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Fingerzeige von Pavlovic und Guerreiro: Wie Bayern den VfB Stuttgart kaltstellte

18. Dezember 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Der FC Bayern feierte am Sonntagabend trotz einer angespannten Personallage einen souveränen Sieg gegen den VfB Stuttgart. Weil der Rekordmeister clever war, auf viel Ballbesitz verzichtete und im Zentrum die richtigen Spieler zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. 

FC Bayern bezwingt Stuttgart: Tuchel zufrieden

Ein sichtlich gelöster Thomas Tuchel kam nach dem Spiel des FC Bayern gegen den VfB Stuttgart (3:0) zum Interview. Vorher musste er kreativ sein, das Team die Ausfälle von Noussair Mazraoui, Leon Goretzka, Joshua Kimmich, Serge Gnabry und Kingsley Coman verkraften, die allesamt Anwärter auf einen Startplatz gewesen wären. Die Reaktion des Trainers: Eine Umstellung der Herangehensweise und ein Mittelfeldzentrum bestehend aus Aleksandar Pavlovic und Raphael Guerreiro.



Beide spielten vorher noch nie zusammen, nach den 90 Minuten fragte man sich aber wieso eigentlich. Vor allem der junge Pavlovic, der nicht nur defensiv wachsam agierte, sondern auch noch sehr gute ruhende Bälle in den Strafraum beförderte, spielte sich in den Fokus. „Wir haben heute bewiesen, dass wir ihm vertrauen. Aber lassen wir mal die Kirche im Dorf“, bremste der Trainer nach dem Spiel die Euphorie. Gerade zu Beginn, so Tuchel, war dem 19-Jährigen noch eine gewisse Nervosität anzumerken, auch in das physische Spiel fand er erst mit ein wenig Anlaufzeit. Dass er 90 Minuten spielen durfte, war am Ende dann Vertrauensbeweis genug.

Bayerns Schlüssel zum Sieg gegen Stuttgart

Der VfB Stuttgart reiste als Überraschungsteam der Saison nach München, der Trainer des FC Bayern warnte schon auf der Pressekonferenz von einem spielstarken Team mit viel Selbstvertrauen. Die eigene, etwas turbulente Personalsituation machte sich der Chefcoach des FCB aber zu Nutze und stellte das Team deutlich anders ein und auf. Offensiv sollte es Pressingfallen geben, defensiv musste etwas tiefer verteidigt werden. Das Pressing führte dazu, dass die Schwaben zu Beginn einfache Fehler machten und Bayern schon in der zweiten Spielminute das 1:0 erzielte. Viel besser hätte es für den tuchelschen Plan gar nicht laufen können.

Kane Bayern Bundesliga

(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Danach spielte Stuttgart zwar dominant, hatte bis zur Pause sogar rund 70 % Ballbesitz, aber es war toter, leerer Ballbesitz. Zwei Schüsse, die einigermaßen aussichtsreich waren, flogen in Richtung Bayern-Tor. Die großen Chancen hatte der Rekordmeister, der sich auf Fleißarbeit konzentrierte, die Räume eng machte und schnell umschaltete. Alleine Leroy Sané hätte die Partie zur Pause schon entschieden haben können, zwei Abseitstreffer waren auch mit ein wenig Pech verbunden. Der Tuchel-Plan ging komplett auf, weil Stuttgart nicht die entscheidenden Räume fand, um seine Stärken auszuspielen.

Thomas Müller dirigierte das Pressing, Harry Kane war effizient, der angesprochene Sané überall auf dem Platz zu finden und wenn die Improvisations-Doppel-6 aus Pavlovic und Guerreiro einmal nicht ganz den Zugriff hatte, schob Jamal Musiala noch mit nach hinten und half beim Ballgewinn. Der Begriff Arbeitssieg mag immer etwas negativ behaftet sein, in diesem Spiel war die Arbeit aber der entscheidende Faktor, um ohne große Ballbesitzmomente Dominanz auszustrahlen.

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Der Rekordmeister war also jederzeit wach, spielte clever, verteidigte ruhig und besonnen und nutzte Umschaltmomente, um Stuttgart in Bedrängnis zu bringen. In der zweiten Halbzeit folgte auch eine Steigerung der Ballbesitzwerte und mehr Sicherheit im Passspiel. Der letzte Schlüssel zum Sieg waren die ruhenden Bälle. Und hier kommt wieder Pavlovic ins Spiel. Er leitete mit seinem Freistoß das 2:0 ein, bereitete das 3:0 mit einem präzisen Eckball vor. Die Standards wurden bei Bayern in der Vergangenheit aufgrund ihrer fehlenden Konstanz kritisiert, nach den ersten beiden, eher durchwachsenen Bällen fand Pavlovic aber schnell zu seinem Rhythmus und servierte Punktgenau.

Pavlovic und Guerreiro als Bayern-Gewinner

Dass Stuttgart gegen einen tiefer als sonst stehenden FC Bayern wenig Räume erhielt, lag natürlich an der Grundordnung an sich. Aber das neu formierte Mittelfeldzentrum spielte auch höchst diszipliniert, setzte um, was Tuchel forderte. Über Pavlovic, der sich einige Zweikämpfe im Mittelfeld sicherte und auch im Spielaufbau eine gute Figur abgab, das Risiko gut einschätze, wurde schon gesprochen. Doch in dieser Partie wurde deutlich, warum Raphael Guerreiro als „Tuchel-Spieler“ gilt. Er war höchst aufmerksam, verteidigte anders als ihm nachgesagt wird sehr diszipliniert, hat außerdem die Fähigkeit, auf engstem Raum Drucksituationen zu lösen, sofort in kombinative Elemente einzusteigen.

Wenn Stuttgart also presste, befreite sich Bayern. Guerreiro schob dann mitunter auf eine Höhe mit Musiala, war eine wichtige Anspielstation. Dabei vergaß er aber nicht, dass er bei eigenen Ballverlusten schnell wieder hinter dem Ball sein musste. Weil das in vielen Situationen vorbildlich funktionierte, musste Stuttgart viele Gegenangriffe abbrechen, neu aufbauen. Und dann stand der Rekordmeister, bei dem auch Kim min-jae und Dayot Upamecano nicht unerwähnt bleiben sollen, wieder sehr massiv. Der Gewinner war am Sonntag insgesamt sicher die Mannschaft, aber einen Fingerzeig für die Zukunft lieferten Pavlovic und Guerreiro allemal. Mit ihnen ist zu rechnen.

(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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