Was hinter den Aussagen von Mourinho stecken könnte?

UEFA CL/EL

José Mourinho ist gerade einmal seit einem Jahr Trainer von Manchester United. Nun kokettierte der Portugiese etwas provokant mit einem Abschied. Was steckt dahinter?

 

Keine Aussage ohne Kalkül

Eigentlich läuft es im zweiten Jahr unter dem Portugiesen wie geschmiert für die „Red Devils“: Man ist – mit Ausnahme der Niederlage im Finale des europäischen Supercups – noch ungeschlagen in der Premier League und der Champions League. Die im Vorjahr behäbige Offensive funktioniert viel besser, 21 Treffer nach acht Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Auch die Neuzugänge funktionieren gut, Romelu Lukaku und Nemanja Matic sind beispielsweise nicht mehr aus der ersten Elf wegzudenken.

Umso überraschender wirken nun die Aussagen, welche Mourinho gegenüber „Telefoot“ tätigte:

„Ich bin immer noch ein Trainer mit Sorgen, Ambitionen und habe den Wunsch, neue Erfahrungen zu machen.“

Angesprochen auf ein mögliches Karriereende bei dem englischen Rekordmeister wurde der Portugiese recht deutlich:

„Ich bin mir sicher, dass ich meine Karriere hier nicht beenden werde.“

Diese Statements stehen in einem krassen Gegensatz zu seinen Aussagen im Mai vor dem Finale der Europa League. In einem sehr ausführlichen Interview mit Rio Ferdinand für „Sky Sports News“ schwärmte der Trainer von seinem aktuelle Arbeitgeber und äußerte die Absicht – im Gegensatz zu seinen vorherigen Stationen – lange zu bleiben. Man hatte den Eindruck, dass „The Special One“ nach seinen recht vielen Stationen eine längerfristige Heimat gefunden haben könnte. Seit dem Abgang von Sir Alex Ferguson sucht der Klub auch genau so einen Coach, nicht umsonst gab man zum Beispiel David Moyes gleich einen Sechsjahresvertrag.

(Photo OLI SCARFF/AFP/Getty Images)

Umso überraschender wirken nun die Aussagen gegenüber dem französischen Portal – auf den ersten Blick. Der aktuelle Vertrag des Trainers läuft nur noch bis 2019, dem Vernehmen nach wurden noch keine Gespräche über eine vorzeitige Verlängerung aufgenommen. In Anbetracht der Tatsache, dass der 54-Jährige den wohl besten Job auf der Trainerbank im Old Trafford seit Sir Alex abliefert, mutet dieser Umstand tatsächlich ein wenig verwunderlich an. Daneben gab es schon im Sommer Misstöne zwischen Mourinho und Vorstand Ed Woodward, der maßgeblich für die Transferpolitik verantwortlich ist. Nach dem Triumph in der Europa League sagte der Coach über mögliche Neuzugänge, dass Ed Woodward „seit März“ seine Liste habe.

Mourinho wünschte sich explizit vier Neuzugänge, am Ende kamen mit Lukaku, Matic und Victor Lindelöf „nur“ drei neue Spiele. Der vierte Neuzugang sollte ein weiterer Flügelspieler sein, man warb beispielsweise lange um Ivan Perisic von Inter Mailand, doch am Ende wurde nichts daraus. Solche Vorkommnisse nimmt Mourinho seit eh und je sehr persönlich. Der zweifache Champions League-Gewinner erwartet nicht nur von seinen Spielern bedingungslose Unterstützung und Vertrauen in seine Arbeit. Im Jahr 2011 äußerte Jorge Valdano, der damalige Sportdirektor von Real Madrid, Kritik am Spielstil der Mannschaft. Mourinho zettelte einen Machtkampf mit der Vereinsikone an – Valdano war von da an nicht mehr lange im Verein. Wer gegen sein gelebtes Credo „Wir gegen alle“ verstößt, wird zur „Persona non grata“.

Außerdem muss hier beachtet werden, welches Management den Portugiesen vertritt: „Superberater“ Jorge Mendes. Es scheint bei seinen Klienten ein beliebtes Mittel zu sein, sich in der Öffentlichkeit zu beklagen, um die gewünschten Zugeständnisse zu erhalten. So war Cristiano Ronaldo in Madrid schon mehrmals „traurig“ und „unglücklich“ – und danach noch länger an den Verein gebunden.

Mourinho schwärmt jetzt, in einer erfolgreichen Phase bei United, von Paris St. Germain („ein fantastisches Team“) – man kann sich irgendwie seinen Teil dazu denken. Trotz des momentanen Erfolges könnten die nächsten Wochen bei United unruhig werden.

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.

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