Bundesliga: Den VfB Stuttgart und den BVB trennen Welten – Gewinner und Verlierer
22. Dezember 2023 | Spotlight | BY Jannek Ringen
Die Bundesliga begibt sich nach dem 16. Spieltag in die Winterpause und startet am zweiten Wochenende im Januar wieder. Zeit für uns, die Gewinner und Verlierer der ersten 16 Spieltage zu benennen.
Bundesliga: Wer sind die Gewinner? Wer sind die Verlierer?
Da der 17. Spieltag der Bundesliga erst im Januar gespielt wird, ist die Saison 2023/24 zum Start der Winterpause noch nicht ganz zur Hälfte um. Dennoch nutzen wir die Winterpause und versuchen nach 16 Spieltagen ein Fazit über die Gewinner und Verlierer der zweiten Jahreshälfte in der Bundesliga zu ziehen. Neben Clubs, die im letzten halben Jahr eine starke Entwicklung hingelegt und sich enorm verbessert haben, sind auch die Teams dabei, die deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind.
Gewinner: VfB Stuttgart
Die Fans des VfB Stuttgart haben nach den letzten beiden Jahren, wo der Club dem Abstieg gerade so entkommen konnte, mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser Hinrunde. Mit 34 Punkten stehen die Schwaben auf Platz drei der Bundesliga hinter den beiden Topteams aus Leverkusen und München. Damit hat die Mannschaft von Sebastian Hoeneß nach 16 Spieltagen bereits mehr Punkte als in den kompletten beiden Vorsaisons geholt. Zudem beträgt der Vorsprung auf Borussia Dortmund, die aktuell auf Platz fünf liegen, schon sieben Zähler. Damit hat sich der VfB nicht nur aller Abstiegssorgen entledigt, sondern sich auch in der Spitzengruppe der Liga festgesetzt.
Zwar war unter Hoeneß in der Rückrunde bereits ein Aufwärtstrend zu erkennen, die steile Entwicklung hatte jedoch niemand kommen sehen. Zumal man vor der Saison mit Wataru Endo, Borna Sosa und Konstantinos Mavropanos noch drei wichtige Spieler abgegeben hatte. Doch dies scheint die Mannschaft kaum zu interessieren, denn Neuzugänge wie Angelo Stiller oder Deniz Undav haben sich nahtlos eingefügt. Nicht nur die Ergebnisse stimmen, denn auch die Art des Fußballs ist mitreißend. Ermedin Demirovic, Kapitän des FC Augsburg, sagte nach der Partie, dass er noch nie so von einer Mannschaft hergespielt wurde. Chapeau VfB!
Gewinner: 1. FC Heidenheim
Auch der zweite Gewinner des ersten Halbjahres in der Saison 2023/24 kommt aus Baden-Württemberg. Dabei handelt es sich um den 1. FC Heidenheim, einen der beiden Aufsteiger. Der kleine Club von der Brenz stieg in einem spektakulären Saisonfinale das erste Mal in der Geschichte in die Bundesliga auf. Bereits vor der Saison war die Mannschaft von Frank Schmidt bei vielen als ein Favorit auf den Abstieg genannt, doch sein Team spielte ein fulminantes erstes Halbjahr im Oberhaus, welches sie dank eines starken Endspurts auf Platz neun beenden konnten.
Nachdem die Heidenheimer an den ersten Spieltagen etwas mit der neuen Liga gefremdelt hatten, gelang ihnen die Anpassung doch relativ schnell. Nach einem 2:2 bei Borussia Dortmund am 3. Spieltag folgte im Heimspiel gegen Werder Bremen ein furioser 4:2-Erfolg, der den ersten Heidenheimer Bundesligasieg in der Geschichte bedeutete. Auch wenn Frank Schmidt und sein Team mit 20 Punkten nach 16 Spieltagen äußerst gut dastehen, geht es weiterhin nur um den Klassenerhalt. Besonderer Pluspunkt: Vier der fünf Duelle gegen die direkte Konkurrenz konnte der Aufsteiger gewinnen.
Gewinner: Xabi Alonso und Bayer Leverkusen
Natürlich müssen Bayer Leverkusen und Xabi Alonso ebenfalls als einer der Gewinner der ersten Saisonhälfte genannt werden. Nach 16 Spieltagen führt die Werkself noch ungeschlagen die Tabelle der Bundesliga an und hat bereits 42 Punkte auf dem Konto. Zudem stellt die Defensive um Nationalspieler Jonathan Tah mit nur zwölf Gegentreffern die beste Abwehr der Liga und auch die Offensive um Florian Wirtz und Victor Boniface konnte mit 46 erzielten Treffern überzeugen. Die unfassbar starken Leistungen von Bayer Leverkusen werden dadurch untermauert, dass man zusätzliche noch alle Spiele in der Europa League und im DFB-Pokal gewinnen konnte und noch Chancen auf alle drei Titel hat.
Nach der guten Rückrunde in der vergangenen Saison und dem guten Transferfenster, als Simon Rolfes Spieler wie Alejandro Grimaldo, Granit Xhaka oder Victor Boniface nach Leverkusen lotsen konnte, hatten viele Fans gehofft, dass die Mannschaft von Xabi Alonso den FC Bayern angreifen kann. Dies ist dem Team, welches unter dem Spanier eine wahnsinnig starken Entwicklung hingelegt hatte und enorm attraktiven Fußball spielt, eindrucksvoll gelungen. Nach 16 Spieltagen bleibt ein Fazit: Bayer Leverkusen ist ein ernsthafter Anwärter auf die deutsche Meisterschaft!
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Verlierer: Edin Terzić und Borussia Dortmund
Das, was Bayer Leverkusen in dieser Saison gelingt, war eigentlich der Plan von Borussia Dortmund. Nachdem der BVB in der Bundesliga eine starke Rückrunde gespielt und erst am letzten Spieltag die Meisterschaft verspielt hatte, ist man beim Vizemeister aktuell weit entfernt von den Saisonzielen. Zur Winterpause steht die Mannschaft um Kapitän Emre Can mit 27 Punkten auf Platz fünf und befindet sich bereits sechs Punkte hinter einem Champions-League-Platz. Damit ist nicht nur der große Traum der deutschen Meisterschaft in weiter Ferne, es droht sogar ein Verpassen der Königsklasse.
Durch die schwache zweite Jahreshälfte wird es ungemütlich über Weihnachten bei Borussia Dortmund. Zwar gibt es keine personellen Konsequenzen, jedoch schmilzt der Kredit von Edin Terzić weiter. Die schwache Transferphase, an der er maßgeblich beteiligt war und die ausbleibende sportliche Entwicklung sorgen dafür, dass der 41-Jährige im neuen Jahr mehr denn je unter Druck steht. Besonders die Auftritte in den Topspielen, als der BVB bewusst die Außenseiterrolle einnahm und einen destruktiven Spielstil an den Tag legte, können die Verantwortlichen nicht zufriedenstellen. Derzeit wackelt bei Borussia Dortmund sogar der Status des Topteams, sofern sich die Entwicklung der Hinrunde fortsetzen sollte.
Verlierer: 1. FC Union Berlin
Nach zwei Spieltagen grüßte Union Berlin mit zwei klaren Siegen über Mainz 05 und Darmstadt 98 von der Tabellenspitze. Nach der überraschenden Qualifikation für die Champions League in der vergangenen Saison sah es danach aus, als würde die erfolgreiche Reise der Köpenicker durch die Bundesliga weitergehen. Danach folgten für den Champions-League-Teilnehmer zehn Bundesligaspiele, in denen man nur einen Punkt holen konnte. Wettbewerbsübergreifend verloren die Eisernen sogar zwölf Spiele in Serie, was am Ende Urs Fischer, dem Vater des Unioner Erfolgs, den Job kosten sollte.
Zwar gelang es Union durch zwei Siege im Dezember auf dem 15. Tabellenplatz zu überwintern, allerdings haben sich die Köpenicker der Hinrunde angesichts der Qualifikation für die Königsklasse im Vorjahr wohl deutlich anders vorgestellt. Der Kader wurde verstärkt und man kaufte, anders als in den Jahren zuvor, große Namen wie Kevin Volland, Robin Gosens oder Leonardo Bonucci ein. Sie fremdelten allesamt mit dem Spielstil von Union Berlin und finden sich im Abstiegskampf der Bundesliga wieder. Beim Versuch, sich in den Top sechs der Liga zu etablieren, hat Union Berlin sich übernommen und ist einer der großen Verlierer der Hinrunde.
Verlierer: 1. FC Köln
Dass die Saison bei 1. FC Köln nicht einfach wird, war allen Beteiligten von Beginn an bewusst. Mit Ellyes Skhiri und Jonas Hector verlor der Verein vor der Saison zwei unfassbar wichtige Spieler, die aufgrund der finanziellen Probleme der Kölner nicht adäquat ersetzt werden können. Zudem drückt weiterhin in der Offensive der Schuh, denn bereits in der letzten Saison fehlte der Mannschaft nach dem Abgang von Anthony Modeste ein Torjäger. Am Ende der ersten Saisonhälfte steht man nach der enttäuschenden 0:2-Niederlage bei Union Berlin auf dem 17. Platz der Bundesliga und Steffen Baumgart, der in Köln verehrt wird, ist nicht mehr Trainer des Clubs.
Die Entwicklung des Effzeh im letzten halben Jahr ist alarmierend. Nur zehn Treffer schoss die Offensive um Davie Selke in den ersten 16 Spieltagen der Saison in der Bundesliga. Darunter waren lediglich fünf Treffer aus dem Spiel heraus. Gerade in den letzten Wochen war auffällig, dass es dem Team nicht gelingen will, sich aus dem Spiel heraus Chancen zu erspielen. Dies hatte sich vor allem in den direkten Duellen, wo man mit Ball aktiver werden musste, gezeigt. Setzt sich dieser Trend fort, droht dem 1. FC Köln der siebte Abstieg in der Vereinsgeschichte.
(Photo by THOMAS KIENZLE/AFP via Getty Images)
Jannek Ringen
Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.