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FC Bayern empfängt Bayer 04 zum Topspiel: Leverkusens Physis als Schlüssel gegen Kane?

15. September 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Am Freitagabend findet in der Allianz Arena das Topspiel der Bundesliga statt. Der FC Bayern empfängt Bayer 04 Leverkusen, beide haben neun Punkte aus drei Spielen auf dem Konto. Rein gefühlsmäßig scheint die Werkself in ihren Leistungen aber etwas stabiler, der Kader homogener zu sein. Die Favoritenrolle für den Rekordmeister ist nicht so groß wie bei früheren Aufeinandertreffen. 

Bayer Leverkusen will beim FC Bayern bestehen

Im Sommer 2023 tat sich bei Bayer 04 Leverkusen einiges. Vieles davon war sehr interessant, denn der Klub, der in den letzten Jahren immer wieder sehr spannende Perspektivspieler an den Rhein lotste, fing plötzlich an, erfahrene Akteure zu verpflichten. Granit Xhaka, Alejandro Grimaldo, Jonas Hofmann: Sie alle waren bei ihren vorherigen Klubs Führungsspieler, sind Nationalspieler, haben ihren Peak erreicht und befinden sich nicht mehr auf dem Weg dorthin. Diese Strategie zahlte sich bisher in jedem Fall aus. Die Werkself läuft wie eine gut geölte Maschine über den Platz, dominierte die Gegner bisher und spielte sich zahlreiche Chancen heraus.

 



Dass Bayer 04 aktuell von Platz eins der Tabelle grüßt, ist also die Folge guter Arbeit im Sommer. Und eines klaren Plans, den man in München zeitweise vermissen ließ. Während Bayer um Sportdirektor Simon Rolfes einen guten Deal nach dem anderen eintütete – und das weitgehend geräuschlos – warf die Strategie der Oberen beim Rekordmeister Fragen auf. Unterschiedliche Spielertypen wurden für die jeweiligen Baustellen vorgeschlagen, das Desaster am Deadline Day war eine logische Konsequenz vieler Ideen, aber wenig Struktur.

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Doch zurück zum Sportlichen. Bayer Leverkusen kommt mit Selbstvertrauen nach München. Das war in der Vergangenheit häufig der Fall, bei den Spielen in der Allianz Arena klemmte es dann aber doch häufig. In diesem Jahr soll das anders aussehen, Bayer wirkt vorab mutig, will unbedingt bestehen und mindestens einen Punkt mitnehmen, um zufrieden zurück an den Rhein zu fahren. Die größere Erfahrung, die wachsende Homogenität und vor allem der klare Plan von Xabi Alonso sind dabei die Zutaten, die ein positives Resultat begünstigen können. Leverkusen muss die eigenen Stärken einbringen und die des FC Bayern so gut es geht kaschieren.

Der Faktor Harry Kane: Leverkusen hält mit Physis dagegen

Schon in der Rückrunde konnte Bayer 04 mit einem beherzten Auftritt einen Sieg gegen den FCB einfahren. Seitdem hat sich beim Rekordmeister vieles geändert, ein neuer Trainer sitzt auf der Bank, ein neuer Topstürmer führt das Team auf das Feld. Gemeint ist natürlich Harry Kane. Den Rekordeinkauf des FC Bayern auszuschalten, wird eine große Aufgabe für den Herausforderer. Doch zwei Faktoren sprechen für den Gast. Einerseits fehlt dem Engländer noch die perfekte Bindung zum Spiel. Das ist nach wenigen Wochen und noch nicht allzu vielen Trainingseinheiten, in denen sich die Automatismen entwickeln können, keine große Überraschung.

Der weitaus interessantere Faktor ist, dass die Werkself genau die Spielertypen in der Defensive zur Verfügung hat, die einem Spieler wie Kane das Leben schwer machen können. Sowohl Edmond Tapsoba als auch Jonathan Tah, Odilon Kossounou und Piero Hincapie, die allesamt innen spielen können, bestechen durch eine gute Physis. Dass Leverkusen häufig mit drei Innenverteidigern aufläuft, dürfte die Bewachung Kanes zusätzlich erleichtern. Somit kann Bayer sehr gut ausbalancieren, dass Jeremie Frimpong, nominell Rechtsverteidiger, quasi auf dem offensiven Flügel agiert. 

Hradecky Tapsoba Leverkusen

(Photo by Andreas Rentz/Getty Images)

Kane dürfte es also am und im gegnerischen Strafraum nahezu in jeder Situation mit einem kantigen, dynamischen, zweikampfstarken Spieler zu tun haben. Gelingt es den Gästen, 90 Minuten sehr aktiv und vorausschauend zu verteidigen, wird es Kane sehr schwer haben. Auffällig war bisher, dass sich der Engländer gerne einmal in das Mittelfeld zurückfallen lässt. Doch selbst dort wird er auf Granit Xhaka, möglicherweise auch den sehr laufstarken Robert Andrich treffen und in ähnlich intensive Duelle verwickelt werden.

Auf dem Papier haben die Gäste also definitiv die Möglichkeit, den Einfluss von Kane zu minimieren. Das einzige Problem ist, dass es ein Fehler wäre, sich nur auf ihn zu fokussieren. Leroy Sane ist in bestechender Form und wird sehr fluide zwischen der Außenbahn und den Halbräumen pendeln, Mathys Tel ist als Joker immer ein Faktor, Jamal Musiala kehrt wieder in den Kader zurück und Kingsley Coman oder Serge Gnabry könnten versuchen, die Räume hinter dem offensivfreudigen Frimpong zu nutzen. Es werden also noch deutlich mehr Lösungen für die Leverkusener notwendig sein, um gegen den Rekordmeister zu bestehen. Die Basis ist aber in jedem Fall vorhanden.

(Photo by UWE KRAFT/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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