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FC Augsburg | Demirovic exklusiv: „Hatte selten so ein gutes Verhältnis zu einem Trainer“

28. Oktober 2022 | Spotlight | BY Julius Eid

Interview | Ermedin Demirovic wechselte im Sommer zum FC Augsburg und ist dort schon nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken. Im 90PLUS-Interview verrät der Stürmer, wie die Zusammenarbeit mit Enrico Maaßen ist, wie seine bisherige Karriere ihn geprägt hat und gegen welche Mannschaft er am liebsten einen Siegtreffer erzielen würde. Die Fragen stellte Julius Eid.

Demirovic: „Das waren zwei einschneidende Spiele in meiner Karriere“

Herr Demirović, nach einem holprigen Saisonstart scheint sich der FC Augsburg unter Trainer Enrico Maaßen gefunden zu haben und lieferte schon einige, sehr positive Ergebnisse. Spürt man als Spieler, wie sich die Idee eines neuen Trainers nach und nach besser in einer Mannschaft festsetzt?



Man merkt als Spieler natürlich, welche Ideen der Trainer verfolgt. Wir haben in der Mannschaft von Anfang daran geglaubt und wussten, dass mit der Zeit auch die Ergebnisse kommen werden. Jetzt heißt es uns zu festigen und so gut wie möglich weiterzuspielen – da ziehen wir alle an einem Strang.

Maaßen gilt als einer der vielversprechendsten Trainer des Landes. Wie ist die Zusammenarbeit mit ihm?

Ich hatte selten so ein gutes Verhältnis zu einem Trainer wie mit Enno. Da er selbst noch sehr jung ist, versteht er gerade uns junge Spieler auch nochmal besser und weiß mit uns umzugehen. Aber er verhält sich auch der gesamten Mannschaft gegenüber locker und offen, dementsprechend ist die Zusammenarbeit wirklich top.

Sie selbst sind auch erst seit dieser Saison Teil des FC Augsburg, fühlen Sie sich schon zu Hause?

Ich fühle mich total wohl hier, die Mannschaft und der Verein haben mich sehr gut aufgenommen. Auch in der Stadt kenne ich mittlerweile einige Ecken, sodass es schon fast wie ein zweites Zuhause ist.

Im Gegensatz zu ihren vorherigen Stationen sind Sie beim FCA immer wieder auch auf den offensiven Außenpositionen zu finden. Fiel Ihnen diese Umstellung leicht? Und wie war Ihre erste Reaktion auf den Positionswechsel?

Das war vor dem Bremen-Spiel. Ich hätte es erst selbst nicht gedacht, aber dann meinte der Trainer, wir versuchen es heute mit vier Offensiven auf dem Platz. Er wusste wahrscheinlich, dass ich auch die Wege nach hinten gehen kann, deshalb hat er mich nach Linksaußen gestellt. Am Anfang war es schon komisch, weil ich das so noch nicht kannte, aber ich habe mich relativ schnell wohlgefühlt.

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Darum will Demirovic unbedingt gegen Leipzig treffen

Vor Ihrem Wechsel in diesem Sommer waren Sie zwei Jahre beim SC Freiburg im Einsatz, einem Verein der wohl wie kein anderer Klub in Deutschland für Kontinuität auf der Trainerposition steht. Wie groß war da die Umstellung, jetzt mit einem Coach zu arbeiten, der auch gerade erst neu in die Mannschaft kam? Hilft es einem Spieler vielleicht sogar, gemeinsam mit einem Trainer in einen neuen Karriereabschnitt zu starten?

Auch wenn ich in Freiburg die komplette Zeit unter Christian Streich gespielt habe, hatte ich in meiner gesamten Karriere schon einige Trainer. Deshalb fiel mir die Umstellung nicht so schwer. Ich habe nach den ersten Telefonaten mit Enrico Maaßen schon gesagt, dass ich gerne mit ihm zusammenarbeiten würde. Da haben das Gefühl und die Harmonie vom ersten Moment an gepasst. Das hilft bei einem Neustart natürlich enorm, gerade nach einer holprigen letzten Saison.

Nach Ihrer Zeit in der Jugend von RB Leipzig waren Sie in Spanien, in Frankreich und der Schweiz unterwegs, bevor die Rückkehr nach Deutschland folgte. Wie prägend war diese Zeit für Sie als Spieler? Welche Vorteile hat es, früh in seiner Karriere verschiedene Kulturen erleben zu können?

Am Anfang war es natürlich erstmal schwierig – ich war sehr jung, jedes Land hatte seine eigene Kultur, Sprache und Spielweise. Aber die Zeit war wichtig für mich, weil ich so als Mensch und Spieler gereift bin. Ich würde sagen, dass ich aus allen Stationen etwas mitnehmen und so meinen eigenen Stil entwickeln konnte.

Sie sind stark in die Saison gestartet, haben bereits fünf Tore erzielt und eine Vorlage beigesteuert. Haben Sie sich selber ein Ziel gesetzt? Wo soll es für Sie in dieser Saison hingehen?

Eine feste Zahl setze ich mir selbst eigentlich nie. Natürlich sollen es so viele Treffer wie möglich werden – damit will ein Stürmer seiner Mannschaft ja auch helfen. Im Vordergrund steht für mich aber der Erfolg der Mannschaft. Ich war immer ein Teamplayer und hoffe, dass wir einfach unsere bestmögliche Saison spielen. Wenn wir am Ende eine gute Platzierung erreichen und ich nicht mehr getroffen haben sollte, dann freue ich mich trotzdem.

Gibt es einen Gegner, gegen den Sie besonders gerne den Siegtreffer erzielen würden?

Schwierig, aber ich würde sagen Leipzig – obwohl ich selber drei Jahre dort gespielt habe. Für Freiburg habe ich im DFB-Pokalfinale den letzten Elfmeter gegen Leipzig verschossen und hier beim FCA sind wir zuletzt nach einer 3:0-Führung mit einem 3:3 vom Platz gegangen. Das waren zwei einschneidende Spiele in meiner Karriere, deshalb würde ich jetzt gerne mal gegen Leipzig gewinnen.

Demirovic schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, nachdem verschossenen Elfmeter gegen Leipzig
Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Auch der FCA konnte schon einige Ausrufezeichen setzen, unter anderem mit dem Sieg über die Bayern. Was trauen Sie Ihrer Mannschaft in dieser Spielzeit zu?

Ich traue der Mannschaft, vor allem unter Enrico Maaßen, extrem viel zu. Der Trainer hat uns bis hierher schon extrem gut geformt und wir verfolgen alle das Ziel, mehr zu erreichen und eine außergewöhnliche Saison zu spielen. Man merkt aktuell in der ganzen Stadt, dass die Leute auf uns zukommen und sich mit uns freuen. Diese Euphorie möchten wir mitnehmen und den Menschen mit unserem Erfolg etwas zurückgeben. Ich glaube, dabei sind wir auf einem guten Weg.

Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images

Julius Eid

Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.


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