Rafati kritisiert: „Qualität der Schiedsrichter durch VAR massiv eingebrochen“
1. November 2024 | News | BY Yannick Lassmann
Die deutschen Schiedsrichter stehen aktuell in der Kritik. Ihre Mängel kamen während der 2. DFB-Pokalrunde, die ohne VAR ausgetragen wurde, erneut zum Vorschein. Ex-Referee Babak Rafati versucht, die Probleme zu erklären und blickt dabei sehr kritisch auf den DFB.
Rafati beschreibt VAR-Anwendung als „detektivisch“
In der 2. Runde des DFB-Pokals waren die Schiedsrichter komplett auf sich alleine gestellt. Während sich viele Fans an der VAR-Abwesenheit erfreuten, ärgerten sich die beteiligten Akteure teils sehr. So beschwerte sich etwa der 1. FC Heidenheim mit der kuriosen Aberkennung des Last-Minute-Ausgleichs bei Hertha BSC oder Mainz 05 über die Entstehung gleich zweier Gegentreffer beim 0:4 gegen den FC Bayern München.
Wieder eimal stellte sich die Frage nach einem Schiedsrichterproblem in Deutschland. Babak Rafati (54), zwischen 2005 und 2011 selber in der Bundesliga als Unparteiischer aktiv, sagte im Sky-Interview: „Die Schiedsrichter, die wir haben, sind keinesfalls schlecht. Wir haben die Qualität der Schiedsrichter, sie ist aber in den letzten Jahren durch den VAR massiv eingebrochen.“ Seiner Meinung nach seien die Schiedsrichter „oftmals keine Persönlichkeiten“ mehr.
Großen Anteil an der Misere besitzt der DFB, für den Innovation ein Fremdwort sei. Darüber hinaus würden Stimmen von außen konsequent ignoriert werden. Dies bestätigt sich auch beim VAR, dessen Umsetzung Rafati als „katastrophal“ bezeichnet. „sie ist detektivisch. Die Schiedsrichter waren jahrelang der Chef auf dem Platz. Und nun gibt es einen Kollegen im Keller, der ihm auf dem Platz vorgibt, was er zu machen hat“, führte er aus.
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Es mangelt auch an der Abstimmung zwischen den Referees auf dem Spielfeld und dem Kölner Keller. Teils stießen unterschiedliche Ansätze bei der Regelauslegung aufeinander oder die eigentlich im Team zusammenarbeitenden Schiedsrichter stünden in Konkurrenz zueinander. Angesichts dieser Problematik fordert Rafati ein Eingreifen der DFL, die „viel mehr in den Hintergrund des Schiedsrichterwesens beim DFB blicken müsste, um zu sehen, was da Sache ist.“
So müssten persönliche Eitelkeiten ausgeräumt werden. Denn „zu wenige Leute schauen auf das große Ganze. Viele schauen nur auf sich selbst. Mir fehlen auch die Typen, die mal klare Kante zeigen – auch öffentlich, und den Finger in die Wende legen. Reinen Wein einzuschenken würde allen Beteiligten helfen. Es braucht mehr Offenheit und Transparenz“, so Rafati, der schon seit vielen Jahren als massiver Kritiker des DFB-Schiedsrichterwesens fungiert – und dabei wohl auch den Nerven vieler Beteiligten aus dem Fußballbusiness trifft.
(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)
Yannick Lassmann
Rafael van der Vaart begeisterte ihn für den HSV. Durchlebte wenig Höhen sowie zahlreiche Tiefen mit seinem Verein und lernte den internationalen Fußball lieben. Dem VAR steht er mit tiefer Abneigung gegenüber. Seit 2021 bei 90Plus.