Nach Aufstieg von Heidenheim: Verzwergung der Bundesliga ein Vermarktungsproblem?

30. Mai 2023 | News | BY sid

News | Schalke 04 und Hertha BSC werden durch den 1. FC Heidenheim und Darmstadt 98 ersetzt – die Debatte um der „Verzwergung“ der Liga hat neue Nahrung bekommen.

Heidenheim ist der 57. Teilnehmer der Fußball-Bundesliga

Die Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL) gratulierte artig. „Mit dem 1. FC Heidenheim 1846 heißen wir das 57. Bundesliga-Mitglied seit der Premiere in der Saison 1963/64 willkommen“, ließ Aufsichtsratsboss Hans-Joachim Watzke ausrichten. Ob der „Dorfverein“ von der Schwäbischen Alb im Kreis der Elite aber wirklich überall willkommen ist, erscheint fraglich. Die Vermarktung des Profifußballs, der durch seine Streitereien ohnehin ein schlechtes Bild abgibt, wird durch die fortschreitende „Verzwergung“ der Bundesliga nicht leichter.

Allein der Blick auf das Fanpotenzial verdeutlicht das Problem: Die Absteiger Schalke 04 (61.133) und Hertha BSC (53.670) lagen mit ihrem Zuschauerschnitt in der abgelaufenen Saison auf den Plätzen drei und vier. In die Stadien der Aufsteiger aus Heidenheim und Darmstadt passen zusammengerechnet gerade einmal 32.650 Besucher. Und die Relegation verspricht keine Besserung – denn nur ein Zuschauermagnet (der VfB Stuttgart oder der Hamburger SV) wird für die Bundesliga übrig bleiben.

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In der Eliteklasse werden in der kommenden Spielzeit neun Klubs (also genau die Hälfte) spielen, die einen Besucherschnitt von teilweise deutlich unter 30.000 aufweisen. Ganz zu schweigen von der medialen Reichweite, die Klubs wie der TSG Hoffenheim, dem FC Augsburg und dem VfL Wolfsburg seit Jahren abgesprochen wird. Kritiker sind der Meinung, dass die Attraktivität der Liga und damit auch die Möglichkeit der Geldgewinnung durch diese Entwicklung erheblich leidet.

Die Klubchefs aus Heidenheim und Darmstadt sehen das natürlich völlig anders. „Die Fußballfans können wieder schimpfen, dass jetzt ‚Klein-Darmstadt‘ kommt. Dafür habe ich null Verständnis. Wir haben es uns verdient. Wir machen hier ehrliche Arbeit“, sagte Darmstadts Präsident Rüdiger Fritsch: „Teilweise beschweren sich die gleichen Menschen wegen der Dominanz der Bayern darüber, dass es zu wenig Wettbewerbsfähigkeit gebe – und gleichzeitig soll unser Aufstieg ein Problem sein.“

Ähnlich sieht es Holger Sanwald. Wenn er Berichte über eine etwaige Verzwergung der Bundesliga lese, „muss ich schmunzeln. Das Ligasystem lebt gerade davon, dass es atmet und immer Platz für Neues entsteht“, sagte Heidenheims Vorstandsboss: „Ohne das gäbe es beispielsweise auch nicht den 1. FC Kaiserslautern.“

Laut dem FCH-Boss böte Heidenheim für das Oberhaus sogar einen Mehrwert. „Bei manchen anderen Vereinen haben die Verantwortlichen einen Zwei- oder Dreijahresvertrag und treffen dadurch auch andere Entscheidungen, weil sie nur daran denken müssen, bis morgen zu überleben“, betonte er: „Bei uns ist das anders – wir könnten in der Glitzerwelt Bundesliga echte Werte, echte Stabilität und wirklich nachhaltige Entscheidungen bieten – ganz ohne Bling-Bling.“

Ganz abgesehen vom etwas kruden Vergleich zwischen Heidenheim und dem viermaligen Meister aus Kaiserslautern braucht die Liga allerdings genau dieses „Bling-Bling“ beim Blick auf ihre wichtigste Einnahmequelle – dem Verkauf der Medienrechte. Bei der Ausschreibung im kommenden Frühjahr würden die Marketingstrategen lieber mit dem FCK, dem 1. FC Nürnberg oder Fortuna Düsseldorf werben – anstatt die Vielzahl von grauen Mäusen vermarkten zu müssen.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)


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