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Ansätze vorhanden, aber sieglos: Droht dem 1. FC Köln Abstiegskampf bis zum Ende? Das Streitgespräch

15. September 2023 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Der 1. FC Köln hatte keinen leichten Start in die neue Saison, spielte direkt auswärts beim BVB. Das 0:1 war ein ordentliches Ergebnis, es hätte sogar noch besser für die Kölner ausgehen können. Das Problem: Wie aussagekräftig das Spiel in Dortmund war, zeigte der BVB anschließend selbst. Die bisherige Saison der Domstädter ist folglich noch nicht Fisch, nicht Fleisch, auch nach vier Pflichtspielen weiß man in Köln noch nicht, wo man steht. 

Köln: Droht der Abstiegskampf in dieser Saison?

0:1 in Dortmund, 1:2 zuhause gegen Wolfsburg, 1:1 gegen Eintracht Frankfurt, ein hart erarbeitetes 3:1 in Osnabrück: Die großen Ausreißer nach oben, aber auch nach unten, gab es bisher in der Saison des 1. FC Köln noch nicht. Die Bundesliga ist ein hartes Pflaster, insbesondere aufgrund des sehr breiten Mittelfelds. Drei, vier oder fünf sieglose Spiele können schnell den Absturz in Richtung Abstiegskampf bedeuten.



Und das ist genau das Thema: Im Sommer konnte die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart (51) auf dem Transfermarkt zwar tätig werden, die ganz großen Sprünge waren aber nicht möglich. Der Kader ist ordentlich, aber auf der ein oder anderen Position etwas auf Kante genäht. Es gibt also Licht und Schatten, noch keine absolute Klarheit hinsichtlich der maximalen Leistungsfähigkeit. Hoffenheim, Bremen und Stuttgart lauten die nächsten Gegner und das sind die Teams, gegen die Köln punkten muss. Gelingt das nicht, wird es unruhiger in der Domstadt. Die Frage ist nun: Droht Köln, aktuell noch sieglos, in dieser Saison der kräftezehrende Abstiegskampf bis zum Ende?

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Der Kader spielt keine dritte Saison über seinem Niveau

Das Wort Abstiegskampf spielte eigentlich seit der Ankunft von Steffen Baumgart beim 1. FC Köln im Wortschatz der Effzeh-Fans keine Rolle mehr. Im Sommer 2021 übernahm der ehemalige Paderborn-Coach den Domklub, nachdem man sich in der Vorsaison über die Relegation gegen Holstein Kiel gerettet hatte. In der darauffolgenden Saison erreichte man den Europapokal und die Kölner spielten deutlich über ihrem Limit. In der vergangenen Saison normalisierten sich die Leistungen, ohne dass die Mannschaft in den Abstiegskampf rutschte.

Im dritten Jahr unter Baumgart ist es jedoch so weit, denn die Kölner spielen von Beginn an gegen den Abstieg. Der Saisonstart wurde verpatzt und man steht von Beginn an unten drin. In der dritten Saison mit einem Kader, der nach dem Abgang von Torjäger Modeste vor einem Jahr, in diesem Sommer noch mit Elyes Skhiri sein Herzstück verlor. Aufgrund der finanziellen Probleme des Vereins ist es den Verantwortlichen nicht gelungen, die Lücken adäquat zu schließen. Dieses Jahr ist die Mannschaft nicht besser als die Summe ihrer Teile.

Besonders die Offensive bereitet den Fans sorgen. Was fehlt? Ein treffsicherer Stürmer á la Modeste, der einem mehr als zehn Tore garantieren kann. Dies können weder Davie Selke, der in der jüngeren Vergangenheit mit einigen Verletzungen zu kämpfen hatte, noch Steffen Tigges garantieren. Bereits in der letzten Saison wurde aus dem Umfeld des Öfteren das Fehlen der Stürmer-Tore bemängelt.

Flaute im Angriff, der Wegfall von Herzstück Skhiri und die Abnutzung des intensiven Baumgart-Spielstils sorgen dafür, dass die Fans des 1. FC Köln erstmals seit zwei Jahren wieder um den Klassenerhalt bangen müssen.

Baumgart benennt Probleme klar, Langzeitverletzte kehren zurück

Auch in der vergangenen Spielzeit holte der 1. FC Köln aus den Spielen auswärts in Dortmund, zu Hause gegen Wolfsburg und auswärts in Frankfurt insgesamt einen Punkt. In diesem Jahr war die Konstellation nur so, dass diese drei Spiele zum Auftakt stattfanden, sodass sich die Kölner nun auf dem 14. Tabellenplatz wiederfinden. Trainer Steffen Baumgart hat den Ernst der Lage bereits frühzeitig erkannt, spricht dies klar an und moniert unabhängig von den Ergebnissen die Art und Weise, wie sein Team zuletzt Fußball gespielt hat.

Zur aktuellen Situation seines Teams sagte er auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Hoffenheim (zitiert via Kölner Stadt-Anzeiger): „Wir haben nochmal über Frankfurt gesprochen. Da war einiges dabei, was uns nicht gefallen hat. So kann es nicht weitergehen. Im Moment gibt es einfach Sachen, die mir nicht gefallen und das gebe ich meinen Jungs zu verstehen. In dieser Woche war es deshalb vielleicht auch etwas emotionaler als geplant. Sowas passiert dann halt.“

Baumgart fordert von den Spielern ein, seine Spielidee umzusetzen. Für die Spieler bedeutet das: klare Abläufe, klare Aufgabenprofile und klare Anweisungen, was zu tun ist. Wenn sie sich daran halten, nimmt das eine Menge Druck von ihnen, da dann Baumgart mit seinen Vorstellungen vom Spiel selbst die Verantwortung trägt. Das kann in einem hochemotionalen Umfeld wie dem des 1. FC Köln wichtig werden.

Der Effzeh wäre zudem kein Team, was überraschend in den Abstiegskampf hineinrutscht und sich dann dort erst akklimatisieren muss, sondern der Ernst der Lage ist bereits jetzt klar benannt und es gilt bereits ab jetzt, die Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln. Leistung ist immer die Grundvoraussetzung für Erfolg, aber sofern die Kölner Spieler die Vorgaben des Trainerteams umsetzen, werden sie auch in der aktuell laufenden Spielzeit den Klassenerhalt sichern und dafür nicht bis zum 34. Spieltag benötigen.

Dazu trägt auch bei, dass im Laufe der Saison noch weitere Spieler aus dem internen Kreis zum Kader hinzustoßen, die derzeit verletzungsbedingt pausieren. Gegen Frankfurt stand Steffen Tigges (25) nach überstandener Schulterverletzung erstmals in dieser Spielzeit wieder in der Startelf. Auch, wenn man sie sicherlich vorsichtig ranführen und nicht zu früh wieder zu viel von ihnen erwarten darf, werden die Rückkehrer Noah Katterbach (22), Jan Thielmann (21) und Florian Dietz (25) dem Kader weitere Qualität und mehr Variabilität verleihen.


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