Die Schwärmereien von Uli Hoeneß entlockten Vincent Kompany nur ein kurzes Lächeln. „Es gibt keine Perfektion. Auch wenn wir es gut machen beim FC Bayern, wollen wir immer mehr, und das bleibt auch so. Ich gehe mit Lob um wie mit Kritik. Ich versuche, weiter den Fokus zu behalten auf das nächste Spiel“, sagte der Erfolgstrainer des FC Bayern vor der Bundesligapartie am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den SC Freiburg gewohnt nüchtern.
Dabei sieht Chefkritiker Hoeneß den Rekordmeister vor dem stressigen Jahresendspurt mit acht Spielen in 31 Tagen nahezu am Limit. Es seien momentan alle „sehr, sehr zufrieden. Ich habe immer gesagt, wenn man eine Mannschaft hat, mit der man sehr zufrieden ist, dann kann man sich auf der Tribüne endlich mal zurücklehnen“, betonte der Münchner Ehrenpräsident.
Er habe Kompany deshalb zuletzt gesagt, so Hoeneß weiter, „dass man früher in der 80. Minute gehofft hat, dass das Spiel bald zu Ende ist. Und jetzt ist man in der 80. Minute und sagt sich: Hoffentlich spielen die noch lange, weil es so viel Spaß macht. Die haben Spaß, die Zuschauer haben Spaß und auch wir auf der Tribüne haben Spaß – und das ist eigentlich im Moment so der Idealzustand, wie man sich den FC Bayern vorstellen will.“
Bayern hat sich viel vorgenommen – englische Woche wartet
Idealzustand? Spaß? Alles gut und schön – an der Arbeit und Einstellung von Kompany ändern solche Lobeshymnen nichts. Er habe in München „seinen Platz und sein Glück“ gefunden, sagte er am Freitag. Er genieße auch die Gespräche mit Hoeneß oder Ex-Boss Karl-Heinz Rummenigge, „um von ihnen zu lernen. Aber letztendlich macht das meine Rolle nicht anders“, sagte der 39-Jährige trocken. Er wisse, „was mein Job ist“.
Beim FC Bayern bedeutet dies: erfolgreich sein um jeden Preis. Und das gelingt Kompany, der gegen Freiburg auf den angeschlagenen Serge Gnabry verzichten muss, mit seinem Team bislang ausgezeichnet. Die Münchner, die mit 16 Pflichtspielsiegen beeindruckend in die Saison gestartet waren, führen die Tabelle der Bundesliga mit sechs Punkten Vorsprung auf RB Leipzig an. Auch in der Champions League liegen sie mit zwölf Zählern aus vier Spielen vor dem Topspiel am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) beim Zweiten FC Arsenal vorne.
Dennoch: Man habe vor der Länderspielpause bei Union Berlin nicht gewonnen (1:1), so Kompany, „deshalb ist es vom Gefühl her nicht die perfekte Saison“. Und überhaupt: „Was du am Anfang machst, ist Bonus. Du musst am Ende immer stark sein, sonst bekommst du nichts.“
Die Top-Leistungen führten bislang immerhin dazu, dass die Münchner auch in der Königsklasse längst zum Favoritenkreis gehören. Die Frage allerdings, ob dem FC Bayern denn keiner mehr gefährlich werden könne, fand Hoeneß dann doch „ein bisschen übertrieben“. Es werde „natürlich nicht immer so gehen, es wird auch mal Rückschläge geben“, warnte er, ergänzte aber gleichzeitig: „Was wir bisher auch international gespielt haben, war aller Ehren wert.“ Fast perfekt.