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Überflieger Serhou Guirassy: Das ist Stuttgarts Acht-Tore-Mann

22. September 2023 | Spotlight | BY Lea Selin Thomas

Nach vier Spieltagen in der Bundesliga stehen für den Stuttgarter Stürmer Serhou Guirassy bereits acht Treffer zu Buche – damit hat der Nationalspieler Guineas aktuell doppelt so viele Tore auf dem Konto wie Harry Kane oder Victor Boniface. Wer Stuttgarts Nummer neun eigentlich ist und wie Guirassy über Umwege bei den Schwaben landete, beleuchten wir in unserem Porträt genauer.

Anfänge in Frankreich, Intermezzo beim 1. FC Köln: So kam Guirassy zum VfB

Serhou Yadaly Guirassy, so sein vollständiger Name, wurde 1996 als Sohn guineischer Eltern in der südfranzösischen Stadt Arles geboren. Aufgewachsen ist er aber nicht dort, sondern in Montargis. Als Jugendlicher spielte Guirassy abwechselnd für den Nachwuchs von USM Montargis und J3 Amilly. Bei letzterem Verein wurde erstmals sein ausgeprägter Torriecher deutlich, nämlich als er zwischen 2009 und 2010 ganze 40 Tore im Rahmen der U15-Meisterschaft erzielte. Es folgte ein Probetraining bei der AJ Auxerre, einen Vertrag erhielt er allerdings nicht.

Dafür wechselte er zu Beginn der Saison 2011/12 in den Nachwuchsbereich des französischen Zweitligisten Stade Laval und stellte dort erneut seine Qualitäten als Knipser unter Beweis: Für die U16-Mannschaft schoss er zehn Tore, für das U19-Team zwanzig weitere. Zu seinem Ligadebüt für das Profiteam kam der Angreifer im Oktober 2013 beim Heimspiel gegen den Le Havre AC – er wurde in der 75. Minute eingewechselt, die Partie endete remis. Danach sammelte Guirassy  weitere Kurzeinsätze, zudem war er immer noch im Nachwuchs aktiv und erreichte in der CFA 2 (Championnat de France Amateur) mit seiner Mannschaft den sechsten Tabellenplatz.

Während der Saison 2014/25 avancierte der Rechtsfuß schließlich zur Stammkraft im Profiteam, kam auf 29 Einsätze in der Ligue 2 und erzielte dabei sechs Treffer – damit wurde er an der Seite von Mamadou Diallo zum besten Torschützen der Mannschaft. Seine Offensivstärke blieb nicht lange unbemerkt, weshalb Guirassy sich im Sommer 2015 dem OSC Lille anschloss. Die Rückrunde der Saison 2015/16 verbrachte er auf Leihbasis beim Zweitligisten AJ Auxerre – jener Verein, bei dem er damals das Probetraining absolviert hatte – und erzielte dort in 16 Ligaspielen acht Treffer.

Mit Beginn der Spielzeit 2016/17 zog es den Stürmer dann erstmals in die Bundesliga, genauer gesagt zum 1. FC Köln. Bei den Geißböcken erhielt er einen Fünfjahresvertrag, sein Debüt gab er am 5. Spieltag gegen RB Leipzig, als er in der Schlussphase eingewechselt wurde. Sein erstes Tor im deutschen Oberhaus erzielte Guirassy bei der 1:2-Niederlage gegen Bayer 04 Leverkusen am 28. Oktober 2017. Insgesamt verbrachte er drei Jahre bei den Kölnern, der Durchbruch gelang ihm jedoch nicht, weshalb er Ende Januar 2019 zurück nach Frankreich an den SC Amiens verliehen wurde.

Guirassy

Serhou Guirassy im Trikot des 1. FC Köln. (Photo credit should read PATRIK STOLLARZ/AFP via Getty Images)

Die Franzosen zogen anschließend die Kaufoption, verpflichteten den Spieler fest. 2020 folgte für Guirassy eine Station bei Stade Rennais, ehe er zwei Jahre später zunächst auf Leihbasis beim VfB Stuttgart anheuerte. Im Mai 2023 wurde er schließlich von den Schwaben fest verpflichtet.



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Derzeit beglückt der 27-Jährige die VfB-Fans mit seinen Toren, zuletzt traf er dreifach beim 3:1-Triumph gegen Mainz 05. Aber was genau macht Guirassy eigentlich so gefährlich? Da wäre zum einen seine Spielintelligenz, die ergänzt wird durch seinen unermüdlichen Einsatz auf dem Rasen und seine Kopfballstärke. Zudem verfügt er über eine ausgereifte Technik und ist als klassischer Strafraumstürmer ein Typ Angreifer, den es heutzutage nur noch selten gibt. Darüber hinaus arbeitet er viel für die Mannschaft, soll deshalb auf und neben dem Platz von seinen Kollegen sehr geschätzt werden.

Seitdem er bei den Schwaben unter Vertrag steht, hat Guirassy seine Spielweise kontinuierlich weiterentwickelt. Neben seiner Hauptrolle als Torjäger lässt er sich gerne ins Mittelfeld zurückfallen, um Zweikämpfe zu führen, Bälle zu behaupten und seine Mitspieler gekonnt in Szene zu setzen. Nicht nur aufgrund seiner Tore ist der Stürmer derzeit unheimlich wichtig für den VfB, sondern auch wegen seiner Bereitschaft, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Zum gegenwärtigen vierten Tabellenplatz der Stuttgarter hat der 1,87 m große Angreifer enorm viel beigetragen.

Guirassy

Guirassy mit seinen Stuttgarter Teamkollegen. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Acht Tore nach vier Spielen: Dieses Kunststück glückte zuletzt Peter Meyer vor 56 Jahren, damals in den Diensten von Borussia Mönchengladbach. Nun zog ausgerechnet Guirassy nach – wer hätte das gedacht, nach seinem eher weniger erfolgreichen Abenteuer beim 1. FC Köln? Zu Beginn der laufenden Saison bestand sogar die Gefahr, dass der guineische Nationalspieler die Schwaben trotz Festverpflichtung schnell wieder verlassen würde, dazu kam es letztendlich aber nicht.

VfB-Trainer Sebastian Hoeneß (41) schien den Verbleib seiner Nummer neun schon geahnt zu haben. „Serhou weiß, was er hier hat. Er identifiziert sich zu 100 Prozent mit unserer Sache“, erklärte der Stuttgarter Übungsleiter im August – eine Aussage, die Guirassy höchstpersönlich bestätigte: „Ich bin froh, hier zu sein. Ich habe mich entschieden, in Stuttgart zu bleiben, da meine Familie und ich uns hier wohlfühlen“, so der Angreifer. Die VfB-Anhänger dürfen sich also auf weitere Tore ihres Knipsers freuen, der sich momentan in der Form seines Lebens befindet.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Lea Selin Thomas

Lebt die Rivalität zwischen den Mailänder Klubs und trägt die rot-schwarzen Farben. Bedauert sehr, dass sie die sportliche Blütezeit der Rossoneri um ein paar Jahre verpasst hat.


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