Schalke 04: Ist der defensive Ansatz die richtige Strategie? Das Streitgespräch

Mit Trainer Frank Kramer ging Aufsteiger Schalke 04 in die neue Saison. Die Entscheidung, den Ex-Bielefeld-Coach zu installieren, wurde mitunter auch kritisch gesehen. Der Saisonstart verlief nicht ideal, die Königsblauen verfolgen einen eher defensiven und teilweise destruktiven Ansatz und warten noch auf den ersten Sieg.
Zwei Punkte aus vier Spielen: Schalke steckt schon im Tabellenkeller
Dass es für Schalke 04 als Aufsteiger nicht leicht werden würde, in der Bundesliga von Anfang an eine gute Rolle zu spielen, war jedem klar. Vier Spiele sind nun absolviert, zwei Punkte hat der Aufsteiger auf dem Konto. Unter anderem gegen Gladbach zeigte Schalke eine sehr ordentliche und engagierte Leistung, belohnte sich kurz vor dem Ende mit einem Punkt. Allerdings gab es auch das Spiel kürzlich gegen Union, als Schalke defensiv zu viel zuließ und gegen einen sehr effizienten Gegner bestraft wurde. Mit 1:6 unterlagen die Königsblauen den Köpenickern und mussten sich einige Fragen stellen.
Ist der defensive Ansatz die richtige Methode für den Abstiegskampf? Werder Bremen, der Mitaufsteiger, spielt bedeutend mutige und hat so unter anderem in Dortmund gewonnen. Schalke verfügt offensiv durchaus über Qualitäten, drosselt das Risiko bis dato aber noch. Am Wochenende geht es nun auswärts gegen den VfB Stuttgart und Hurrafußball dürfte von Schalke auch dort nicht zu erwarten sein.
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Schalke 04 bleibt nichts anderes übrig
„Die Null muss stehen“. Mit diesem Ansatz wurde Huub Stevens auf Schalke UEFA-Cup-Sieger, gewann den DFB-Pokal und fast auch die Meisterschaft. Es ist genau der Fußball, den man in Gelsenkirchen sehen will. Ein hart erkämpftes 1:0, ein 2:2 in letzter Sekunde. „Das ist unsere verdammte Pflicht, unser Herz auf den Platz zu schmeißen“, so Frank Kramer nach dem Punktgewinn gegen Borussia Mönchengladbach.
Es war von Beginn an klar, dass es für Schalke in der aktuellen Bundesliga-Saison einzig um den Klassenerhalt gehen wird. Die ersten vier Partien waren allesamt gegen Teams, die entweder in Europa spielen oder einen Europapokalplatz für sich beanspruchen (sollten). Gegen Gladbach machte man ein sehr gutes Spiel, war über weite Strecken die bessere Mannschaft. In Wolfsburg hatte Schalke die große Siegchance vom Punkt und auch das Spiel gegen Union Berlin war nicht so desaströs, wie es das Ergebnis vermuten lässt. Der xG war mit 1,71:1,60 weitestgehend ausgeglichen. Auch hier zeigte man in der ersten Hälfte eine ansprechende Vorstellung.

Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images
Die nächsten vier Gegner heißen VfB Stuttgart (A), VfL Bochum (H), Borussia Dortmund (A) sowie FC Augsburg (H). Das sind die Partien, in denen sich Frank Kramers System beweisen, in denen Schalke nicht nur punkten, sondern gewinnen muss. Drei potentielle Konkurrenten im Abstiegskampf, plus Revierderby. Wenn dann noch immer kein Fortschritt zu erkennen ist, kann man anfangen, über eventuelle Maßnahmen zu diskutieren. Rouven Schröder ist zudem, wie in Mainz zu sehen war, niemand, der zu Schnellschüssen neigt.
Er hat gesehen, dass Frank Kramer in Bielefeld einen eigentlich wasserdichten Plan hatte. Mit 53 Gegentoren stellte die Arminia die beste Defensive aller Abstiegskandidaten. Das Problem lag einerseits an der mangelnden individuellen Qualität auf der anderen Seite des Feldes, andererseits daran, dass der Klub mit seinen Ressourcen irgendwann an seine Grenzen gekommen ist.
Erstmals seit Langem hat man wieder das Gefühl, dass man auf Schalke wieder einen einheitlichen, gemeinsamen Plan verfolgt und nicht versucht, sich künstlich in Sphären hineinzubegeben, in die man (noch) nicht gehört. Der Trainer lässt die Mannschaft genau das spielen, was sie spielen kann. Die Mannschaft spielt genau das, was die Fans sehen wollen. Man sollte nicht alles über den Haufen werfen, weil man einmal 55 Minuten lang in Unterzahl gespielt und die Mannschaft der Stunde einen Sahnetag erwischt hat. Trust the process. Hat vergangene Saison in Stuttgart und Bochum schließlich auch funktioniert.
Werder sollte das Vorbild für die Königsblauen sein
Der FC Schalke 04 wählt häufig einen defensiven Ansatz, weil es das ist, was sie mit Frank Kramer als Cheftrainer machen müssen. In Bielefeld fand zumindest langfristig gesehen unter ihm keine Entwicklung eines klaren, geordneten Offensivkonzeptes statt. Und das merkt man bei Schalke in einer anderen Situation direkt nach dem Aufstieg auch. Das Offensivspiel hätte frühzeitig angepasst werden müssen. Kompaktheit in der Defensive und nicht zu viel Risiko in Kombination mit mutigen Elementen und einer klaren Struktur in der Offensive schließen sich nicht aus.
Der Weg, den Schalke wählt, ist ein bewusster Weg. Nur erscheint es so, als sei es der falsche Weg. Kramer und die Mannschaft manövrieren sich, das wird schon früh deutlich, in eine Sackgasse. Wenig Spielanteile bedeuten auch, dass die Defensive derart gut funktionieren muss, dass Druckphasen des Gegners ausgehalten werden können. Die Gegentorstatistik spricht da eine andere Sprache. Aktuell sieht es nicht so aus als könnte Schalke in den kommenden Spielen einen deutlich veränderten Spielstil auf den Platz bringen, weswegen bei weiteren Misserfolgen die Trainerfrage obligatorisch ist.
Werder Bremen zeigt, wie es gehen kann: Individuell sind die Grünweißen nicht allzu weit von Schalke entfernt. Aber nicht nur die generelle Ausrichtung ist eine komplett andere. Bremen that ein großes Vertrauen in die eigene Qualität im Spiel nach vorne, kann auch bei einem 0:2 in Dortmund noch zurückschlagen, das Tempo deutlich erhöhen. Diese Elemente werden die Königsblauen nicht auf den Platz bringen können, das hätte in der Vorbereitung einstudiert werden müssen. Dementsprechend gibt es nur zwei Szenarien: Schalke stabilisiert sich mit der aktuell vorherrschenden Herangehensweise oder ein anderer Cheftrainer muss einen anderen Weg einschlagen…
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