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Schalke 04: Fragen und Antworten zur Entlassung von Dimitrios Grammozis

6. März 2022 | Trending | BY Manuel Behlert

Am Sonntagvormittag gab der FC Schalke 04 bekannt, dass Dimitrios Grammozis nicht länger Trainer der Königsblauen ist. Damit geht eine ereignisreiche Woche mit der Trennung von Sponsor Gazprom und der Verkündung des neuen Sponsors, Vivawest, auch mit einer sportlichen Entscheidung zu Ende. 

Doch wie kam die Entlassung zustande? Wie geht es jetzt auf Schalke weiter? Wie steht es um die sportlichen Ziele in dieser Saison und welche Nachfolgekandidaten gibt es? Diesen Fragen gehen wir auf den Grund. 

Warum trennt sich Schalke 04 von Grammozis?

Die Entscheidung, Cheftrainer Dimitrios Grammozis (43) zu entlassen, war nach dem 3:4 zuhause gegen Hansa Rostock beschlossen. Angedeutet hat sich das nicht unbedingt, zumindest, wenn man die mediale Berichterstattung zu Rate zieht. Dass es intern Stimmen gab, die den Trainer kritisch gesehen haben, war bekannt. Aber von einem „Schicksalsspiel“ für Grammozis oder der Tatsache, dass der Übungsleiter wackelt, war nicht sehr viel zu lesen.

Es war die Niederlage gegen Rostock, die das Fass zum Überlaufen brachte. Schalke wollte bis zum Ende der Saison um den Aufstieg mitspielen und hat auch einen Kader zur Verfügung, mit dem das möglich wäre. Schalke 04 rutschte durch die Niederlage auf den sechsten Platz ab, bei einem Sieg von Werder gegen Dresden sind es schon sechs Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Mit Heidenheim, Darmstadt, Bremen, St. Pauli und Nürnberg spielt Schalke zudem noch einige Topteams im restlichen Saisonverlauf.

Die sportliche Entwicklung der Königsblauen verlief nicht in dem Maße, wie es sich die Verantwortlichen und die Fans vorgestellt haben. Grammozis ließ keinen besonders attraktiven Fußball spielen, verließ sich häufig auf die individuelle Klasse von Spielern wie Simon Terodde (34). Menschlich, das wurde auch bei den Reaktionen nach der Trennung deutlich, konnte man dem Trainer nicht viel vorwerfen. Es passte einfach nicht zwischen Schalke und dem 43-Jährigen. So etwas kommt in diesem Geschäft vor.

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Hätte der FC Schalke 04 früher reagieren müssen?

Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer, aber Gründe für eine gewisse Skepsis gab es im Saisonverlauf viele. Die fehlende Konstanz zog sich durch die gesamte Saison. Abgesehen von einer Serie von vier Spielen nacheinander, die ohne Gegentore gewonnen werden konnten (Spieltage 8-11) gab es nicht ein einziges Mal mehr als zwei Siege am Stück. Es folgten häufig Rückschläge, wie bei der Heimniederlage gegen Karlsruhe, beim 2:4 zuhause gegen Darmstadt oder erst kürzlich beim 1:2 in Düsseldorf. 

Schalke 2. Bundesliga Grammozis

(Photo by Thomas Niedermueller/Getty Images)

Möglicherweise wurden die Verantwortlichen der Königsblauen davon geblendet, dass S04 in Schlagdistanz zu den vorderen Plätzen in die Winterpause ging. Aber spätestens danach, nach der nächsten Vorbereitung, hätten sich noch mehr Automatismen im Spiel einstellen müssen, als auf dem Platz zu sehen waren. In dieser Phase wurde die Kritik seitens der Fans auch immer lauter und die Art Fußball passte nicht zu den Ansprüchen der Schalker. Trainer wie Ole Werner (33), der jetzt mit Werder in Richtung Spitze greift, wären früher verfügbar gewesen. Insofern könnte sich das Zögern der Verantwortlichen als Fehlentscheidung herausstellen.

Wie geht es jetzt auf Schalke weiter?

Neben Grammozis wurden auch Assistenztrainer Sven Piepenbrock sowie Torwarttrainer Wil Coort freigestellt. „Wir sind in der Phase der Saison angelangt, in der die großen Entscheidungen fallen. Die Überzeugung, dass unser avisiertes Ziel, der Aufstieg in die Bundesliga, in der bestehenden Konstellation noch eine ausreichend hohe Wahrscheinlichkeit besitzt, hatten wir nicht mehr. Wir sind deshalb der Meinung, dass das Team im Saisonfinale einen neuen Impuls benötigt“, sagt Sportdirektor Rouven Schröder. Dahingehend sind aber einige Fragen zu beantworten.

Will Schalke 04 einen Trainer verpflichten, der bis zum Saisonende übernimmt und die Mannschaft motiviert und stabilisiert? Oder soll ein neues Projekt gestartet und deswegen eine Lösung präsentiert werden, die von langfristiger Dauer ist? Intern dürfte der Kurs jedenfalls klar sein. Denn Schalke 04 gab in der Pressemitteilung zur Entlassung von Granmozis bekannt, dass am heutigen Sonntag wie geplant das Regenerationstraining auf dem Programm steht und der Klub am Montag schon über das weitere Vorgehen informieren wird. Das heißt aber nicht automatisch, dass der Nachfolger dann schon präsentiert wird.

Welche Kandidaten für die Grammozis-Nachfolge gibt es?

Weil die Entlassung von Trainer Grammozis ohne den ganz großen medialen Vorlauf über die Bühne ging, gibt es auch noch nicht allzu viele Gerüchte, was einen Nachfolgekandidaten angeht. Laut einem Bericht der Bild sollen Friedhelm Funkel (68) und Uwe Neuhaus (62) Kandidaten sein, was für eine Besetzung bis zum Saisonende spräche. Laut Sky wurde Funkel aber nicht kontaktiert, ohnehin ist unklar, ob er noch einmal für einen Job als Cheftrainer zur Verfügung stünde. Ebenfalls möglich wäre Markus Gisdol (52), der erst kürzlich aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine als Trainer bei Lok. Moskau zurücktrat. Konkrete Hinweise gibt es hier aber nicht.

Ebenfalls aktuell frei wären Daniel Farke (45, zuletzt Krasnodar), Achim Beierlorzer (54), Bruno Labbadia (56) oder Heiko Herrlich (50). Insbesondere Farke wäre aber eher ein Trainer, der langfristig etwas aufbauen wollen würde. Die Implementierung seines Spielstils benötigt Zeit, er wäre eine Lösung für den Sommer. Das gilt auch für Roger Schmidt (54), der noch bis zum Sommer bei der PSV in Eindhoven unter Vertrag steht. Diesen wird er aber nicht verlängern, wie er selbst bekannt gab. Und en nächsten Tagen dürfte Klarheit herrschen, welche Strategie Schalke 04 verfolgen wird.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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