Spotlight

FC Bayern: Fragen und Antworten zum Kane-Deal

12. August 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Nach zähem Ringen ist der Transfer von Harry Kane zum FC Bayern München endlich in trockenen Tüchern. Eine Transfersaga schier unendlichen Ausmaßes findet damit ein Ende. Doch warum verzögerte sich der Deal? Und wie sehr bringt der Spieler den FC Bayern weiter? Wir liefern die Antworten. 

Warum verzögerte sich der Kane-Deal?

Die Verzögerungen der letzten Tage haben mehrere Gründe. Einerseits dauerte es lange, eine Einigung mit Tottenham zu finden. Diese wurde nach dem erneut verbesserten Angebot in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch mündlich fixiert. Wer allerdings dachte, dass Harry Kane (30) anschließend sofort in den Flieger steigen würde, der hat bei dieser Transfersaga nicht gut aufgepasst. Der Angreifer hatte schon vorher Medienberichten zufolge für sich selbst entschieden, dass ein Verblieb, sollte es keine Einigung geben, eine gute Option ist. Klar, Kane hängt an den Spurs und es entwickelte sich zuletzt einiges in die richtige Richtung. 

 



Zudem darf ein Punkt nicht vergessen werden: Das Verlassen des Heimatklubs, der Stadt, in der man ewig lebte, ist ein großer Schritt. Mit dem Deal, der akzeptiert wurde, wurde das von einer theoretischen Angelegenheit zu einer realen. Ein kurzes Zögern darf dabei erlaubt sein. Anders verhält es sich mit den Verzögerungen, die nach der endgültigen Kane-Zusage noch stattgefunden haben. 

Denn: Kane reiste am Freitagmorgen zum Flughafen, um nach München zu reisen und den Medizincheck zu absolvieren. Allerdings gab es Verzögerungen am Flughafen. Angeblich sollen die Spurs noch einmal nachverhandelt haben, während der Spieler wartete. Das berichteten die meisten Medien. Auch gab es Gerüchte, dass es sich lediglich um organisatorische Verzögerungen handelte. In jedem Fall war früh klar, dass der Spieler nicht wie geplant am Vormittag nach München fliegen würde. Im Endeffekt hoben Spieler plus Entourage erst gegen 18 Uhr in Richtung München ab. Am Samstag folgte dann die Verkündung des Transfers.

Wie hoch ist das Ablöse-Gesamtpaket für Harry Kane?

Auch hier gibt es verschiedene Berichte. Zuerst einmal ist eines klar: Harry Kane ist der neue Rekordtransfer des FC Bayern und die Marke von 100 Millionen Euro wurde locker überboten, was angesichts eines Startgebots von 70 Millionen Euro plus Boni zunächst eher unwahrscheinlich erschien. Doch Daniel Levy, Präsident der Spurs, gilt als knallharter und sturer Verhandlungspartner. Das mussten die Verantwortlichen des Rekordmeisters am eigenen Leib erfahren. Tricks, die möglicherweise bei anderen Klubs geholfen hätten, liefen ins Leere.

Kane

(Photo by Yong Teck Lim/Getty Images)

Florian Plettenberg von Sky spricht von 100 Millionen Euro plus zehn Millionen Euro an Bonuszahlungen. Damit befindet er sich bei der Ablösesumme am unteren Ende. Einige englische Medien sehen die Ablösesumme mit Bonuszahlungen die Marke von 120 Millionen Pfund erreichen, was fast 140 Millionen Euro entsprechend würde. Das ist die obere Ende. Wie so häufig wird die Wahrheit in der Mitte liegen. Ob es nun 105+15, 100+21 oder 110+13 sind, wird den FC Bayern am Ende auch nicht mehr interessieren. Hauptsache, der Spieler ist in München.

Wie sehr kann der Spieler dem FC Bayern weiterhelfen?

Als der FC Bayern Robert Lewandowski im Sommer 2022 zum FC Barcelona ziehen ließ, sollten die Tore des Polen auf mehrere Schultern verteilt werden. Serge Gnabry, Leroy Sané, Eric Maxim Choupo-Moting, Thomas Müller, Sadio Mane: Kandidaten gab es genug. Doch einerseits entpuppte sich Toptransfer Mane als Flop, andererseits blieben die anderen Spieler zuweilen hinter den Erwartungen zurück. Das große Problem des FC Bayern: Es gab einige Spiele, in denen viele Tore geschossen wurden, aber in manch einem engen Spiel gelang es nicht, die eigenen Angriffe gut zu Ende zu spielen. Schnell kristallisierte sich heraus, dass gehandelt werden muss.

Alles rund um den deutschen Fußball findet ihr hier 

Harry Kane hilft dem FC Bayern extrem weiter. Nicht nur, weil er ein Spieler ist, der mit rechts, mit links, per Kopf, im Strafraum und aus der Distanz treffen kann, sondern weil er zusätzlich zu seinen Knipserqualitäten noch eine enorme Spielintelligenz mitbringt. Er kann derjenige sein, der dafür sorgt, dass die zuletzt schlampig zu Ende gespielten Angriffe zielführend ausgespielt werden. Sei es als Vorbereiter oder als Spieler, der am Ende abschließt.

Im Vorfeld des Transfers herrschte eine gewisse Skepsis, dass der FC Bayern mit einem 30-jährigen Angreifer nachhaltig glücklich wird. Doch der Engländer ist nicht besonders abhängig von Dynamik und Explosivität, könnte einer der Stürmer sein, die „sehr gut altern“. Beispiele dafür sind Robert Lewandowski oder Karim Benzema, die auch mit 34 oder 35 noch eine sehr entscheidende Rolle spielen können.

Welche Baustellen im Kader gibt es noch? 

Zwar ist der gesuchte 9er nun da, aber der Transfersommer des FC Bayern wird damit nicht beendet sein. Für die Offensive ja, da besteht kein Zweifel, aber eine „6“ sucht Trainer Thomas Tuchel noch immer. Fraglich ist, ob Bayern in diesem Sommer auf dieser Position tätig wird, weil viel Qualität dort auch eine hohe Ablösesumme erfordert. Und passende Kandidaten sind rar. Sollte Benjamin Pavard, der mit Manchester United verhandelt, noch wechseln, könnte theoretisch in der Abwehr noch etwas passieren. Die Besetzung wäre dann zwar nicht riskant dünn, aber Bayern müsste sich ganz genau überlegen, ob man lieber doch noch tätig wird.

Definitiv tätig wird der Rekordmeister noch im Tor. Die Rückkehr von Manuel Neuer ist weiterhin nicht absehbar, Alexander Nübel und Yann Sommer haben den Klub verlassen. Somit steht aktuell nur Sven Ulreich als renommierter Profitorhüter zur Verfügung. Gerüchte um Georgiy Mamardashvili sind kalt, Yacine Bounou und Kepa Arrizabalaga scheinen aktuell die heißesten Kandidaten zu sein. Allerdings könnte letzterer beim FC Chelsea doch die Nummer 1 werden, dann wäre ein Transfer schwierig.

 (Photo by Yong Teck Lim/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


Ähnliche Artikel