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Neuer Trainer, neues Glück? So gut könnte Hasenhüttl nach Wolfsburg passen

20. März 2024 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Die Zeit von Niko Kovac beim VfL Wolfsburg ist vorüber, der Trainer konnte der Mannschaft keine klare Spielidee mit auf den Weg geben, den hohen Ambitionen nicht gerecht werden. Sein Nachfolger bei den Niedersachsen ist Ralph Hasenhüttl. Die Unterschrift erfolgte zeitnah nach der Kovac-Entlassung, die Neubesetzung ist aber kein Schnellschuss. Im Gegenteil. 

In den letzten Wochen nämlich wuchs die Kritik am Ex-Trainer der Wölfe merklich. Marcel Schäfer & co. hatten deswegen für den Fall der Fälle einen Plan B in der Hinterhand, der nach der Niederlage gegen den FC Augsburg nur noch in die Tat umgesetzt werden muss. Für Hasenhüttl ist es die Rückkehr in die Bundesliga knapp sechs Jahre nach dem Ende seiner Amtszeit bei RB Leipzig. Und der Österreicher könnte durchaus zum VfL passen.

Hasenhüttl: In der Premier League viel gelernt

Erfahrungen hat Ralph Hasenhüttl in seiner Karriere einige sammeln können. Der Österreicher startete seine Karriere als Cheftrainer bei der SpVgg Unterhaching, trainierte anschließend den VfR Aalen, wechselte danach zum FC Ingolstadt, ehe es nach Leipzig ging. Die längste Station seiner Trainerkarriere war allerdings in England, beim FC Southampton. 173 Spiele absolvierte er als Chefcoach der Saints, ehe im November 2022 die Reißleine gezogen wurde.

 



In der Premier League gab es für Hasenhüttl viele gute Momente, gleich in seinem zweiten Spiel wurde der FC Arsenal bezwungen, mehrfach gab es Siege gegen Tottenham, auch bei Chelsea an der Stamford Bridge konnte das Team jubeln. Im Sommer 2020 schlugen die Saints unter Hasenhüttl sogar Manchester City zuhause. Die Zeit in England war sehr lehrreich, der Österreicher wurde mit vielen Ideen und Spielstilen konfrontiert, probierte sich selbst aus, entwickelte eigene, neue Ideen, ohne dabei seine eigene Herangehensweise über Bord zu werfen. 

Die Pause nach dem Engagement auf der Insel tat ihm gut, wie er selbst betonte: „Nach vier Jahren Premier League wollte ich einfach mal abtauchen. Ich hab es sehr genossen, unerkannt durch die Straßen zu gehen. Das war sehr angenehm und auch notwendig, um auch wieder die Kraft und den Hunger zu finden.“ Eben jenen Hunger will er nun in Wolfsburg stillen, der Mannschaft seine Ideen mit auf den Weg geben und sich neuen Herausforderungen stellen.

Die Aufgaben für die Restsaison

An solchen Herausforderungen mangelt es in Wolfsburg jedenfalls nicht. Die Mannschaft wartet noch auf einen Sieg in der Bundesliga im Kalenderjahr 2024. Die Talfahrt in den letzten Wochen scheint kein Ende zu nehmen. Es ist nur den schwachen letzten drei Teams zu „verdanken“, dass Wolfsburg nicht tief im Abstiegsschlamassel steckt. Sechs Punkte beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz derzeit noch, die Wölfe müssen in der restlichen Saison unter anderem die Aufgaben gegen RB Leipzig und den FC Bayern bewältigen, haben aber auch noch direkte Konkurrenten aus der unteren Tabellenhälfte als Gegner.

Hasenhüttl

(Photo by Marc Atkins/Getty Images)

Die erste und wichtigste Aufgabe für den neuen Trainer ist es, einen Draht zur Mannschaft zu finden. Das geht natürlich über einen guten ersten Eindruck, Einzelgespräche mit den Spielern, die während der Länderspielphase in Wolfsburg bleiben. Der Österreicher muss dem Team Mut zusprechen, glaubhaft vermitteln, dass er viel Qualität in der Mannschaft sieht. Eine mentale Stabilisierung ist das A und O, Wolfsburg konnte in den letzten Wochen alles andere als gut mit Rückschlägen umgehen. Das muss sich ändern, möglichst schon bei den kommenden Spielen in Bremen und zuhause gegen Borussia Mönchengladbach.

Ein frühzeitiger Klassenerhalt würde dafür sorgen, dass die Saison zumindest einigermaßen gerettet ist. Dann bliebe auch noch Zeit, in der laufenden Spielzeit das ein oder andere auszuprobieren und sich auf die neue Saison vorzubereiten. Denn das Verhindern des Abstiegs kann nur ein Etappenziel für die Niedersachsen sein.

Hasenhüttl und Wolfsburg: Ein Blick in die Zukunft

In den verbleibenden Wochen der Saison wird die Frage, ob Hasenhüttl nach Wolfsburg passt, nicht final zu beantworten sein. Das hängt nämlich auch davon ab, wie der Sommer bei den Niedersachsen geplant wird und welche personellen Wechsel im Kader vorgenommen werden (können). Rein von der Kaderbasis und der Herangehensweise des Österreichers bei seinen bisherigen Stationen könnte hier durchaus ein Match entstehen. Der 56-Jährige war vor allem in England nie festgefahren, was ein bestimmtes System angeht, vielmehr ging es ihm um Prinzipien auf dem Platz. 3-5-2, 5-4-1, 4-4-2: Hasenhüttl lässt spielen, was der Kader und die gegenwärtige Situation hergibt.

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Zu den wesentlichen Grundprinzipien den Hasenhüttl-Stils gehört das Pressing. Das beherrschen seine Teams meist sehr gut. Pressingfallen werden gestellt, situativ wird der Gegner sehr hoch angelaufen, nach Ballgewinnen geht es schnell in die Spitze. Deswegen werden auch häufig zwei Stürmer aufgestellt, um sofort die Möglichkeit zu haben, Abschlüsse zu generieren. Das Spiel ist allerdings mit einem gewissen Risiko verbunden und wenn es berechtigten Grund zur Kritik in der Vergangenheit gab, dann zumeist bezogen auf die Defensive.

In diesem Teilbereich muss der Österreicher zeigen, dass er dazugelernt hat. Risiko ja, aber mit Absicherung. So muss das Motto in Wolfsburg lauten. Spieler, die seine Grundidee umsetzen können, findet er im Kader der Wölfe auf jeden Fall. Gerade in der Offensiv sind einige laufstarke Spieler im Aufgebot, die für das Pressing absolut brauchbar sind. Tiago Tomas, Patrick Wimmer, auch Lovro Majer oder Jonas Wind könnten essenzielle Spieler für den Hasenhüttl-Fußball werden. Veränderungen sind allerdings auch zu erwarten, denn auch der aktuelle Kader hat einen Anteil an der derzeitigen Situation. Ein Umbruch light im Sommer dürfte also erfolgen. Und erst danach ist die Zeit gekommen, den Trainer detailliert zu bewerten. Die Voraussetzungen für eine Erfolgsstory scheinen aber gegeben. 

(Photo by Dan Mullan/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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