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Der unglaubliche Höhenflug des VfB Stuttgart: Reicht es für die europäische Bühne?

10. Oktober 2023 | Trending | BY Lea Selin Thomas

Nach sieben Spieltagen findet sich der VfB Stuttgart in der Bundesliga auf Rang zwei wieder, mit nur einem Punkt Rückstand auf Spitzenreiter Leverkusen. Die Schwaben spielen bislang eine überragende Saison, mussten erst eine Niederlage einstecken und haben zudem mit Serhou Guirassy einen Torjäger in ihren Reihen, der aktuell sämtliche Rekorde bricht. Doch wie realistisch sind die Chancen des VfB auf das internationale Geschäft? Dieser Frage gehen wir im Folgenden auf den Grund.

VfB Stuttgart: Guirassy – und sonst? Die Gründe für die Erfolgssträhne

In den vergangenen beiden Spielzeiten entkam der VfB Stuttgart nur knapp dem Abstieg. Wenn man sich die aktuelle Bundesliga-Tabelle anschaut, scheint dies jedoch kaum vorstellbar: Die Schwaben rangieren derzeit auf Rang zwei, haben nach sieben Spieltagen bereits achtzehn Punkte sammeln können – der Rückstand auf Leverkusen beträgt damit nur einen Zähler. Darüber hinaus stellen sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt die drittstärkste Offensive der Liga.

Doch wie kann es sein, dass der chronische Abstiegskandidat der letzten Jahre nun mit Leverkusen um die Tabellenspitze konkurriert? Einer der Gründe – wenn nicht sogar der Hauptgrund – für den Stuttgarter Aufschwung ist natürlich Serhou Guirassy. Der Angreifer steht bereits jetzt bei dreizehn Saisontoren, erzielte zuletzt beim 3:1-Triumph über den VfL Wolfsburg binnen 15 Minuten einen Hattrick. So viele Tore nach nur sieben Spieltagen – dieses Kunststück ist vor ihm noch keinem anderen Spieler gelungen.

Stuttgart

Sticht derzeit alle anderen Bundesliga-Stürmer aus: Serhou Guirassy. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Die Torschützenliste der Bundesliga führt Guirassy momentan mit beeindruckendem Vorsprung an, seine zahlreichen Treffer sind zweifelsohne ein entscheidender Faktor für Stuttgarts Siegesserie. Nicht umsonst bezeichnete Trainer Sebastian Hoeneß seinen Top-Stürmer jüngst als „großen Kopf des Erfolgs.“ Aber auch der Übungsleiter selbst trägt mit seiner Art und seinen Lösungsansätzen grundlegend dazu bei, dass sich die Schwaben zurzeit regelmäßig selbst übertreffen.

Hoeneß glaubt an den Erfolg seiner Mission – und an seine Mannschaft. Das Selbstvertrauen, welches er dem Team vermittelt, spiegelt sich im mutigen Spiel der „jungen Wilden“ wider. Der 41-Jährige steht zudem für Entwicklung: Schon kurz nach seinem Amtsantritt im April 2023 passte er Taktik und Personal an, formte aus hochveranlagten Einzelspielern eine funktionierende Einheit. Hoeneß hat den VfB zum Positiven verändert – dass die Schwaben aktuell mit kompakt abgesichertem und verheißungsvollem Angriffsfußball begeistern können, geht auf seine Kappe.

Trotz der Abgänge von Leistungsträgern wie Kapitän Wataru Endō (FC Liverpool), Dinos Mavropanos (West Ham) und Borna Sosa (Ajax Amsterdam) wirkt die Mannschaft eingespielter denn je. Waldemar Anton etwa ist in der Abwehrzentrale als unaufgeregter, aber effektiver Chef unentbehrlich, während der in der Vergangenheit häufig kritisierte Enzo Millot unter Hoeneß regelrecht aufblühte und mittlerweile als kreativer Freigeist das Spiel der Schwaben bereichert. Chris Führich, der bislang die meisten Assists in der Bundesliga lieferte, wurde zuletzt erstmals in den Nationalmannschaftskader berufen.



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Erobert der VfB Stuttgart bald Europa?

Dass der VfB derzeit auf einer Welle des Erfolgs surft, dürfte inzwischen allgemein bekannt sein. Fraglich ist nur, ob ein Klub, der in der jüngsten Vergangenheit von einer sportlichen Misere in die nächste schlitterte, es schaffen wird, die gesamte restliche Saison über auf einem derart hohen Level zu performen. Nehmen wir einmal an, es würde den Schwaben gelingen, bis zum Schluss ähnlich starke Leistungen abzurufen wie bisher – was wäre dann?

Sollte Stuttgart die laufende Spielzeit auf einem der ersten sechs Tabellenplätze beenden, würde dies die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb ermöglichen. Zuletzt waren die Schwaben in der Saison 2012/13 international vertreten. Damals ging es bis ins Achtelfinale der Europa League. Damals scheiterte die Elf von Bruno Labbadia an Lazio. Seitdem schnupperte man nur noch einmal knapp an Europa, als Tayfun Korkut den VfB Stuttgart 2018 auf Rang sieben führte. Nun träumen die ersten Fans seit Jahren mal wieder vom internationalen Geschäft.

Der Saisonstart 2023/24 war für die Schwaben nämlich der beste seit 28 Jahren. Möglich machte dieser historische Auftakt eine Mannschaft, die schnell zwischen Ballbesitzfußball und Konterfußball wechseln kann und nebenbei mit eindrucksvoller Stabilität und Konstanz glänzt. Moment spricht kaum etwas dafür, dass die Leistungen zeitnah einbrechen könnten – dennoch möchte Trainer Hoeneß von Europa im Augenblick nichts wissen:

„Über solche Dinge zu sprechen, würde den Fokus auf etwas anderes lenken als auf unseren Prozess, unsere Entwicklung. Ich sehe aktuell keine Gefahr, dennoch muss man aufmerksam sein, gerade wenn dann solche Fragen kommen“, so der Neffe von Uli Hoeneß.

Trainer Sebastian Hoeneß steht sinnbildlich für die überragende Entwicklung des VfB Stuttgart. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Nach sieben Spieltagen ist es freilich noch viel zu früh, um ernsthaft über das internationale Geschäft zu spekulieren. Hinzu kommt, dass die Stuttgarter bislang „nur“ gegen Teams aus dem mittleren oder unteren Tabellendrittel angetreten sind – mit Ausnahme von RB Leipzig. Von den Sachsen wurde man mit einem klaren 1:5 auf die Bretter geschickt, fing sich damit die erste und bisher einzige Niederlage.

Obwohl der VfB Stuttgart momentan eine bemerkenswerte Entwicklung hinlegt und scheinbar durch nichts zu stoppen ist, bleibt es abzuwarten, wie sich die Hoeneß-Elf im weiteren Saisonverlauf schlagen wird. Im besten Fall machen die Schwaben so weiter wie bisher – dann wäre es definitiv an der Zeit, über Europa zu sprechen und nicht nur davon zu träumen.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Lea Selin Thomas

Lebt die Rivalität zwischen den Mailänder Klubs und trägt die rot-schwarzen Farben. Bedauert sehr, dass sie die sportliche Blütezeit der Rossoneri um ein paar Jahre verpasst hat.


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