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Werder-Sieg oder Schalke-Ruck nach erster Reis-Woche? Das Streitgespräch

4. November 2022 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Am Wochenende kommt es in Bremen zum Duell der Aufsteiger. Der SV Werder trifft auf den FC Schalke 04 und die Vorzeichen bei beiden Teams könnten unterschiedlicher kaum sein. Die Gastgeber sind mehr als nur im Soll, Schalke nach einem Trainerwechsel auf der Suche nach Verbesserungen. 

Werder Bremen und Schalke 04: Zwei verschiedene Wege

Wo liegt der Unterschied zwischen Werder Bremen und Schalke 04? So könnte ein (schlechter) Witz anfangen, allerdings lohnt sich eine Bestandsaufnahme vor dem direkten Duell der beiden Aufsteiger in dieser Saison ganz besonders. Beide Klubs haben im Verlauf ihrer Aufstiegssaison 2021/22 einen Trainerwechsel vorgenommen und zwei komplett unterschiedliche Wege eingeschlagen. Werder setzt auf einen aktiven Fußball, will den Gegner fordern, immer wieder Pressingfallen stellen und dadurch in jeder Spielphase Gefahr ausstrahlen. Das ist das Markenzeichen von Ole Werner (34), damit sorgte er nicht nur für den Aufstieg, sondern auch für einige sehr gute Resultate in der Bundesliga.



Einen anderen Weg schlug Schalke mit der Verpflichtung von Frank Kramer (50) ein. Die Königsblauen spielten eher destruktiv, wollten so kompakt wie möglich stehen. Aber: Das funktionierte nicht wirklich. Die Folge: Schalke musste den Trainer wechseln, will jetzt mit Thomas Reis (47) aus dem Keller herauskommen. Nur ist es schwer, inmitten der Saison eine Stiländerung vorzunehmen. Kleine Schritte sind jetzt also notwendig. Um die Eingangsfrage aber zu beantworten: Beide trennen zwölf Punkte, Werder Bremen hat zehn Tore mehr geschossen, zehn weniger kassiert und steht zehn Plätze weiter oben in der Tabelle. Zeigt sich das auch auf dem Feld oder kann Schalke nach der ersten kompletten Trainingswoche die Lücke kleiner machen?

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Werder wird auch gegen Schalke gewinnen

Das erste Spiel unter dem neuen Trainer nach nur wenigen Einheiten sollte nicht der Maßstab für Schalke 04 sein. Und trotzdem waren einige Elemente zu erkennen, die Reis gerne sieht. Schalke minimierte gerade zu Beginn die Fehler, hielt gut dagegen, die Laufwerte waren gut und die Spieler halfen sich auf dem Feld untereinander. Mannschaftstaktisch hatte sich noch nicht allzu viel verändert, aber wie auch? Die erste „normale“ Trainingswoche sollte dem neuen Coach nun helfen, die Dinge, die zu seinen Grundprinzipien gehören, einzustudieren. Doch reicht eine Woche, um signifikante Fortschritte zu machen? Das wird sich auf dem Feld zeigen. In jedem Fall hat Bremen einen großen Vorsprung, kennt den Trainer und seine Forderungen mittlerweile fast auswendig.

Und hier liegt ein Problem für Königsblau: Der Gastgeber hat nicht nur zehn Punkte mehr auf dem Konto, sondern auch die kleine Mini-Ergebniskrise überwunden. Das 1:0 von Werder gegen Hertha BSC sollte wieder für mehr Schwung bei den Grünweißen gesorgt haben, die in der Bundesliga schon vor der WM-Pause in Richtung 21-22 Punkte gehen wollen. Die Gastgeber werden gegen Schalke mehr Ballbesitz haben, mal höher und mal tiefer angreifen respektive stehen. Die Stärke von Bremen, die Flexibilität im Spiel nach vorne, kann gegen Schalke wieder zum Tragen kommen.

Außerdem wäre dann noch ein weiterer, entscheidender Punkt zu beachten. Der Bremer Kader ist insgesamt schon etwas homogener besetzt, Schalke hat zudem auch noch einige Ausfälle zu beklagen. Kreativspieler Rodrigo Zalazar (23) fehlt, auch hat es Thomas Ouwejan (26) erwischt, der bis zur Winterpause nicht mehr spielen wird. Kann Schalke also Fortschritt unter dem neuen Trainer zeigen? Ja. Wird es reichen, um einen Punkt aus Bremen mitzunehmen? Nein. Die Königsblauen verlieren erneut.

Manuel Behlert 

Reis dreht an den richtigen Stellschrauben – Schalke nimmt etwas mit

Bereits beim 0:2 gegen den SC Freiburg waren erste Fortschritte im Schalker Spiel zu erkennen. Über weite Strecken der ersten Halbzeit verteidigte Königsblau ordentlich, ließ den Sport-Club offensiv nur selten zur Entfaltung kommen. Dazu gelangen die hohen Ballgewinne etwas besser. Natürlich ist der Ausgang der Partie gegen den eingespielten Tabellendritten, der gerade auch seine Europa-League-Gruppe ungeschlagen beendete, keine Überraschung. Auch angesichts der Tatsache, dass Thomas Reis in gefühlten fünf Trainingseinheiten seit Amtsübernahme seine Spielidee nur bis zu einem gewissen Punkt vermitteln konnte.

In Bremen wird Schalke gewiss keinen gepflegten Ballbesitzfußball anstreben und Bremen die Flexibilität nach vorne anbieten, die sie in den vergangenen Wochen stark machte. Genau dort liegt ihre Chance: Auch der FC Augsburg (1:0) und Mainz 05 (2:0) gaben sich im Weserstadion spielerisch mit wenig zufrieden, setzten offensiv aber immer wieder Nadelstiche und nahmen dadurch die drei Punkte mit.

Dass Thomas Reis solche Situationen zu bewältigen weiß, bewies er zudem bereits zu Beginn der vergangenen Saison in Bochum, als es nach fünf sieglosen Partien in Folge zuerst ein 1:0 in Fürth und anschließend ein 2:0 über Eintracht Frankfurt gab. Etwas ähnliches braucht es auch am Samstagabend. Danach warten Mainz 05 und der FC Bayern auf Schalke, die in den vergangenen Partien ebenfalls nicht als Punktelieferanten aufgefallen sind. „Die Saison ist noch lang genug um Punkte zu sammeln“, so Sebastian Polter nach dem 0:2 gegen Freiburg bei DAZN. „Aber irgendwann müssen wir anfangen.“ Das Aufsteigerduell in Bremen wäre nicht der schlechteste Zeitpunkt.

Victor Catalina 

 

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)


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