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Bundesliga-Brennpunkte: CL-Kandidat Stuttgart? FCA-Renaissance unter Thorup

4. Dezember 2023 | Spotlight | BY Jannek Ringen

Der 13. Spieltag in der Bundesliga steht in den Büchern, allerdings gab es dieses Mal aufgrund des witterungsbedingten Ausfalls der Partie zwischen dem FC Bayern und Union Berlin nur acht Partien. Wir liefern euch die Brennpunkte des Spieltags.

Bundesliga: Schneechaos verhindert Bayern-Spiel

Die Teams der Bundesliga haben nach dem 13. Spieltag nur noch drei Partien im Jahr 2023 zu spielen. Beim 1:1 gegen Borussia Dortmund gab Bayer Leverkusen zum zweiten Mal in dieser Saison Punkte ab. Da ein Schneechaos die bayerische Landeshauptstadt München fest im Griff hatte, fiel die Partie zwischen dem FC Bayern und Union Berlin am Samstag aus, weshalb die Bayern nicht an der Werkself vorbeiziehen konnten. Nachgeholt wird das Spiel höchstwahrscheinlich im Januar. Doch auch fernab der Spitze liefert die Bundesliga einige Themen.



VfB Stuttgart ein ernsthafter Kandidat für die Champions League?

Die Partie zwischen dem VfB Stuttgart und Werder Bremen war eine erneute Demonstration der neuen Stärke der Schwaben und der Weiterentwicklung des letztjährigen Relegationsteilnehmers. Die Mannschaft von Sebastian Hoeneß spielte die Norddeutschen nach Belieben her und verpasste es einen deutlicheren Sieg als das zu jedem Zeitpunkt ungefährdete 2:0 einzufahren. Einmal mehr zeigte der 16. der Vorsaison, dass er derzeit eine der spannendsten Mannschaften der Bundesliga ist und dass er mit den attraktivsten Fußball spielt. Doch wo kann der Höhenflug des VfB hinführen? Ist das europäische Geschäft oder gar die Champions League ein realistisches Ziel?

In Stuttgart backt man angesichts der beiden vergangenen Saisons kleine Brötchen, da der Club bis zum Ende der Saison um den Klassenerhalt zittern mussten. Dennoch performt der deutsche Meister von 2007 in so gut wie allen Belangen auf Champions-League-Niveau. Der xG-Wert von 35,56 ist nach dem FC Bayern der zweithöchste Wert der Bundesliga. Hinzu kommt, dass sich die Offensive um Deniz Undav und Serhou Guirassy mit 59 Großchancen die meisten in der Liga erspielen konnten. Auch der xGA-Wert ist mit knapp über zwölf der zweitbeste im deutschen Oberhaus.

Untermalt wird das Ganze von der dominanten Spielweise, die Hoeneß binnen weniger Monate implementieren konnte. Auch in diesem Bereich befinden sich die Schwaben im Top-Bereich der Bundesliga. Im Schnitt kommt der VfB Stuttgart auf 57,8 Prozent Ballbesitz pro Partie und bringt 493 Pässe an den Mann. Oftmals steht die Offensive der Stuttgarter im Fokus, allerdings ist für das dominante Auftreten der Mannschaft die spielstarke Verteidigung sowie die ballsichere Doppelsechs, die zumeist aus Angelo Stiller und Atakan Karazor besteht, ein elementarer Bestandteil im System von Sebastian Hoeneß.

Und trotz all dieser guten Werte performt der aktuelle Tabellendritte in dieser Saison noch unter und läuft seinen erwarteten Werten hinterher. Nach expected Points steht man sogar vor dem FC Bayern an der Spitze der Liga. Mit dem VfB wird im Rennen um Europa zu rechnen sein. Vielleicht reicht es sogar für die Königsklasse.

Bundesliga: Der Höhenflug des VfB Stuttgart dauert an.

(Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

VfL Bochum – eine sorgenfreie Saison?

Beim VfL Bochum war im dritten Jahr nach dem Aufstieg abermals allen Beteiligten klar, dass es gegen den Abstieg gehen würde. In den ersten beiden Jahren galt der VfL als Abstiegskandidat Nummer eins. Durch den Aufstieg von Darmstadt und Heidenheim sind die Ruhrpottler erstmals nicht Favorit auf den Abstieg in die 2. Bundesliga. Am Wochenende gelang den Bochumern ein 3:1-Erfolg über den ambitionierten VfL aus Wolfsburg, bei dem die Bochumer nicht nur ihr erstes Heimspiel in dieser Saison gewinnen konnten, sondern auch eine mehr als reife Leistung gegen eine individuell überlegene Mannschaft gezeigt haben.

Im vergangenen Jahr verloren die Bochumer ihre ersten sechs Ligaspiele allesamt und galten bereits frühzeitig als der designierte Absteiger. Trainer Thomas Letsch belebte die Mannschaft wieder und es gelang ihm, den VfL Bochum zu retten. Grundstein für den Klassenerhalt war, dass die Mannschaft vor dem heimischen Publikum an der Castroper Straße starke Spiele ablieferte. In diesem Jahr präsentiert sich das Team um Kapitän Anthony Losilla deutlich gefestigter als noch in der letzten Saison. Vergleicht man die abgelaufene mit der aktuellen Spielzeit, dann wird einem vor Augen geführt, wie der 55-Jährige die Mannschaft weiterentwickelt hat.

Zum einen hat der VfL in diesem Jahr sechs Punkte mehr auf dem Konto und steht aktuell mit 13 Zählern im Mittelfeld der Bundesliga. In dieser Saison haben die Bochumer ein Torverhältnis von 14 geschossenen zu 26 kassierten Treffern vorzuweisen. Dies zeigt, dass sich zum einen die Offensive leicht verbessert hat, da sie drei Treffer mehr erzielen konnten. Allerdings fing sich Torwart Manuel Riemann auch neun Tore weniger, was zeigt, dass Letsch insbesondere die Defensive sicherer aufstellte. Erneut hilft hierbei ein Blick auf das xG-Modell. In der vergangenen Saison kreierte die Bochumer Offensive 1,18 xG pro Partie. In dieser ist der Wert auf 1,58 xG angewachsen. Die Defensive hat sich im Vergleich mit dem Vorjahr von 2,04 xG auf 1,97 xG verringert.

Im Ligavergleich zeigt sich die Letsch-Elf äußerst konkurrenzfähig. Ein tiefer und sicherer Abwehrblock, gepaart mit einem guten Umschaltspiel und Gegenpressing könnten am Ende dafür sorgen, dass der VfL auch im dritten Jahr in Folge den Klassenerhalt in der Bundesliga feiern kann. Eines der wenigen Mankos ist aktuell die schwache Chancenauswertung.

Bundesliga: Der VfL Bochum feiert einen Heimsieg.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

FCA-Renaissance – Thorup bleibt ungeschlagen

Der erste Trainerwechsel der Saison fand beim FC Augsburg statt. Nachdem die Fuggerstädter am 7. Spieltag zuhause gegen Aufsteiger Darmstadt verloren hatten, musste Trainer Enrico Maaßen seinen Hut nehmen. Als Nachfolger präsentierten die Verantwortlichen Jess Thorup, der bereits den FC Kopenhagen trainiert hatte. Seine Bilanz in sechs Spielen als Trainer des FC Augsburgs in der Bundesliga: drei Siege, drei Unentschieden, keine Niederlage. Nachdem der Däne mit zwei furiosen Siegen gegen den 1. FC Heidenheim (5:2) und den VfL Wolfsburg (3:2) gestartet ist, folgten drei Unentschieden, ehe seine Mannschaft Eintracht Frankfurt am Sonntag mit 2:1 schlagen konnte.

Mit 17 Punkten nach 13 Spieltagen hat sich der FCA bereits ein respektables Polster auf die Abstiegsränge verschafft. Während Maaßen in dieser Saison mit der Mannschaft den nächsten Schritt gehen wollte und mehr Fokus auf das Spiel mit dem Ball legte, agiert das Team unter Thorup deutlich abwartender und hat in den meisten Partien nur 40 Prozent Ballbesitz oder gar weniger. Umschaltmomente und das konsequente Verteidigen spielen eine wichtige Rolle im neuen, alten Spielsystem der Augsburger. Besonders Mannschaftskapitän Ermedin Demirovic blüht unter dem neuen Trainer auf, war in sechs Spielen an fünf Treffern beteiligt.

Der 53-Jährige stellte von Dreierkette auf Viererkette um, womit sich die Mannschaft deutlich sicherer und gefestigter präsentiert. Die Umstellung auf das 4-2-3-1 gab den Spielern nicht nur in der Defensive mehr Sicherheit, sondern sorgte auch dafür, dass die Offensive aufblühte. Insgesamt erzielte diese in den sechs Spielen unter Thorup 13 Treffer und es gelingt ihr, trotz der wenigen Spielanteile zahlreiche Chancen herauszuarbeiten.

Der Trainerwechsel beim FC Augsburg hat sich nach aktuellem Stand eindeutig gelohnt. Gelingt es Thorup und seiner Mannschaft, die gute Form zu konservieren, wird der FCA in diesem Jahr nur wenig mit dem Abstieg zutun haben.

Bundesliga: Unter Jess Thorup läufts beim FC Augsburg.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

(Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

 

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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