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Hertha | Jurgen Ekkelenkamp – Das fehlende Puzzleteil

21. September 2021 | Trending | BY Marc Schwitzky

Spotlight | Jurgen Ekkelenkamp stieß im Transfersommer erst denkbar spät zu Hertha BSC, konnte bei seinem ersten Einsatz aber gleich überzeugen. Mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 gegen Greuther Fürth legte der 21-jährige Niederländer ein Traumdebüt hin. Aber auch über sein Tor hinaus zeigte Ekkelenkamp, was ihn zukünftig so wichtig machen könnte.

Ekkelenkamp mit Traumdebüt für Hertha

Exakt 87 Sekunden hat Jurgen Ekkelenkamp (21) gebraucht, um das Berliner Olympiastadion für sich zu gewinnen. Der Neuzugang von Ajax wurde am vergangenen Freitagabend in der 60. Minute gegen Greuther Fürth eingewechselt. Eine Minute später gab es beim Stand von 0:1 Eckball für Hertha BSC: Ekkelenkamp stand mit im Strafraum, antizipierte, brachte seine 188 Zentimeter in die Luft und köpfte zum 1:1 ein. Die Berliner Heimstätte explodierte, Ekkelenkamp selbst konnte sein Glück kaum fassen und jubelte mit seinen neuen Mannschaftskameraden. Der Kopfball zum Tor, es war der dritte Ballkontakt des 21-jährigen Niederländers.

Hertha Ekkelenkamp

Foto: IMAGO

Doch bereits mit seinem zweiten Ballkontakt wusste Ekkelenkamp zu überzeugen. Es war der Angriff, der die Ecke zum 1:1 ermöglichen sollte. Hertha kombinierte sich aus der eigenen Defensive in die gegnerische Spielhälfte, Myziane Maolida (22) leitete den Ball knapp zehn Meter vor dem Fürther Strafraum auf den mitgelaufenen Ekkelenkamp weiter. Der zentrale Mittelfeldspieler verarbeitete den Pass, trug den Ball bis zum Sechszehner und spielte ihn gedankenschnell wie technisch stark weiter auf Davie Selke (26). Herthas Stürmer verpasste in der Szene das Tor, es kam jedoch zum Eckstoß – der Rest ist Berliner Erfolgsgeschichte.

Schon mit dieser kleinen Szene deutete Ekkelenkamp an, welch Bedeutung er für das Spiel von Hertha BSC haben könnte. Technik, Dynamik, Übersicht – all diese Attribute in wenige Sekunden gepresst.

Die Denkweise Ekkelenkamps

„Er ist ein klassischer Zocker, ein klassischer Ajax-Zocker“, sagte Hertha-Torhüter Alexander Schwolow (29) nach dem Heimsieg gegen Fürth. „Er weiß genau, wo er sich im Raum befindet.“ Gleich mehrmals bewies Ekkelenkamp diese Übersicht. Der Mittelfeldspieler brachte 100 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler, immer wieder spielte er sich intelligent ins letzte Drittel. Die Ajax-Schule, die der 21-Jährige ganze acht Jahre lang durchlief, war stets erkennbar. Ekkelenkamp fordert den Ball, passt ihn höchst akkurat und bietet sich danach sofort wieder zur Kombination an – als wäre das Guardiola’sche Rondo fest in ihn eingebaut.

Ekkelenkamps Fähigkeiten sind in Berlin schon länger bekannt. Der niederländische U21-Nationalspieler sollte bereits vor einem Jahr zur „alten Dame“ wechseln – klappen sollte dieser Deal aber erst in diesem Sommer. „Super Spieler“, sagte Trainer Pal Dardai (45) nach Ekkelenkamps erster Trainingseinheit bei Hertha. Alles, was er mache, habe Hand und Fuß. „Er ist ein exzellenter Fußballer.“ Neben seinen fußballerischen Fähigkeiten blitze aber noch etwas weiteres am Freitagabend auf: Die Denkweise Ekkelenkamps. Während viele seiner Berliner Mitspieler seit Wochen und Monaten verunsichert wirken und destruktiv agieren, spielt der junge Niederländer mutig auf. Ekkelenkamps Spiel ist immer nach vorne ausgerichtet, seine Aktionen dienen immer dem Offensivspiel. Pässe werden nicht nur gespielt, um den Ball loszusein, sondern stets, um Raumgewinne zu erzielen.

„Ich bin ein absoluter Teamplayer, ich kombiniere sehr gerne mit meinen Mannschaftskollegen und erarbeite mir Möglichkeiten, um Tore zu erzielen. Ich möchte immer präsent und anspielbar sein und insgesamt ein wichtiger Teil des Teams werden“, sagte Ekkelenkamp bei seiner Vorstellung als Hertha-Neuzugang. Viel von dem löste er gegen Fürth bereits ein.

Dardai über Ekkelenkamp: „Er hat was Besonderes“

Hinzukommt sein Drang, in den gegnerischen Strafraum zu ziehen. So war Ekkelenkamp auch am 2:1-Siegtreffer indirekt beteiligt. Nach einer Ecke und Gewusel im Strafraum bekam Marco Richter (23) eine zweite Chance, den Ball vors Tor zu flanken. Ekkelenkamp sprintete bis in den Fünfmeterraum und sprang in den entgegenkommenden Ball. Zwar berührte er das Spielgerät nicht mehr, mit seiner eingesprungenen Grätsche irritierte er jedoch Fürths Maximilian Bauer (21), sodass dieser den Ball ins eigene Tor beförderte. „Ich glaube, für ihn wird ein Traum wahr. Das erste Bundesligaspiel und dann gleich anderthalb Tore“, so Schwolow.

Foto: IMAGO

Trainer Dardai war nach Abpfiff voll des Lobes für seinen neuen Schützling. „Schaut euch die Videos an. Er hat schon sehr viel drauf. Taktisch, aber auch diese Straßenfußballer-Elemente“, erklärt der Ungar. „Er hat wirklich etwas Besonderes. Damit wirst du geboren. Das kannst du nicht lernen.“ Ekkelenkamp selbst blieb nach Abpfiff bescheiden: „Ich bin sehr glücklich, das war sehr wichtig für das Team. Der Trainer hat mir bei der Einwechslung gesagt, dass ich ein Tor schießen soll. Das habe ich getan.“

Dardai: „Ich weiß nicht, wie so einer bei uns gelandet ist“

Ekkelenkamp will seine Chance bei Hertha vollends nutzen. Er spüre das absolute Vertrauen der Verantwortlichen. Drei Millionen Euro haben die Blau-Weißen für die Dienste Ekkelenkamps an Ajax bezahlt. In Amsterdam kam der Mittelfeldspieler nie über eine Rotationsrolle hinaus: In den drei Jahren nach seinem Profi-Debüt kam er auf nur 40 Pflichtspieleinsätze. Nun ist es an der Zeit, sich in einer europäischen Topliga zu etablieren und ins Scheinwerferlicht zu rücken. Auch Hertha steckte große Hoffnungen in die gemeinsame Zeit: Ekkelenkamp hat die ehrenwerte Nummer zehn bekommen, sein Vertrag gilt vier Jahre.

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Dardai selbst ist ganz erstaunt, dass sich Hertha solch einen Spieler sichern konnte. „Ich weiß nicht, wie so einer bei uns gelandet ist“, so der 45-Jährige. Zwar wolle Dardai den Neuzugang aufgrund seines späten Wechsels und der bereits herrschenden Hierarchie behutsam aufbauen, doch bereits jetzt lässt Berlins Trainer durchscheinen, dass niemand im Kader dessen Paket an Fähigkeiten mitbringt. So wundert es nicht, dass Hertha in der noch jungen Saison nie besser spielte, als Ekkelenkamp zusammen mit dem anderen Neuzugang im zentralen Mittelfeld – Suat Serdar (24) – auf dem Platz stand. Beide Akteure bringen so viel mehr Tiefe, Vertikalität, Kombinationsspiel und Drang zum Tor mit als es Hertha in der letzten Saison hatte.

Bei Hertha findet sich die Achse der Zukunft

Ekkelenkamp ist erst 21 Jahre alt, Serdar 24 – zusammen mit Balleroberer Lucas Tousart, der ebenfalls erst 24 ist, scheint sich das Hertha-Mittelfeld der Zukunft zu bilden. Gegen Fürth stand hinter diesen Dreien eine Abwehr aus Niklas Stark (26), dem eingewechselten Linus Gechter (17) und Marton Dardai (19). Die Flügelverteidiger waren Deyovaisio Zeefuik (23) und Dennis Jastrzembski (21). Im Sturm wirbelten Myziane Maolida (22) und Marco Richter (23). Gechter kam für Dedryck Boyata (30) in die Partie, Jastrzembski für Marvin Plattenhardt (29) und Ekkelenkamp für Kevin-Prince Boateng (34) – die Wechsel standen somit fast schon symbolhaft für einen Generationswechsel.

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Es wird spannend zu sehen sein, ob dies nur eine Momentaufnahme oder doch eine nachhaltige Entwicklung ist. „Lasst uns ihn erst richtig loben, wenn er das regelmäßig abruft“, mahnte Dardai in Bezug auf Ekkelenkamp zur Geduld. Doch gilt dieser Satz wohl zum einen für den Niederländer selbst, zum anderen aber für ganz Hertha BSC. Die Berliner haben nun zwei Siege infolge eingefahren, allerdings gegen die beiden Aufsteiger aus Bochum und Fürth. Es gilt nun für Ekkelenkamp und die gesamte Mannschaft, die positiven Eindrücke zu bestätigten – dann steht einer rosigen Zukunft wenig im Weg.

Marc Schwitzky

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Marc Schwitzky

Erst entfachte Marcelinho die Liebe zum Spiel, dann lieferte Jürgen Klopp die taktische Offenbarung nach. Freund des intensiven schnellen Spiels und der Talentförderung. Bundesliga-Experte und Wortspielakrobat. Seit 2020 im 90PLUS-Team.


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