Werder und die Kaderplanung – Lassen sich die Lücken schließen?

3. August 2023 | News | BY Jannek Ringen

Der SV Werder Bremen steht vor dem zweiten Jahr in der Fußball-Bundesliga und die Fans müssen sich in Sachen Geduld üben, was Neuzugänge angeht. Doch wo herrscht überhaupt noch Nachholbedarf?

Werder muss noch Baustellen schließen

Das zweite Jahr nach dem Aufstieg wird oftmals als ein Knackpunkt für viele Mannschaften gesehen. Der SV Werder Bremen startet am 18. August mit dem Eröffnungsspiel vor heimischer Kulisse gegen den FC Bayern genau in dieses hinein. In der Rückrundentabelle befand man sich knapp vor Absteiger Hertha BSC auf Platz 17 und im Umfeld der Hanseaten werden alle gewarnt sein, dass es trotz Star-Einkauf Naby Keïta (28) diese Saison gegen den Abstieg gehen könnte. Doch wo weist der Kader noch Lücken auf?

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Werder: Kaum Abgänge, Neuzugang Kownacki schlägt ein

Noch nicht einen Cent hat der SV Werder Bremen in dieser Transferphase ausgegeben. Mit Naby Keïta (28) und Dawid Kownacki (26) haben die Bremer zwei neue Spieler verpflichtet, die jeweils ablösefrei von ihren alten Vereinen kamen. Besonders der Wechsel von Keita sorgte für Aufsehen in der Fußballwelt. Im Mittelpunkt stand aufgrund des Ausfalls des 28-Jährigen jedoch Kownacki, der in der Vorbereitung fünfmal traf und mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machte. Zudem kamen zahlreiche Leihspieler wie Nick Woltemade (21) oder Oliver Burke (26) zurück. Seit 56 Tagen haben die Bremer keinen Transfer getätigt und derzeit sieht es so aus, als ob so schnell kein neuer Spieler an die Weser kommen würde.

Dawid Kownacki war einer der Gewinner der Vorbereitung bei Werder Bremen.

(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Obwohl Niclas Füllkrug (30) und Marvin Ducksch (29) als Abgangskandidaten galten, spielen beide immer noch für Werder. Während Ducksch seinen Vertrag verlängerte, steht der Club in Verhandlungen mit Füllkrug über einen neuen Vertrag. Abgegeben hat man Fabio Chiarodia (18) zu Borussia Mönchengladbach, Lee Buchanan (22) nach Birmingham und Eren Dinkci (21) auf Leihbasis zu Liga-Konkurrent Heidenheim. Wirklich gefüllt wurde die Kasse der notorisch klammen Norddeutschen nicht. Daran wird auch der bevorstehende Transfer von Niklas Schmidt (25) zum FC Toulouse nichts ändern. Dies schränkt den Club in Sachen Neuzugängen ein.

Werder und das jahrelange Sechser-Dilemma

“Hinten raus gibt es manchmal die eine oder andere Möglichkeit, bei der man sich Qualität dazuholen kann”, sagte Clemens Fritz Ende Juni in einem Interview. Dieser Satz dürfte den Fans Mut machen, dass noch mit Neuzugängen gerechnet werden kann. Durch den Abgang von Buchanan herrscht Nachholbedarf auf der Position des Linksverteidigers. Zudem fallen mit Mitchell Weiser (29) und Felix Agu (23) beide Rechtsverteidiger aus. Zuletzt agierte dort Oliver Burke. Doch die wichtigste Position dürfte, ähnlich wie in den vergangenen Jahren, die Position des Sechsers sein.

Seit Philipp Bargfrede und Nuri Şahin in der Saison 2018/19 die “Sechs” bekleidet haben, sucht man beim SV Werder Bremen nach einem klassischen Spieler für diese Position. Christian Groß (34) und Ilia Gruev (23) gelingt es nicht durchgehend, auf Bundesliganiveau zu performen. Da Ole Werner in den Testspielen ein 3-4-3 getestet hat und sowohl Jens Stage (26) als auch Leonardo Bittencourt (29) und Keita ihre Qualitäten in der Offensive haben, fehlt die klare Absicherung. Ein Name, der immer wieder durchsickert, ist Ardon Jashari (21) vom FC Luzern, allerdings dürfte dieser deutlich das Budget der Bremer übersteigen. Er würde zweifelsohne in das Profil der Bremer passen und besitzt über das gewisse Potenzial. Ansonsten wurde noch Leon Flach (22) von Philadelphia United gehandelt, allerdings erkaltete diese Spur auch relativ schnell.

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Die zweite große Problemstelle ist die Außenverteidigerposition, mit besonderem Blick auf die linke Seite. Anthony Jung (31) war in der letzten Saison zwar an sieben Treffern beteiligt, allerdings überzeugte er nicht immer. Vor allem sein mangelndes Tempo und seine offensive Zurückhaltung wird von den Bremer Fans kritisiert. In der Vorbereitung lieferte er die ein oder andere schwächere Partie ab. Mit dem Abgang von Buchanan fehlt auf links die Alternative zu dem 31-Jährigen. Immer wieder werden neue Namen wie Fode Ballo-Toure (26) und der Ex-Bremer Ludwig Augustinsson (29) gehandelt, konkret wurde es bisher jedoch noch nicht.

Anthony Jung spielt eine schwache Vorbereitung für Werder.

(Photo by Oliver Hardt/Getty Images)

Fazit: Werder muss bis Ende August handeln

Mit Kownacki und Keita gelang es Frank Baumann und Clemens Fritz, zwei Spieler zum Nulltarif in die Hansestadt zu lotsen, welche die Mannschaft ohne Frage qualitativ weiterbringen können, sofern sie fit sind. Allerdings schließen diese beiden Transfers noch nicht alle Baustellen. In den kommenden Wochen sollte unbedingt noch ein Spieler für die linke Außenbahn kommen, der Druck auf Jung ausüben oder ihn ersetzen kann. Der 31-Jährige präsentierte sich nicht in guter Verfassung in der Vorbereitung und wird nicht jünger.

Das Sechser-Problem bereitet an der Weser nach wie vor Kopfschmerzen. Diese Schlüsselposition sollte jedoch nicht mit einer Zwischenlösung, sondern mit einer langfristigen Lösung geschlossen werden. Und diese kosten derzeit einiges an Geld, welches Werder Bremen nicht besitzt. Mit Groß und Gruev könnte es schwer werden, den nächsten Schritt zu gehen.

Schließt man bei Werder diese beiden Positionen, dann ist man gut für die kommende Saison aufgestellt. Gelingt dies nicht, könnte es im Verlaufe der Spielzeit Probleme geben. Die Handlungsfähigkeit des Norddeutschen auf dem Transfermarkt ist ohne größere Transfereinnahmen eingeschränkt.

(Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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