Die goldrichtige Entscheidung: Wie Dieter Hecking den VfL Bochum wieder auf Kurs brachte
28. März 2025 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Als Dieter Hecking nach dem 9. Spieltag als neuer Cheftrainer beim VfL Bochum vorgestellt wurde, herrschte Ausnahmezustand an der Castroper Straße. Aus gutem Grund, denn bis dahin hatten die Bochumer noch kein Spiel gewonnen und nur einen Punkt auf dem Konto.
Der Mannschaft fehlte jegliches Selbstvertrauen. Lösungen und Lösungsansätze waren nicht vorhanden. Der Traditionsklub, da waren sich viele einig, taumelte schon jetzt dem Abstieg entgegen. Es brauchte einen Impuls, idealerweise ausgehend von jemandem, der viel Erfahrung hat, Spieler erreichen und Teams stabilisieren kann. Oder kurz: Von Dieter Hecking.
Hecking hat Bochum stabilisiert
Genau eine Halbserie ist es her, als der 60-Jährige das Zepter in Bochum übernommen hat. Mit einem Spiel gegen Bayer Leverkusen begann seine Amtszeit. Eben jene Werkself ist auch am heutigen Freitagabend der Gegner und geht es nach Hecking, dann wird der Coup aus dem Hinspiel (1:1) auch in der BayArena wiederholt. Es war ein ganz besonderes Spiel damals zum Auftakt, denn sofort war spürbar, dass sich etwas verändert hat, ein Ruck durch das Team ging. Kampf, Leidenschaft, Einsatz, die Basics für den Abstiegskampf, waren vorhanden.
Und auch wenn drei Niederlagen folgten: Der Trainer redete die Mannschaft stark und diese fing an, das zu glauben. Vom 14. bis 26. Spieltag holte Bochum 18 Punkte, was ein absolut guter Wert ist. Momentan steht der VfL auf dem Relegationsplatz, hat fünf Punkte Rückstand auf das rettete Ufer. Aber die Konkurrenz ist in Reichweite, zudem gibt es mit Bremen, Union, Heidenheim und St. Pauli noch den ein oder anderen machbaren Gegner. Und: Wer, wenn auch in Überzahl, beim FC Bayern gewinnt, der muss auch vor der BayArena oder einem Spiel gegen Stuttgart keine Angst haben.
So brachte der Trainer Bochum auf Kurs
Keine Angst: Das ist genau das Stichwort. Hecking nahm dem Team mit all seiner Erfahrung diese lähmende Angst, die auf dem Platz in der Anfangsphase der Saison zu spüren war. In den ersten Wochen hatte Bochum sehr viel mit sich selbst zu tun, ein Fehler sorgte nicht dafür, dass die Teamkollegen versuchten, ihn auszubügeln. Nein, er verunsicherte andere Teile der Mannschaft, was eine Kettenreaktion auslöste. Der VfL war schlicht nicht reif für den Abstiegskampf. Das nötige Rüstzeug gab Hecking dem Team Schritt für Schritt mit auf den Weg. Dass er auch nach den ersten Rückschlägen gebetsmühlenartig betonte, dass sich bald eine Besserung einstellen werde, zeigt nur, dass er einen langfristigen Plan hatte.
Und dieser ging auf. Dabei setzte er fußballerisch auf recht einfache Mittel. Kompaktheit im Zentrum ist essenziell, deswegen spielt Bochum oft mit drei Innenverteidigern und mindestens einem defensiv ausgerichteten Spieler im Mittelfeld. Die Außenverteidiger werden im Ballbesitz zu Wingbacks, gehen aber kein zu hohes Risiko im Spiel nach vorne. Offensiv gibt es nicht selten eine Mischung aus einem Stoßstürmer, der Bälle festmachen und als Ziel von Flanken dienen kann und einem schnellen Spieler, der drumherum wirbelt. All das ist keine Neuerfindung des Fußballs, richtig umgesetzt aber eine effektive Waffe, um Gegner vor Probleme zu stellen.
Ein wesentlicher Teil der Hecking-DNA ist es auch, Negativerlebnisse schnell abzuhaken und sie nicht komplett zu Tode zu analysieren. Der Grund liegt auf der Hand: Im Abstiegskampf gibt es Rückschläge. Es gibt Spiele, in denen man nur bei 97 oder 98 % der Leistungsfähigkeit ankommt. Und das reicht dann einfach nicht. Wichtig ist in diesem Fall, diese negativen Erlebnisse schnell wieder aus dem Kopf zu bekommen. Hier funktioniert der Ansatz Heckings auf jeden Fall, das zeigen die letzten Wochen und Monate.
Ob es am Ende für den Klassenerhalt reicht? Das wird sich zeigen. Eine Garantie gibt es nicht, schon gar nicht, wenn man Ende März auf Platz 16 steht. Dass Bochum aber überhaupt davon träumen kann, direkt in der Liga zu bleiben und dass die Relegation ein realistisches Ziel ist, hängt essenziell mit der Entscheidung zusammen, Dieter Hecking vor genau einer Halbserie zum Cheftrainer ernannt zu haben.
(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.