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Niklas Süle und der Dortmund-Wechsel: Der Coup, den der BVB brauchte

7. Februar 2022 | Spotlight | BY Manuel Behlert

In den letzten Wochen war die Zukunft von Nationalspieler Niklas Süle ein sehr großes Thema. Der Vertrag des Verteidigers läuft im Sommer aus und das Angebot des FC Bayern zur Vertragsverlängerung wurde von der Spielerseite als nicht ausreichend eingestuft. Nun ist der Wechsel zum Ligakonkurrenten Borussia Dortmund in trockenen Tüchern. 

Die Premier League galt lange als mögliches Ziel für Niklas Süle (26), doch der BVB machte das Rennen um den Nationalspieler und verstärkt damit zur neuen Saison seine Defensive. Mit 36 Gegentoren in 21 Ligaspielen ist hier der Hebel besonders anzusetzen. Diese Verpflichtung hilft aber nicht nur beim Beheben der Probleme in der Abwehr, sondern kann auch Signalwirkung haben.



Niklas Süle wechselt zum BVB

Zugegeben, das 2:5 vom Sonntag gegen Bayer 04 Leverkusen ist nicht vergessen, aber es rückt für den BVB doch ein wenig in den Hintergrund. Am Montag gab der Klub die Verpflichtung von Niklas Süle bekannt, der vom FC Bayern nach Dortmund wechselt, keine Ablöse kostet und für vier Jahre unterschreibt. Einen deutschen Nationalspieler mit internationaler Erfahrung zu verpflichten und dann auch noch ablösefrei, ist ein guter Deal für die Schwarzgelben.

Über die entscheidenden Gründe für den Wechsel innerhalb der Bundesliga gibt es einige Spekulationen. Das Angebot des FC Bayern entsprach offenbar nicht den Vorstellungen der Spielerseite, gleichzeitig zahlt der neue Arbeitgeber Süle sicher auch nicht mehr, als der Rekordmeister ihm anbot. Die viel zitierte Wertschätzung mag also auch eine Rolle gespielt haben. In München ist Süle einer von mehreren Topverteidigern, in Dortmund ist die Chance auf einen Stammplatz und eine Chefrolle im Defensivzentrum wahrscheinlicher.

Der Spieler nimmt nun eine neue Herausforderung an, nachdem er in München nationale wie internationale Titel gewonnen hat. Die Beziehung zwischen dem Klub und Süle schien nicht derart innig, dass die Bereitschaft für Verhandlungen auf Basis des ersten Angebots auf beiden Seiten bestand. Eine Trennung ist in einer solchen Situation sicher nicht ungewöhnlich, wenngleich die Gesamtsituation überraschen mag. Angebote aus England dürfte es gegeben haben, doch die Frage bleibt, wer außer Newcastle United ernsthaftes Interesse zeigte. Klar ist jedenfalls: Nur um das Geld ging es dem 26-Jährigen nicht.

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Süle-Verpflichtung: Welche Folgen ergeben sich für den BVB?

Eine Frage, die sich automatisch stellt, ist die nach den Konsequenzen für die Kaderplanung des BVB. Diese Frage ist abschließend auch gar nicht so einfach zu beantworten, denn die Antwort hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen. Das Gesamtpaket Süle ist mit einem geschätzten Gehalt von rund zehn Millionen Euro jährlich, dem obligatorischen Handgeld, das in diesem Fall sicher auch in diesem Bereich liegen dürfte und dem Beraterhonorar durchaus happig, allerdings ist die Qualität, die dafür nach Dortmund kommt, auch sehr hoch.

Süle

(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Dass sich Dortmund diesen Spieler leisten kann, steht allerdings außer Frage. Axel Witsel (33) wird den Klub verlassen, Marin Pongracic (24) nicht fest verpflichtet, alleine dadurch wird bereits ordentlich Gehaltsbudget frei. Hinzu kommt der Abgang von Erling Haaland (21), der zwar noch nicht offiziell ist, sich aber für diesen Sommer andeutet. Süle ist indes nicht der einzige Verteidiger, der mit Borussia Dortmund in Verbindung gebracht wird, auch Nico Schlotterbeck (22) ist ein heißes Thema und scheint es auch zu bleiben.

Kommt es also im Sommer zu einem größeren Umbruch im Defensivzentrum? Das hängt von anderen Personalien ab. Mats Hummels (33) ist noch bis 2023 gebunden und hat keinen Anlass, den Klub zu verlassen. Dan-Axel Zagadou (22), dessen Vertrag im Sommer ausläuft, soll diesen verlängern, noch ist das allerdings nicht geschehen. Ähnlich sieht es bei Manuel Akanji (26) aus, der noch bis 2023 gebunden ist. Die Gespräche mit dem Schweizer dauern an, ein Ergebnis ist nicht in Sicht. Möglicherweise kommt es also doch zu einem größeren Einschnitt im Sommer 2022.

Süle und der BVB: Die Sache mit der Signalwirkung

Abseits der sportlichen und finanziellen Ebene ist auch die Signalwirkung von Bedeutung. Der BVB hat in den letzten Jahren häufig junge Spieler verpflichtet, die sehr talentiert waren, und sie auf ein neues Level gehoben. Diese Spieler blieben aber in der Regel nicht allzu lange im Klub, wechselten, bevor sie das viel zitierte beste Fußballalter erreichten. Einige Neuzugänge des BVB waren rein von der Altersstruktur genau in diese Kategorie einzuordnen, erfüllten die Erwartungen aber nicht oder nur unzureichend. Thomas Meunier (30) oder Emre Can (28) wären hier zu nennen. Beide spielen zwar häufig, die Leistungsdellen sind aber omnipräsent.

Es muss definitiv positiv hervorgehoben werden, dass sich Borussia Dortmund im Werben um Niklas Süle entsprechend positioniert und den Wechsel über die Bühne gebracht hat. Einen Spieler, der die Champions League bereits gewonnen hat und den der FC Bayern gerne gehalten hätte, zu verpflichten, ist ein Signal. Vor allem nach der durchaus berechtigten Kritik, die sich die Kaderplaner bei den Schwarzgelben anhören mussten. Es ist viel Arbeit notwendig, um den wenig ausbalancierten Kader in den nächsten Transferperioden auf Kurs zu bringen. Ein erster Schritt dürfte mit dieser Verpflichtung aber gelungen sein.

Ein Strategiewechsel oder zumindest eine angepasste Strategie bestehend aus einer besseren Symbiose aus der Verpflichtung begehrter Talente, die in ein Umfeld wechseln, in dem ihnen vertraut wird und gestandener Spieler, die auch eine Soforthilfe sein können, muss das Ziel der BVB-Verantwortlichen sein. Nur so können sich Nachhaltigkeit und kurzfristige Erfolgt miteinander vereinen. Ob dieser Strategiewechsel nun schon eingeläutet ist, wird sich zeigen. Als ein erster Schritt kann dieser Coup auf jeden Fall angesehen werden.

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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