FC Bayern: Fragen und Antworten um Poker um Harry Kane
28. Juni 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert
Der FC Bayern München will Harry Kane von den Tottenham Hotspur verpflichten. Die Gespräche wurden aufgenommen, könnten sich aber in die Länge ziehen. Doch wie sinnvoll wäre ein Transfer? Und wann würden die Spurs einem solchen überhaupt zustimmen?
In den letzten Tagen kam Bewegung in die Stürmersuche beim FC Bayern München. Der Rekordmeister setzt zunächst einmal alles auf Harry Kane (29). Der englische Nationalspieler von Tottenham wird schon seit geraumer Zeit mit dem Klub in Verbindung gebracht. Doch wie stehen die Chancen? Wie ist der aktuelle Stand? Und würde der Angreifer zum FCB passen? Wir beantworten die wichtigen Fragen!
Wie ist der aktuelle Stand im Kane-Poker?
Nachdem es über einen längeren Zeitraum lediglich Gerüchte um ein Interesse des FC Bayern an Harry Kane gab, das mal mehr und mal weniger konkret ausfiel, wurde es in den letzten Tagen ernst. Zunächst berichteten Sky und Bild, dass man sich beim Rekordmeister jetzt auf den 29-Jährigen als Transferziel Nummer eins festgelegt hat, einen Tag später berichtete David Ornstein von The Athletic von einem ersten Angebot in Höhe von rund 70 Millionen Euro plus Bonuszahlungen. Das reichte noch nicht, die Spurs lehnten – wie zu erwarten war – ab.
Es folgten weitere Meldungen: Der Spieler haben Signale gesendet, wonach er einem Wechsel zum FC Bayern zustimmen würde. Die Bild berichtete sogar, dass es schon eine Einigung mit der Kane-Seite gibt. Das ist eine nicht unwichtige Grundvoraussetzung für einen möglicherweise längeren Poker mit dem Klub aus England. Mittlerweile heißt es, dass die zweite Offerte auch schon unterwegs sei.
Kane in die Bundesliga: Echtes Interesse oder Poker?
Zunächst einmal scheint es zumindest etwas überraschend zu sein, dass einer der absoluten Topspieler der Premier League in die Bundesliga wechseln will. Die Medienberichte sind aber eindeutig: Viele seriöse Quellen berichten unabhängig voneinander, dass der Angreifer Interesse an einem Wechsel nach München hat. Der FCB soll sogar darauf hoffen, dass Kane selbst am Ende Überzeugungsarbeit bei den Spurs leistet. Von einem Poker, um andere Klubs zu einem Gebot zu animieren oder ein besseres Angebot zur Vertragsverlängerung über 2024 hinaus zu erhalten, kann hier also eher nicht die Rede sein.
Und in der Tat ergeben einige Rahmenbedingungen Sinn. Natürlich ist die Bundesliga nicht mit der Premier League vergleichbar, der FC Bayern aber eine herausragende Adresse im Weltfußball. Das Gehalt wird nicht gerade niedrig sein, viele andere große Spieler haben Teile ihrer Karriere hier verbracht. Titel, der Faktor, der diesem Spieler bisher in seiner Karriere fehlt, sind quasi garantiert. Ein Abo auf die Champions League gibt es obendrauf und zumindest die Möglichkeit, mitunter dort auch das Endspiel zu erleben, besteht. In diesen Punkten ist der FCB also die bessere Adresse als Tottenham.
Wie realistisch ist ein Wechsel, wann werden die Spurs schwach?
Ein Wechsel hängt maßgeblich von zwei Faktoren ab: Der Geduld des FC Bayern und der Kompromissbereitschaft von Daniel Levy, dem Präsidenten der Spurs. Mit Geboten in Höhe 70 oder 80 Millionen Euro muss der FC Bayern nicht in Erwartung einer positiven Antwort in die Verhandlung gehen. Dies ist eher ein erstes Abtasten. Nach außen hin signalisiert Tottenham derzeit, dass der Spieler nicht verkauft werden soll, damit der Klub Stärke beweist. Kane ist außerdem nicht der Spieler, der nun sofort zu den Medien rennt und erklärt, wie ungerecht seine Situation ist.
Nun besteht für Tottenham aber erstmals die Gefahr, den zweitbesten Schützen aller Zeiten in der Premier League ablösefrei zu verlieren. Das Credo des Klubs ist es, den Nationalspieler auf keinen Fall innerhalb der Liga abzugeben. Bei einem ablösefreien Deal hätten die Nordlondoner darauf keinen Einfluss. Das könnte ein minimaler Vorteil für den FC Bayern sein. Ein Transfer für unter 90-100 Millionen Euro plus Bonuszahlungen wird aber kaum zu realisieren sein, das müssen die Verantwortlichen im Hinterkopf behalten.
Würde Kane zum FC Bayern passen und wie nachhaltig wäre ein Deal?
Ein Spieler wie Harry Kane, der seine Torgefahr in der wohl besten Liga der Welt häufig nachgewiesen hat, würde einen Topklub natürlich verstärken. Der FCB verfügt derzeit nicht über einen Neuner in dieser Kategorie, zudem passt Kane mit seiner Physis sehr gut zum Spiel in der Bundesliga. Ein entscheidender Faktor ist, dass er sehr kopfballstark ist, genau das Element fehlte dem FC Bayern in der Vorsaison häufig. Er gilt als Zielspieler, der aber nicht immer nur stur im Strafraum agiert. Auch er könnte übrigens vom offensiven Stil des Bundesligisten profitieren, ist er doch bei den Spurs oftmals einer von wenigen Alleinunterhaltern.
Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei einem Gesamtpaket von möglicherweise 180 Millionen Euro für vier Jahre natürlich eine Rolle, wenn der Neuzugang beim Start der Bundesligasaison 30 Jahre alt ist. Aber der Engländer zeigt sich stets fit, hat nur ganz selten Blessuren, blieb von größeren Verletzungen verschont, hätte in Deutschland ein weniger straffes Programm und könnte zudem noch ein wenig mehr geschont werden, wenn möglich. Außerdem: Schaut euch Karim Benzema an!
Welche Alternativen gibt es, sollte der Transfer scheitern?
Die Gefahr, dass der Transfer scheitert, ist aufgrund der Größe des Deals und aufgrund des Verhandlungspartners natürlich vorhanden. Entsprechend muss es Alternativen geben. Der Name Victor Osimhen (24, Napoli) kreist noch immer rund um den FC Bayern durch die Gerüchteküche, das Gesamtvolumen des Deals wäre aber noch größer. Dusan Vlahovic (23, Juventus) scheint derzeit keine heiße Spur zu sein, Randal Kolo Muani (24, Frankfurt) auch nicht, was sich aber schnell mit einem großzügigen Angebot ändern könnte. Rasmus Højlund (20, Atalanta) steht auch als B-Lösung auf der Liste des Klubs. Zunächst aber gilt alle Aufmerksamkeit Harry Kane.
(Photo by ISABEL INFANTES/AFP via Getty Images)
Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.