt werden können, zeigte sich beim Tor zum 2:2 gegen den FC Liverpool, das am Ende Sane nach schöner Kombination erzielte.

Noch sind es mehr als zwei Wochen, bis die Bundesliga am 18. August startet, für den FC Bayern in Bremen. Bis dahin muss an vielen Feinheiten gearbeitet werden, möglicherweise gelingt das in Teilen sogar mit einem neuen Stürmer oder gar zusätzlich noch mit Kyle Walker (33). Die Vorbereitungstour zeigte jedenfalls, dass auch die aktuelle Mannschaft noch viel umausgeschöpftes Potenzial in sich hat. Vielleicht überzeugt gegen Monaco und RB Leipzig ja doch noch der ein oder andere Ergänzungsspieler und wird zur echten Alternative. Wie Frans Krätzig (20), der gegen Liverpool zum 4:3-Endstand traf und einen guten Eindruck hinterließ.

(Photo by MOHD RASFAN/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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