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Tuchel ratlos, Mannschaft kopflos: Die bezeichnenden Bayern-Probleme

2. März 2024 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Am Freitagabend war der FC Bayern zu Gast beim SC Freiburg. Eine Woche nach dem 2:1-Sieg gegen Leipzig, bei dem der Rekordmeister eine Steigerung auf allen Ebenen zeigte, musste die Frage beantwortet werden, welches Gesicht das Team diesmal zeigt. Die Antwort dürfte vielen nicht gefallen haben. 

Bayern-Auftritt wirft Fragen auf – nicht nur bei Tuchel

Guten Mutes ging der FC Bayern München trotz einiger Ausfälle in die Partie gegen den SC Freiburg. Der Rekordmeister gewann schließlich knapp eine Woche vorher mit 2:1 gegen RB Leipzig und zeigte eine Leistungssteigerung. Dass davon im Breisgau nicht viel zu sehen war, erschreckte dann schon. Gerade in den ersten 20-25 Minuten war der FC Bayern völlig überfordert, Freiburg musste nicht einmal viel machen, um verdient in Führung zu gehen und zwei weitere gute Chancen zu erhalten. Das Mittel des SCF: Das Spiel breitmachen, den Rekordmeister auseinanderziehen und dann schnell in die Halbräume spielen. Das reichte bereits.

 



Klar, im weiteren Verlauf des Spiels stabilisierte sich der FCB zunehmend, hatte einige gute Möglichkeiten, erzielte durch Mathys Tel und Jamal Musiala zwei herausragend schöne Treffer, aber konnte die zwischenzeitliche Führung nicht in das Ziel bringen. Aus verschiedenen Gründen. Einerseits wechselte Thomas Tuchel etwas fragwürdig, rührte bei einer knappen Führung gegen einen defensiv anfälligen Gegner Beton an und nahm seine Kreativspieler nach und nach raus. Freiburg bekam wieder mehr Kontrolle und traf ausgerechnet nach einem Einwurf, weil die komplette Hintermannschaft pennte.

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Tuchel hatte seinen Anteil, die Mannschaft auch. Es scheint derzeit, als würde dieses Team in Zusammenarbeit mit diesem Trainer nur in Bruchteilen eines Spiels das tun, was von ihr erwartet wird. Der Anspruch in München ist hoch, die fehlende Übertragung der Elemente vom Training auf das Spielfeld war schon häufig en Thema. Am Freitagabend gipfelte diese Problematik aber in ihrem vorläufigen Höhepunkt.

Die Aussagen von Tuchel lassen tief blicken

Das zeigten die Aussagen des Trainers nach der Partie recht deutlich. „Wir hatten Phasen, wo unser Innenverteidiger den Außenverteidiger hinterlaufen hat. Wir haben Dinge gemacht, die haben wir noch nie trainiert, über die wir noch nie gesprochen haben. Wir haben die erste halbe Stunde kopflos gespielt! Und sind dafür bestraft worden“, so der Trainer. Schützend vor die Mannschaft stellte er sich nicht, das tat er in der Vergangenheit häufiger. Aktuell scheint auch ihm die Geduld abhanden gekommen zu sein. Ob er emotional schon mit der Aufgabe in München abgeschlossen hat, kann nicht per se beantwortet werden. Erklärungsnot offenbarte er schon in mehreren Interviews, mitunter sogar gestützt von den Spielern, die bestätigten, dass man selbst die Inhalte nicht gut umgesetzt habe.

Die Frage ist also: Spielt die Mannschaft so unkonstant und wackelt derart häufig, weil es der Trainer nicht schafft, sie zu stabilisieren und ihr Lösungen für diverse Situationen mit auf den Weg zu geben? Weil die Wechsel, die vorgenommen werden, die vorhandene Struktur schwächen? Oder ist die Mannschaft selbst einfach nicht (mehr) in der Lage, ihr Potenzial abzurufen und spielt gegebenenfalls in Teilen „gleichgültig“ oder „gegen den Trainer“? Nichts davon wird zu 100 % die Antwort sein, von alledem ein bisschen in einen Topf geworfen ergibt aber zumindest die logischsten Ansätze.

Bayern

(Photo by THOMAS KIENZLE/AFP via Getty Images)

Die Trennung im Sommer ist seit kurzer Zeit beschlossen, nach den letzten Auswärtsspielen stellt sich aber die Frage, wie lange es überhaupt noch in dieser Konstellation weitergehen kann. Mehr blutleere Auftritte kann sich der Klub nicht erlauben, schon gar nicht am Dienstag in der Champions League gegen Lazio. Dort wird Tuchel auf der Bank sitzen, bei einem Ausscheiden vielleicht sogar zum letzten Mal. Möglich ist, dass es auch deswegen nicht zu einer vorzeitigen Trennung kam, weil es einfach keine ideale Lösung für die letzten Monate bis zum Sommer gibt. Das ist natürlich Spekulation, die Wahrheit ist aber, was auf dem Platz zu sehen ist. Und das ist für den FC Bayern schon lange nicht mehr gut genug. 

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

 

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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