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Leverkusen bleibt widerstandsfähig, aber anfällig: Erkenntnisse zum Auftaktspiel der Bundesliga

24. August 2024 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Bayer 04 Leverkusen gewann am Freitagabend mit 3:2 in Mönchengladbach. Natürlich, möchte man sagen, durch einen Treffer in der Nachspielzeit. Florian Wirtz entschied die Partie nach 100 Minuten für die Werkself. 

Das Spiel lieferte wichtige Erkenntnisse. Für beide Seiten, aber auch für die Liga. Klar, Bayer gewann schon wieder ein Spiel kurz vor dem Ende. Aber Leverkusen zeigte auch, dass der Motor noch nicht komplett rund lief.

Erkenntnis 1: Leverkusens Last-Minute-Power bleibt bestehen

Die erste Erkenntnis liegt natürlich auf der Hand. Die Werkself hat in der letzten Saison mehrfach unter Beweis gestellt, dass sie ein Spiel in der Schlussphase noch drehen oder gewinnen kann. Viele Tore fielen ab der 85. Minute, weiter ging es damit im deutschen Supercup gegen den VfB Stuttgart. Als die Fohlen aus Mönchengladbach in der Schlussphase das 2:2 erzielten, glaubte Bayer noch an seine Chance. Und die kam auch: Nach 100 Minuten verwandelte Florian Wirtz schließlich einen Strafstoß – im Nachschuss. Und Leverkusen holte die drei Punkte.



Den Glauben an die eigene Stärke wird Bayer nicht verlieren, ebenso wenig den Plan, wie man ein Fußballspiel angehen und entscheiden möchte. Das wird dazu führen, dass die Werkself auch in der Saison als Titelverteidiger ein harter Gegner sein wird.

Erkenntnis 2: Gladbachs Neuzugänge sitzen

Es war generell ein etwas antizyklisches Spiel im Borussia Park. In Halbzeit eins waren die Fohlen gut im Spiel, lagen durch eigene Fehler mit 0:2 hinten. Die zweite Halbzeit ging klar an Bayer, aber Gladbach machte die Tore. Im Spiel der Fohlen gab es zwar einige Abstimmungsprobleme und schwächere Phasen, aber die Neuzugänge, namentlich Kevin Stöger und Tim Kleindienst, die von Anfang an spielten, hinterließen einen guten Eindruck.

Kleindienst Gladbach Leverkusen Bundesliga

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Dem Mittelfeld tut es gut, dass ein Spieler wie Stöger auf dem Platz steht, für kreative Momente sorgen und die Bälle verteilen kann. Und Kleindienst, der auch einen Treffer erzielte, ist ein Arbeiter, ein Wühler, der die gegnerische Abwehr bindet, gerne den Abschluss sucht.

Erkenntnis 3: Leverkusen ist defensiv anfällig

Leverkusen mag zwar beide Pflichtspiele am Ende für sich entschieden haben, im Supercup benötigte man dafür aber das Elfmeterschießen, in der Bundesliga einen späten Elfmeter samt Nachschuss. Obwohl man beide Male doppelt traf. Das heißt auch: Bayer kassierte in beiden Spielen zwei Gegentreffer. Und die fielen auch nicht komplett aus dem Nichts. Xabi Alonso und sein Team befinden sich in einer sehr guten Frühform und viele Abläufe stimmen schon, in der Abwehr aber eben nicht alles.

Bei ruhenden Bällen zeigten die Gladbacher oft, dass die Gefahr erzeugen konnten, erzielten auch noch ein Tor, das am Ende nicht zählte. Leverkusen hätte, wenn es schlecht für sie gelaufen wäre, auch drei Gegentore kassieren können. Das ist zu viel für die Ansprüche der Werkself. Zur Wahrheit gehört natürlich, dass Bayer auch selbst hätte häufiger treffen können.

Erkenntnis 4: Seoane hat trotzdem noch einen weiten Weg vor sich

Die Gladbacher wollen besseren Fußball spielen als in der Vorsaison und defensiv stabiler agieren. Die Defensive und Gerardo Seoane, das ist ohnehin ein Thema für sich. Der Trainer hatte bisher bei jeder seiner Stationen gute Einfälle, was offensive Lösungen anging. Defensiv allerdings taten sich immer Probleme auf. Und auch gestern stimmten dort einige Mechanismen nicht. Mal war Gladbach zu passiv, dann zu risikobereit im Aufbau (siehe das 0:1), mal zu ungeschickt im Zweikampf.

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Die positiven Ansätze der Fohlen sind nicht unter den Tisch zu kehren, aber Seoane muss noch beweisen, dass er dem Team wirklich ein funktionierendes Defensivkonzept mit auf den Weg geben kann. Das wird im Endeffekt auch darüber entscheiden, in welche Richtung die Saison der Gladbacher am Ende gehen wird.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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