La Liga Vorschau | Unter Zugzwang – Barça empfängt Valencia
14. September 2019 | Vorschau | BY Christoph Albers
Vorschau | Nach nur vier mageren Pünktchen aus den ersten drei Spielen, steht der FC Barcelona schon mächtig unter Druck. Tabellenführer Atletico Madrid hat bereits fünf Punkte Vorsprung und mit den englischen Wochen im Blick dürfte eine Aufholjagd sicherlich nicht leichter werden. Doch auch die Gäste aus Valencia sind nach vier Punkten zum Start keineswegs zufrieden und wollen keinen weiteren Boden auf die Champions League Plätze verlieren. Darüber hinaus gab es auch noch einige „pikante“ Entwicklungen im Vorfeld der Partie. Uns erwartet also ein spannungsgeladenes Spiel und wir bereiten euch jetzt darauf vor…
Anpfiff der Partie ist Samstag, 21:00 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).
FC Barcelona
Der FC Barcelona steht nach vier mageren Punkten aus den ersten drei Ligaspielen bereits mächtig unter Druck. Der Rückstand auf Spitzenreiter Atletico Madrid beträgt schon fünf Punkte und auch die Leistungen waren durchaus besorgniserregend. Der nur teilweise überzeugende Auftritt gegen ein völlig überfordertes Real Betis kann nicht über die enttäuschenden Auftritte gegen Bilbao und Osasuna hinwegtäuschen und so muss sich Trainer Ernesto Valverde erneut der Kritik stellen.
„Messipendencia“
Ein wesentlicher Vorwurf besteht natürlich darin, dass er es nicht schafft die Abhängigkeit von Lionel Messi zu verringern. Ohne den Argentinier, der im Grunde Spielmacher und Torjäger in Personalunion ist, passiert in der Offensive deutlich zu wenig. Gerade Bilbao bewies, dass eine konzentrierte Leistung und eine kompakte Defensive reichen, um Barca über weite Strecken vom Tor fernzuhalten.
Darüber hinaus scheint der baskische Coach auch noch keine idealen Rollen für seine beiden Star-Neuzugänge, Frenkie de Jong und Antoine Griezmann, gefunden zu haben. Beide Spieler wirkte teilweise noch wie Fremdkörper und können ihre Stärken nicht optimal einbringen. Vor allem der Niederländer scheint noch mit seiner Rolle auf der linken Halb-Position zu fremdeln, da er nicht die gleichen Freiheiten genießt wie bei Ajax und insgesamt weniger Ballkontakte bekommt (zumindest bisher).
Personalprobleme hinten und vorne
Trotzdem werden beide natürlich auch weiterhin das Vertrauen Valverdes genießen, zum einen um sie schnellstmöglich zu integrieren und zum anderen weil es zumindest in der Offensive kaum Alternativen gibt. Messi und Dembele werden auch gegen Valencia ausfallen und Rafinha, der zuletzt von Beginn an spielte, wurde noch am Deadline-Day an Celta Vigo verliehen. Damit bleiben im Grunde nur Griezmann, Carles Perez und Luis Suarez, sofern er rechtzeitig fit wird, übrig. Falls auch der Uruguayer ausfällt, könnte der erst 16-jährige Ansu Fati in die Startelf rücken oder Valverde stellt auf ein 4-4-2-System um.
Im Mittelfeld herrscht dagegen ein reger Konkurrenzkampf. Bisher waren Busquets, de Jong und Sergi Roberto das gesetzte Dreier-Mittelfeld. Gegen Valencia dürfte Letzterer aber wieder rechts hinten anfangen, da Nelson Semedo verletzt ist, sodass ein Platz frei werden könnte. Hier scheint Arthur Melo, der gegen Osasuna traf und zu überzeugen wusste, die Nase vorn zu haben. Rakitic, Vidal und Alena wären die weiteren Alternativen. In der Viererkette sollte dagegen, abgesehen von Roberto, alles beim Alten bleiben. Da Firpo und Umtiti verletzt oder angeschlagen sind, gibt es im Grunde auch keine echte Alternative. Im Tor steht unterdessen natürlich Ter Stegen.
Insgesamt scheint die Lage vor dem Spiel also angespannt zu sein. Sportlich ist der Druck hoch, personell sieht es ebenfalls nicht allzu rosig aus und mit dem FC Valencia ist ein sehr unangenehmer Gegner zu Gast. Es dürfte also kein Spaziergang werden, ein Ausrutscher ist trotzdem absolut tabu.
FC Valencia
Der FC Valencia hat mit ebenfalls nur vier Punkten aus den ersten drei Spielen einen eher verhaltenen Start hingelegt – wie in der letzten Saison. Doch in der letzten Saison gelang unter Trainer Marcelino noch der spektakuläre Turn-Around mit dem Einzug in die Champions League und dem Triumph in der Copa del Rey, im Finale gegen den FC Barcelona wohlgemerkt. In dieser durchaus schwierigen Spielzeit bewiesen die Verantwortlichen Ruhe und Übersicht, indem sie an ihrem Trainer fest hielten, und sie wurden belohnt.
Trainerentlassung kommt in der Mannschaft nicht gut an
Doch nun, in der Länderspielpause, musste Marcelino gehen. Ziemlich überraschend, doch keinesfalls grundlos. Wie in den spanischen Medien zu vernehmen war, hatte der ehrgeizige Trainer immer wieder Probleme mit dem Besitzer, Peter Lim. Das soll nun zu unüberwindbaren Differenzen im Hinblick auf die Ausrichtung geführt haben, die eine weitere Zusammenarbeit unmöglich gemacht haben. Teil dieser Auseinandersetzungen sollen ironischerweise die beiden Ex-Barca Spieler Denis Suarez und Rafinha gewesen sein. Marcelino hätte sie demnach gerne in seiner Mannschaft gehabt, während Lim, unter Verweis auf die talentierten Ferran Torres und Kang-in Lee, nicht bereit gewesen sein soll diese Verpflichtungen zu ermöglichen.
Nun geht es ohne Marcelino weiter, was in der Mannschaft offenbar großes Bedauern ausgelöst hat. Kapitän Dani Parejo verabschiedete sich via Instagram emotional und vielsagend von ihm und deutet damit an, dass die Mannschaft diese Veränderung nicht unbedingt begrüßt. Das ist aber natürlich nicht gleichbedeutend mit der Ablehnung des neuen Übungsleiters.
Das Risiko Namens „Celades“
Dieser hört auf den Namen Albert Celades. Der 43-jährige war einst selbst Spieler und schaffte ausgerechnet beim FC Barcelona (er ist sogar in Barcelona geboren worden) den Sprung aus dem Nachwuchs in den Profi-Fußball. Er spielte später aber auch noch für Celta Vigo, Real Madrid, Girondins Bordeaux, Real Saragossa und die New York Red Bulls. Seine Trainerlaufbahn begann er dagegen beim spanischen Fußballverband. Dort war er Trainer der U16, U17 und U21, bevor er Co-Trainer von Julen Lopetegui wurden, den er bei der A-Nationalmannschaft und später auch bei Real Madrid unterstützte. Erfahrungen als Chef-Trainer einer Vereinsmannschaft hat er allerdings noch überhaupt keine Erfahrung. Valencia geht mit seiner Nominierung also auch ein gewisses Risiko ein.
Taktisch bevorzugte Celades in seiner Zeit beim spanischen Verband in der Regel ein 4-2-3-1-System, als ehemalige Barca-Spieler und Co-Trainer von Lopetegui dürfte ihm aber auch ein 4-3-3-System sehr nahe sein, weshalb durchaus darüber spekuliert werden darf, dass es eine System-Umstellung geben könnte. Der Kader gibt es nämlich durchaus her, auch wenn das Mittelfeldzentrum nicht allzu üppig besetzt ist. Gegen Barcelona ist allerdings damit zu rechnen, dass Celades die Mannschaft noch im gewohnten 4-4-2-System auflaufen lässt. Dabei stehen ihm nahezu alle Spieler zur Verfügung, nur Piccini und Carlos Soler fallen verletzt aus.
Mit dem FC Barcelona hat Celades zum Auftakt zudem auch einen der „Lieblingsgegner“ des FC Valencia erwischt. Gegen die Katalanen gab es in der abgelaufenen Saison zwei Unentschieden und einen Sieg, im Pokalfinale. Die „Chés“ kommen also mit einem guten Gefühl ins Camp Nou.
Prognose
Der FC Barcelona ist normalerweise klarer Favorit, vor allem in einem Heimspiel. Doch die Formkurve und die großen personellen Probleme in der Offensive lassen durchaus Zweifel an einem sicheren Sieg aufkommen. Valencia ist für gewöhnlich ein sehr unangenehmer Gegner, vor allem für den FC Barcelona, doch der Trainerwechsel sorgt für eine große Ungewissheit. Angesichts der Umstände gibt es auch eigentlich keinen Grund auf den „Trainerwechsel-Effekt“ zu setzen. Insgesamt ist Valencia so sehr schwer einzuschätzen, was dem Spiel sicherlich einen zusätzlichen Reiz gibt. Ein knapper Sieg der Gastgeber oder ein Remis erscheint am wahrscheinlichsten zu sein.
Mögliche Aufstellungen
FC Barcelona: Ter Stegen – Sergi Roberto, Piqué, Lenglet, Jordi Alba – Arthur, Busquets, de Jong – Perez, Suarez, Griezmann
FC Valencia: Cillessen – Wass, Garay, Diakhaby, Gaya – Ferran Torres, Coquelin, Parejo, Guedes – Gameiro, Rodrigo
(Photo by Denis Doyle/Getty Images)
Christoph Albers
Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.