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Erst 19 und doch schon so erwachsen: Hugo Larsson mischt das SGE-Mittelfeld auf

12. November 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Er kam, sah – und spielte sich fest. Hugo Larsson galt, als sich Eintracht Frankfurt im Sommer die Dienste des Schweden sicherte, als großes Talent. Sehr viel mehr wusste man hierzulande nicht über den Mittelfeldspieler. Das hat sich mittlerweile geändert. 

Was müssen Klubs tun, wenn sie dringend Verstärkungen benötigen, idealerweise aus dem Segment der Toptalente, aber nicht über unbegrenzte finanzielle Mittel verfügen? Richtig, kreativ sein und so umfangreich und präzise wie möglich scouten. Beides scheint Eintracht Frankfurt im Fall von Hugo Larsson (19) gelungen zu sein. Es wurden nicht die typischen, mittel- oder südeuropäischen Märkte abgegrast, die SGE bediente sich in Schweden. Dort, wo junge Spieler im Verhältnis noch relativ preiswert zu haben sind.

 



Hugo Larsson: Angefangen und gereift in Malmö

Geboren wurde Hugo Larsson im beschaulichen Svarte, in Südschweden. Seine aktive Zeit als Fußballer begann auf regionaler Ebene, ehe er im Alter von zwölf Jahren zu einem der größeren Vereine, nämlich Malmö FF, wechselte. Dieser Schritt war prägend für seine kommenden Jahre, denn in Malmö wurde er entsprechend seines Talents gefördert und konnte sich mit anderen, aufstrebenden Talenten bei einem der bekanntesten Klubs des Landes messen. Schon früh zeigte sich, dass der Mittelfeldspieler vieles mitbringt, um sich im Profifußball zu etablieren. 

Es überraschte deswegen auch nicht, dass der Schwede den Schritt in die U17-Nationalmannschaft seines Landes ging. Dieser entwuchs er aber schnell, spielte für die U18, U19 und schließlich die U21. Von der typischen Talentförderung in Schweden profitierte Larsson enorm. Die Teams in der Allsvenskan scheuen sich nicht, junge Talente frühzeitig in das kalte Wasser zu werfen. Mit 17 debütierte das Nachwuchstalent schon bei den Profis von Malmö, machte sich schnell einen Namen in Schweden. 

Hugo Larsson

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Der Einstieg in der dortigen Liga ist für junge Spieler auch nahezu ideal. Die individuelle Qualität ist nicht exorbitant hoch, es wird trotzdem viel Wert auf eine gute taktische Ausbildung und eine entsprechend dazu passende technische Qualität gelegt. Da Larsson qua seiner Körpergröße von fast 1,90m physisch schon einige Grundvoraussetzungen mitbrachte, konnte er sich auf dem Feld und im Kraftraum das nötige, zusätzliche Handwerkszeug verschaffen. Und profitierte davon. So sehr, dass er schnell nicht mehr aus der ersten Elf in Malmö wegzudenken war und Klubs aus dem Ausland auf ihn aufmerksam wurden. 

Perfekt für das Anforderungprofil der SGE

Unter anderem Eintracht Frankfurt. Bei den Hessen war vor der Saison 2023/24 immer wieder ein gewisses Vakuum im Mittelfeldzentrum zu erkennen. Insbesondere dann, wenn Sebastian Rode (33) nicht mitspielen konnte, was nicht selten der Fall war. Aufgrund einiger Abgänge im Mittelfeld und der Verpflichtung eines neuen Trainers, nämlich Dino Toppmöller (42), konnte das Mittelfeld neu strukturiert werden. Mit Rode weiterhin als Fixpunkt, aber Ergänzungen, die das gesamte Zentrum stabiler und strukturierter machen. Aber auch mit Ergänzungen wie Ellyes Skhiri (28), der beim 1. FC Köln einer der besten Mittelfeldspieler der Liga war, und eben Hugo Larsson.

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Letzterer wurde zwar knapp zwei Wochen vor dem Trainer als Neuzugang bekannt gegeben, aufgrund der lange anhaltenden Gespräche zwischen den Hessen und Toppmöller wird er aber zumindest frühzeitig gewusst haben, dass ein solcher Spieler zu den Hessen kommen soll. Und der Schwede passte ideal in das Anforderungsprofil. Die Zeiten, in denen ein Spieler wie Daichi Kamada (27, Abgang zu Lazio) mit ihrem offensiven Stil und viel Risiko im Zentrum agierten, sind vorbei. Rode ist ein Arbeiter und Kämpfer, Skhiri ein taktisch hervorragender, aufbausicherer Mittelfeldspieler, der viel blockt, viel antizipiert und viele Zweikämpfe gewinnt und Larsson eine ideale Ergänzung, denn er ist eher für den Maschinenraum zuständig.

Das heißt, dass er so etwas wie die „Lunge“ im Spiel der Hessen ist. Deutlich wird das beim Blick auf seine Statistiken. Acht Spiele absolvierte er in der Bundesliga, stand gut 700 Minuten auf dem Feld und absolvierte 649 intensive Läufe, legte eine Laufdistanz von 99,5 Kilometern zurück, lief gegen Heidenheim beispielsweise deutlich mehr als zwölf Kilometer und beging als Mittelfeldspieler nur fünf Fouls. Als Box-to-Box agierender Spieler ist er seltener in Defensivaktionen involviert, versteht es aber hervorragend, schnell wieder hinter den Ball zu kommen, Lücken zu stopfen, die Grundordnung zu finden. Und darüber hinaus versteckt er sich auch im Spiel mit dem Ball nicht, wenngleich hier noch etwas Luft nach oben ist.

Larsson überzeugt sofort in der Bundesliga

Doch Hugo Larsson passte nicht nur zu Eintracht Frankfurt, sondern die SGE auch perfekt zu ihm, wie er selbst betonte: „Die Spielweise der Eintracht liegt mir. Wir wollen Ballbesitz und gleichzeitig direkt spielen. Ich versuche, mein Spiel zu spielen, das klappt aktuell ganz gut. Offensiv gelingt uns einiges – bis zum letzten Drittel. Wir müssen noch lernen, die richtigen Optionen zu finden.“ Trotzdem ist es nicht selbstverständlich, dass sich ein junger Spieler nach seinem ersten Wechsel in das Ausland so nahtlos einfügt und gleich zu einer wichtigen Stütze einer Mannschaft wird.

Larsson

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Hier kommt der Faktor Reife ins Spiel. Neben, aber auch vor allem auf dem Platz. Larsson spielt vorausschauend, versucht, intuitiv zu erkennen, welche Entscheidung welche Konsequenzen mit sich bringen kann. Und so spielt er auch. Wenn ein Sicherheitspass notwendig ist, spielt er diesen. Wenn das Risiko kalkulierbar ist, geht er es ein – mit unterschiedlichem Ausgang. Der Schwede beherrscht die Basics, greift auf diese zurück, versucht aber gleichzeitig, immer wieder die besonderen Dinge zu kreieren. Mit Erfolg: Ein Tor und eine Vorlage steuerte er in der Bundesliga schon bei und in fast jedem Spiel erhält er die Chance, seine Qualitäten einzubringen.

Wenn man über einen Jungprofi sagt, er spiele mitunter wie jemand, der schon 300 Pflichtspiele absolviert hat, dann ist das zweifellos eine große Anerkennung. Im Fall von Larsson trifft das auch zu und ist keine Übertreibung. Die Ruhe am Ball, gerade unter Druck, die Konsequenz im Zweikampf und das ohne Foul und nicht zuletzt die Leidenschaft, auf dem Platz alles zu geben und die wichtigen wie richtigen Wege zu gehen, lassen das Gesamtpaket extrem gut und vielversprechend wirken. Leistungsdellen wird es sicher geben, auch einmal größere. Aber dann denken wir einfach daran, dass Hugo Larsson erst 19 Jahre alt ist.

(Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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