„Angst vor diesem Tag“: Union Berlin trennt sich von Klub-Ikone Fischer

15. November 2023 | News | BY sid

Union Berlin hat auf die sportliche Talfahrt reagiert und die Zusammenarbeit mit Trainer Urs Fischer beendet. Es ist das Ende einer Erfolgsära.

Urs Fischer hat bei Union eine Ära geprägt

Als Urs Fischer (57) am Montag auf Dirk Zingler zukam, dürfte der Präsident von Union Berlin den Grund bereits geahnt haben – und hätte diesen traurigen Moment wohl gerne hinausgezögert. „Wenn ich ehrlich bin, hatte ich immer Angst vor diesem Tag und dem Tag danach“, sagte Zingler nur Stunden, nachdem die Trennung von Erfolgstrainer Fischer verkündet wurde. Fünf Jahre schrieben der Schweizer und die Köpenicker ein „surreales“ Fußball-Märchen, nun geht an der Alten Försterei eine Ära zuende.

„Wir wussten am Montag, als das Gespräch begann, nach zwei Minuten, wie es endet. Es war ein sehr emotionales und nahes Gespräch“, berichtete Zingler. „Danach, als alles ausgesprochen war, waren wir uns der Dimension bewusst und brauchten Zeit.“ Die größte Krise unter Fischer, der Absturz auf den 18. Platz der Bundesliga-Tabelle mit 14 Pflichtspielen ohne Sieg hatten ihren Tribut gefordert.

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Zurückgetreten, das war Zingler erneut wichtig zu betonen, sei Fischer keinesfalls: „Wir hatten eine relativ klare Vereinbarung: Ich unterstütze ihn bis zur letzten Sekunde. Und er sagt mir Bescheid, wenn er die Unterstützung nicht mehr braucht und der Zeitpunkt gekommen ist.“ Dieser Moment sei am Montag gekommen. Gleichzeitig verriet Zingler, dass er mit Fischer bereits zuvor ein Enddatum der seit 2018 so erfolgreichen Zusammenarbeit festgelegt hatte – nun sei das Ende „eigentlich nur vorgezogen“ worden.

Fischer war zuletzt stets um Zuversicht bemüht gewesen. Nach dem Teilerfolg in der Champions League bei der SSC Neapel (1:1) wirkte der 57-Jährige wie der gesamte Klub erleichtert. Vier Tage später folgte beim Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen (0:4) aber der nächste Tiefschlag. „Die letzten Wochen haben sehr viel Kraft gekostet“, sagte Fischer nun.

Die Entscheidung, die Zusammenarbeit zu beenden, trägt er voll mit. Es fühle sich „richtig an, wenn jetzt eine Veränderung passiert: Manchmal hilft einer Mannschaft eben doch ein anderes Gesicht, eine andere Art der Ansprache, um eine Entwicklung auszulösen“. Vorerst übernimmt Marco Grote diese Aufgabe. Unions U19-Trainer betreut die Mannschaft als Interimstrainer, ihm zur Seite steht Marie-Louise Eta als erste Co-Trainerin in der Bundesliga-Geschichte.

Bei der Suche nach einem Nachfolger für Fischer, der sich am Donnerstag bei einem gemeinsamen Frühstück vom Team verabschieden soll, macht Zingler Geschäftsführer Oliver Ruhnert keinen Druck. „Wir versuchen schnell wieder eine Stabilität zu bekommen. Dafür ist ein sorgfältiger Prozess notwendig“, sagte der Präsident: „Die Zeit werden wir uns nehmen, weil wir es Marco Grote und der Co-Trainerin zutrauen, die Mannschaft in den nächsten Tagen oder Wochen zu führen.“

Was bleibt, ist Fischers Vermächtnis. In Köpenick bleibt er unvergessen. Mit klarer Handschrift hatte er den Verein in nie vorstellbare Spähren geführt. Im Mai 2019 stiegen die Berliner erstmals in die Bundesliga auf, es folgten der Klassenerhalt sowie die dreimalige Qualifikation für das internationale Geschäft.

Im Sommer war der Verein dank neuer finanzieller Möglichkeiten aufgrund der Königsklassen-Qualifikation aber erstmals ein wenig von seinem Weg abgewichen. Union verpflichtete mit Nationalspieler Robin Gosens, Kevin Volland oder Europameister Leonardo Bonucci teure und namhafte Profis. Die Neuzugänge schlugen nicht voll ein, die Verunsicherung im Kader stieg von Niederlage zu Niederlage. Am Ende musste Fischer gehen.

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(Photo by Lars Baron/Getty Images)


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