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Minimalziel in Gefahr: Das muss sich bei Bayer Leverkusen in der Restsaison ändern

20. Januar 2023 | Trending | BY 90PLUS Redaktion

Bayer 04 Leverkusen spielt bisher keine gute Saison, ist eines der Teams, die schon den Trainer gewechselt haben. Die lange WM-Pause könnte ein Vorteil für die Teams sein, die vorher kriselten. Schließlich war viel Zeit zur Fehleranalyse und -behebung. Schafft es Xabi Alonso, die Werkself wieder auf Kurs zu bringen?

Bayer Leverkusen: Top-4 als Ziel oder als Utopie?

Kürzlich erklärte Bayer-Schlussmann Lukas Hradecky (33), dass man bei Bayer Leverkusen überhaupt nicht über das internationale Geschäft reden und sich stattdessen erst einmal auf den Klassenerhalt fokussieren solle. Geschäftsführer Fernando Carro (58) ließ dagegen Ende letzten Jahres verlauten, dass das Ziel, nach wie vor das Erreichen der Top-4  in der Bundesliga sei. Überraschend weit liegen die Meinungen der Beteiligten zur missglückten Hinrunde also auseinander.



Mindestens genau so groß ist allerdings auch die Distanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit unterm Bayerkreuz. Denn Fakt ist, dass die Werkself nach 15 Spieltagen auf einem enttäuschenden zwölften Rang steht. Zwar trennen die Rheinländer momentan nur sieben Punkte vom Minimalziel, dem europäischen Geschäft, aber auch nur vier vom Relegationsplatz. Für die hochveranlagte Mannschaft ist das deutlich zu wenig. Zwangsläufig kommt da die Frage auf: Was muss sich bei der Werkself ändern, damit es in die richtige Richtung gehen kann? 

Die Leistungsträger müssen wieder in Form kommen

Es ist ein offenes Geheimnis: Im Kader der Werkself steckt auch diese Saison wieder traditionell viel Potenzial. Zumindest teilweise kann man die Frage, woran die schlechte Hinrunde lag, mit den schwachen Leistungen der Leistungsträger erklären. Das fängt bei Lukas Hradecky an, der sich schon seit einiger Zeit ungewohnt unsicher präsentiert. Weiter geht es mit Jonathan Tah (26), der eigentlich eine sehr junge Abwehr stabilisieren soll, häufig jedoch selbst nicht auf der Höhe war. Auch Robert Andrich (28) konnte nicht an seine bärenstarken Leistungen der letzten Saison anknüpfen und Charles Aranguiz (33) scheint nun endgültig kein Faktor mehr zu sein.

Andrich Leverkusen

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Ein Abschied des Chilenen schon in diesem Winter wurde bereits medial diskutiert. Im Angriff fehlen der Werkself vor allem die Tore von Patrik Schick (26). Während der Tscheche in der letzten Saison als internationaler Top-Stürmer gefeiert wurde, blieb er bislang vom Pech verfolgt. Neben der eigenen ausbaufähigen Chancenverwertung sind es vor allem immer wieder kleine Verletzungen, die dafür sorgen, dass Schick überhaupt nicht in Tritt kommt. Auch die hochtalentierten Neuzugänge Adam Hlozek und Callum Hudson-Odoi konnten ihre Vorschlusslorbeeren kaum rechtfertigen.

Bayer Leverkusen muss die Balance finden

Ein weiteres großes Problem der Werkself, welches in der Hinrunde mehr als deutlich zu Tage getreten ist, ist die fehlende Balance zwischen Offensive und Defensive. Besonders unter dem mittlerweile entlassenen Gerardo Seoane (44) lief Leverkusen regelmäßig ins offene Messer und wurde gnadenlos ausgekontert. Unter Xabi Alonso (41) waren deutliche Fortschritte zu verzeichnen und das Team setzte auf eine kontrollierte Offensive, in der eigene Konter über die pfeilschnellen Flügelspieler Jeremie Frimpong (22) und Moussa Diaby (23) nach vorne getragen werden sollten. Die optimale Balance für eine so ballsichere Mannschaft ist dennoch noch nicht erreicht.

Vor allem die Schienenspieler im von Alonso praktizierten 3-4-3- System sind dabei gefragt. Doch auch aus der zentralen Position heraus benötigt Bayer wieder einen klaren Taktgeber. Einen Spieler, der sich clever im Raum bewegt, Lücken zuläuft und in der Lage ist das Spieltempo zu kontrollieren. Zu seinen besten Zeiten war Aranguiz genau dieser Spieler. Nun sind andere gefragt. Allen voran Exequiel Palacios. Der argentinische Weltmeister bringt alles mit und dürfte mit einer Menge Selbstvertrauen zurück zur Werkself kommen. Der 24-Jährige funktioniert sowohl als tiefstehender Spielmacher, als auch als Box-to-Box-Spieler. Je nach Spielsituation könnte man Palacios also Robert Andrich oder den wiedererstarkten Kerem Demirbay (29) zur Seite stellen.

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Florian Wirtz: Die Rückkehr des Hoffnungsträgers

In einer Offensive gespickt mit Namen wie Moussa Diaby, Callum Hudson-Odoi (22), Karim Bellarabi (32) oder Patrik Schick sollte das Fehlen eines weiteren Akteurs relativ schnell aufzufangen sein. Sollte man zumindest meinen. In Wahrheit hat sich das Fehlen von Florian Wirtz stärker auf das Spiel der Werkself ausgewirkt, als es viele vermutet hätten. Man ist nicht zwangsläufig abhängig vom 19-Jährigen, dennoch ist Bayer 04 mit Wirtz eine Klasse besser. Mindestens. Er ist eben ein Unterschiedspieler, einer für die besonderen Momente. Die Werkself verfügt über brutale Waffen in der Offensive, doch während Wirtz‘ Abstinenz wusste man nicht, wie man sie so recht einsetzten sollte. Nun kehrt der Hoffnungsträger endlich zurück. Im Freundschaftsspiel gegen den FC Venedig deutete der talentierte Offensivspieler auch prompt das an, was man unterm Bayer-Kreuz seit Monaten so schmerzlich vermisst hat. Ein Traumtor, bei dem Wirtz die Hintermannschaft der Italiener einfach stehen ließ, krönte ein absolut gelungenes Comeback.

Aussichtslos ist die Situation für Leverkusen selbstverständlich nicht. Es ist noch früh genug, um das Ruder herumzureißen. Doch auf Xabi Alonso kommt eine Menge Arbeit zu. Es gilt vor allem dafür zu sorgen, dass die Leistungsträger wieder an ihr gewohntes Level anknüpfen können. Gleichzeitig muss weiterhin an der Balance aus Offensive und Defensive gefeilt werden. Florian Wirtz wird das Spiel der Rheinländer zweifelsohne bereichern, doch sich nur auf die Künste des 19-Jährigen zu verlassen wäre dauerhaft nicht zielführend. Vieles wird bei Leverkusen vom Auftakt abhängig sein. Gelingt zu Beginn eine Serie, dann steigt das Selbstvertrauen. Und wie bereits erwähnt: Es sind nicht viele Punkte Abstand nach oben…

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Michael Reifenrath


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