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Kann der 1. FC Köln mit seiner Wucht dem BVB ein Bein stellen? Das Streitgespräch

30. September 2022 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Nach der Länderspielphase ist es wieder Zeit für die Bundesliga. Am Wochenende stehen gleich einige brisante Duelle auf dem Programm. So spielt der BVB auswärts bei einem 1. FC Köln, der in dieser Saison wieder einmal positiv überrascht. Die Frage, die sich nun stellt: Kann der Effzeh auch die Dortmunder ärgern? 

Köln mit Wucht, Dortmund holt viele Punkte

Vor dem Start der neuen Saison haben sich viele Experten gefragt, wie der 1. FC Köln die Doppelbelastung managen will. Der Kader wurde natürlich ein wenig verändert, aber insbesondere was die Qualität in der Breite angeht, gab es doch Zweifel. Doch Steffen Baumgart (50) hat seine Mannschaft in vielen Partien sehr gut auf den Gegner eingestellt und wieder einmal ein System kreiert, dass die eigenen Schwächen im fußballerischen Bereich kaschieren kann. Zehn Punkte aus den ersten sieben Spielen waren die Folge.

Der Saisonstart ist also definitiv geglückt. Gleiches gilt aber auch für den BVB, der seine Auftritte bisher sehr realistisch einzuschätzen weiß und mehrfach bekundete, dass noch Luft nach oben sei. Aber: Auch hier stimmen die Ergebnisse. 15 Punkte haben die Schwarzgelben auf dem Konto, sieben Gegentore sind ein grundsolider Wert und mit Platz zwei zum jetzigen Zeitpunkt kann in Dortmund jeder gut leben. Nun treffen beide Mannschaften aufeinander und beide wissen, dass es ein Spiel werden könnte, in dem der Gegner einem alles abverlangt. Kann der 1. FC Köln dem Favoriten ein Bein stellen?

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Die Kölner überraschen den BVB: Sieg Effzeh

Das RheinEnergieStadion ist ein Ort, an dem sich der BVB in den letzten Jahren immer wieder schwergetan hat. Mit zwei Siegen auf jeder Seite und drei Remis ist die Bilanz der letzten zehn Jahre komplett ausgeglichen.

Will der Effzeh die Statistik auf die eigene Seite ziehen, müssen sie eigentlich nur das machen, was sie sonst auch immer tun: mutig und druckvoll nach vorne spielen. Genau gegen solche Gegner tat sich der BVB in den letzten Duellen schwer. Beispiel Werder Bremen. Zwar ist der Erfolg im Zustandekommen mit drei Treffern ab Minute 89 glücklich. Ob der Rechtmäßigkeit des Sieges gibt es allerdings keine Zweifel. 14:6 Torschüsse, 7:4 aufs Tor, einen Tick mehr Ballbesitz, mehr gespielte und angebrachte Pässe. Als Manchester City gegen die Dortmunder nach der Pause ebenfalls zielführend wurde und mehr als leeren Ballbesitz hatte, drehten sie ebenfalls das Spiel in den letzten zehn Minuten.

Zumal die Dortmunder in dieser Saison immer wieder in Führung gehen, es aber verpassen, das Spiel zuzumachen. 1:0 gegen Leverkusen, 1:0 in Berlin, 1:0 gegen die TSG Hoffenheim, 1:0 gegen Schalke. Das spricht einerseits für die eigene Defensive, auch, da sie mit 6,03 xGA (understat.com) ihr eigenes Glück nicht zu sehr herausfordern. Gleichzeitig ist es immer ein Vabanquespiel.

Bundesliga 1. FC Köln Borussia Dortmund

Photo by Lars Baron/Getty Images

Eines, das den Kölnern, die im bisherigen Saisonverlauf elf Tore und somit zwei mehr als der BVB erzielen könnte, liegt. Mannschaft und Trainer haben auch in dieser Spielzeit gezeigt, dass sie mit Rückschlägen umzugehen wissen. Trotz zweier Rückstände erkämpfte man sich in Leipzig (2:2) einen verdienten Punkt. Gegen den 1. FC Slovácko kassierte man, nach 2:0-Pausenführung einen unvermittelten Doppelschlag. Steffen Baumgart wechselte daraufhin dreimal und zog das Spiel durch den Doppelpack von Dejan Ljubicic noch auf die eigene Seite. Auch am vergangenen Spieltag bewies man in Bochum viel Geduld, glich in der 88. Minute aus und hatte mit der letzten Aktion der Partie sogar die Siegchance durch Nikola Soldo. Auch in Nizza, unter großem Gegnerdruck in der zweiten Halbzeit konnte sich der Effzeh auf die eigene Defensive, respektive Marvin Schwäbe verlassen und kam mit dem Remis davon.

Borussia Dortmund ist der vielleicht größte Härtetest für die Kölner in der bisherigen Saison. Aber sie haben bewiesen, dass sie die Resilienz besitzen, um in schwierigen Phasen dagegenzuhalten – und, auch ohne Anthony Modeste, selbst den Punch nach vorne haben. Damit ist der Tisch für den Heimsieg gegen die Borussia gedeckt.

Victor Catalina 

Dortmund wird auch hier seinen Ergebnisfußball durchbringen

Ja, Borussia Dortmund hat es in dieser Saison noch nicht geschafft, einen erdrückenden Dominanzfußball über 90 Minuten zu spielen. Fairerweise sei aber dazu gesagt, dass die Schwarzgelben mit einigen personellen Sorgen zu kämpfen hatten und haben. Sebastien Haller (28), der als Stürmer Nummer eins die Chancen verwandeln sollte, fällt bis heute aufgrund einer Hodenkrebserkrankung aus, weitere Schlüsselspieler fanden aufgrund von Ausfällen nicht zu ihrem Rhythmus. Und auch während der Länderspielphase kamen neue Blessuren hinzu. Die Personallage bei den Gästen ist also zumindest angespannt.

Bundesliga 1. FC Köln Borussia Dortmund

Photo by Lars Baron/Getty Images

Doch der BVB zeichnete sich bisher in der Saison 2021/22 dadurch aus, dass trotz dieser Schwierigkeiten gute Resultate eingefahren werden konnten. Dortmund ist im Soll, trotz der Niederlagen gegen Bremen, als man das Spiel komplett aus der Hand gab, und gegen Leipzig, als es nicht gelang, Zugriff zu bekommen. Die Gefahr, die vom Gastgeber aus Köln ausgeht, sollte nicht unterschätzt werden, trotzdem hinterlassen die Gäste bisher einen sehr guten Eindruck und wirken in den Spielen fast immer sehr fokussiert. Fortschritte waren auch schon zu erkennen, beispielsweise in der kollektiven Arbeit gegen den Ball, selbst kleine Erfolge in Zweikämpfen werden abgefeiert.

Und genau dieser kleine Fortschritt ist es, der den BVB-Anhängern Mut macht, auch schwierige Spiele und Situationen gut zu überstehen und zu managen. In Köln wird es darauf ankommen, die vielen Flanken des Gegners gut zu beherrschen, im Abwehrzentrum aufmerksam zu sein und die sich bietenden Räume zu nutzen. Exakt das ist der Terzic-Elf zuzutrauen. Von einem fußballerischen Spektakel des BVB auszugehen, wäre falsch – aber die drei Punkte nimmt der Gast mit und sei es durch einen Treffer nach ruhendem Ball.

Manuel Behlert 

(Photo by Lars Baron/Getty Images)


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