CL Vorschau | ManCity gegen Liverpool…und sich selbst

9. April 2018 | Champions League | BY Chris McCarthy

Es war wohl die Überraschung der Viertelfinal-Hinspiele der Champions League. Der FC Liverpool überrannte Manchester City an der Anfield Road und konnte beim 3:0 Heimsieg sogar ein Auswärtstor der sonst so offensivstarken Gäste verhindern. Bei der Mannschaft von Pep Guardiola hinterließ das tiefe Spuren...  

Das Hinspiel (3:0)

Die Reds legten vor der heimischen Kulisse los wie die Feuerwehr, während die Gäste trotz der Lehren aus der ersten und einzigen Saison-Niederlage nicht mit der intensiven Spielweise umgehen konnten. Als Liverpool dann den Fuß vom Gas nahm war der Schaden bereits angerichtet. Sichtlich geschockt von dem 0:3 Rückstand nach gerade einmal 31 Minuten, fand die Elf von Pep Guardiola nicht mehr so richtig in die Partie. Die Phasen der Partie waren vorhersehbar. Dass Manchester City trotz eines ähnlichen Auftritts in der Liga in der ersten Halbzeit nicht mit der Energie des FC Liverpool umzugehen wusste und in "seiner" Phase nach der Pause gegen eine suspekte Verteidigung der Gastgeber nicht einmal ein Auswärtstor zustande brachte, schockierte. [caption id="attachment_89751" align="aligncenter" width="870"] (Photo by Clive Brunskill/Getty Images)[/caption]  

Manchester City gegen sich selbst

Am vergangenen Wochenende gegen Manchester United demonstrierte Manchester City, dass das Spiel gegen Liverpool sowohl körperlich als auch mental schwere Folgen hinterließ. Obwohl die Cityzens ausgerechnet gegen den Stadtrivalen die Meisterschaft bereits am 32. Spieltag hätten besiegeln können und trotz einer sehr starken ersten Halbzeit, verschenkte man im Derby sogar eine 2:0 Führung. Pep Guardiola verzichtete zunächst auf Leistungsträger wie Kevin De Bruyne, Kyle Walker oder Gabriel Jesus. Trotzdem wirkte die Mannschaft nach dem Seitenwechsel sehr müde, unkonzentriert und behäbig. Manchester United nutzte die Fehler der Gastgeber eiskalt aus und drehte die Partie. Ohne das Comeback der Red Devils schmälern zu wollen, die Wende wurde wohl vor allem wegen der psychischen als auch physischen Ermüdung der Cityzens ermöglicht. Manchester City ist alleine wegen der Offensivpower eine Aufholjagd zuzutrauen, genügend Gründe dafür lieferte der 5:0 Heimsieg in der Liga, jedoch hat das Team von Pep Guardiola nicht nur mit Liverpool, sondern derzeit vor allem mit sich selbst zu kämpfen. Überwindet man seine persönliche Probleme, sind Kevin De Bruyne und Co. zweifelsohne in der Lage, es nochmal spannend zu machen. [caption id="attachment_91193" align="aligncenter" width="612"] (Photo by ANTHONY DEVLIN/AFP/Getty Images)[/caption]  

Liverpool: Sich treu bleiben

Nicht nur Manchester City kostete die überragende Leistung im Hinspiel eine Menge kraft. Aufgrund der komfortablen Tabellensituation, zehn Punkte Vorsprung auf Platz fünf, konnte es sich Jürgen Klopp auch im Derby gegen den FC Everton glücklicherweise erlauben, einige Leistungsträger zu schonen. Darüber hinaus tat ihm der FC Everton durch sein passives Auftreten einen Gefallen. Die verbleibenden und sichtlich müden Akteure, die in beiden Partien zum Einsatz kamen, wurde beim 0:0 gegen die Toffees nur selten ernsthaft gefordert. Ein dankbares Auslaufen quasi! Die Beine dürften etwas müde sein, doch im Gegensatz zu ManCity werden die Reds unglaublich selbstbewusst in das Rückspiel gehen. Obwohl die überragende Offensive des FC Liverpool, wie so oft in dieser Saison, im Hinspiel die Schlagzeilen erntete, waren es ebenso die mannschaftliche Geschlossenheit und die disziplinierte Defensivleistung, die im Hinspiel den Unterschied machten. An diese Kombination gilt es auch im Etihad Stadium festzuhalten. [caption id="attachment_84553" align="aligncenter" width="900"] (Photo FRANCISCO LEONG/AFP/Getty Images)[/caption] Konzentriert sich Liverpool nämlich verkrampft aufs Verteidigen, und das ist trotz der überzeugenden Leistung im Hinspiel nicht gerade die Stärke des Teams, wird Manchester City Gelegenheiten finden, zum Torabschluss zu kommen. Darum muss Jürgen Klopp auch im Rückspiel die verunsicherte Defensive der Gastgeber beschäftigen, um der Gefahr zu entgehen, dass sich City in einen gefährlichen Rausch spielt. Dies ist dem deutschen Trainer auch bewusst, wie er schon nach dem 4:3 Heimsieg in der Premier League betonte:
“Du hast keine Alternative, wenn du City schlagen willst. Du könntest tief an deinem Sechzehner warten und hoffen, dass nichts passiert, aber wir sind Liverpool und wir sollten versuchen, auf diese Weise zu gewinnen."
Klopp und seine Mannschaft sollten sich auch im Rückspiel treu bleiben, bisher wurden sie dafür belohnt.  

Personelle Lage

Pep Guardiola kann quasi aus dem Vollen schöpfen, bis auf Benjamin Mendy (Kreuzbandriss) stehen alle Spieler zur Verfügung. Trotzdem sind einige Änderungen zu erwarten. Aymeric Laporte hatte auf der ungewohnten Linksverteidigerposition mächtig Probleme und dürfte durch Fabian Delph oder Danilo ersetzt werden. Ilkay Gündogan, der mit der intensiven Spielweise der Reds überhaupt nicht zurecht kam, bangt ebenfalls um einen Platz in der ersten Elf. Gut möglich, dass seine Position gar nicht besetzt wird und Guardiola stattdessen wieder auf die alt bewerten Dreierreihe mit Raheem Sterling setzt. Im Gegensatz zu seinem Kontrahenten auf der Seitenlinie gegenüber, plagen Jürgen Klopp heftige Personalsorgen. Torgarant Mohamed Salah, der im Hinspiel aufgrund einer Leistenverletzung ausgewechselt werden musste, scheint rechtzeitig fit zu werden. Die Einsätze von Andy Robertson und Alberto Moreno stehen allerdings auf der Kippe. Joel Matip, Joe Gomez, Adam Lallana und Emre Can fallen sogar definitiv aus. Der Verlust des gesperrten Taktgebers Jordan Henderson sowie die dünne Personaldecke in der Defensive könnten sich als folgenreich erweisen.  

Mögliche Aufstellungen:

FC Liverpool: Karius - Alexander-Arnold, Lovren, Van Dijk, Robertson - Milner, Wijnaldum, Chamberlain - Salah, Firmino, Mané Manchester City: Ederson - Walker, Otamendi, Kompany, Delph (Danilo) - De Bruyne, Fernandinho, Silva - Sterling, Agüero, Sané  

Prognose

Manchester City muss mindestens drei Tore erzielen und ist prinzipiell auch dazu in der Lage. Allerdings bleibt es nach dem desaströsen 0:3 im Hinspiel und der bedenklichen zweiten Halbzeit gegen Manchester United abzuwarten, ob Pep Guardiola die Psyche seiner Mannschaft tatsächlich rechtzeitig in den Griff bekommt. Liverpool ist jedenfalls vorbereitet und strotzt nur so vor Selbstbewusstsein. Im Hinspiel demonstrierten die Reds eindrucksvoll, dass man auch abwartender verteidigen kann und selbst wenn Mohamed Salah nicht bei hundert Prozent ist, spielt die Ausgangslage der Mannschaft von Jürgen Klopp dank der konterstarken Spieler wie Alex Oxlade-Chamberlain, Sadio Mané und Roberto Firmino zweifelsohne in die Karten. Ein mutiger Auftakt sowie ein Auswärtstor gegen die verunsicherten Gastgeber ist dem FC Liverpool sicherlich zuzutrauen und das wird wohl ausschlaggebend dafür sein ob Manchester City rechtzeitig, beziehungsweise überhaupt seine Form wieder findet.

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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