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Guter Start, klare Struktur: Kovac und Wolfsburg auf dem richtigen Weg

17. September 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Vor der Saison 2023/24 nannten viele Fans und Experten die üblichen Verdächtigen, wenn es um die Kandidaten für die Top-4 in der Bundesliga ging. Den VfL Wolfsburg hatten wohl nur wenige auf dem Schirm. Die Erkenntnisse der ersten vier Spieltage zeigen aber, dass die Niedersachsen eine sehr gute Entwicklung durchlaufen haben. 

Wolfsburg und Kovac führen den Weg auf dem Transfermarkt weiter

Platz acht, elf Niederlagen, 48 Gegentore: Für den VfL Wolfsburg lief in der Saison 2022/23 nicht alles rund. Niko Kovac (51), Trainer der Wölfe, strukturierte den Kader und die Ausrichtung auf dem Feld um, zeigte mit seiner Mannschaft sehr ordentliche Ansätze. Doch die Bundesliga ist kein leichtes Pflaster, viele Teams spielen sehr intensiv. Fehlt dann die Konstanz auf höchstem Niveau, macht das den Unterschied zwischen Platz vier und acht aus. Zweifelsohne waren in der Vorsaison schon einige Ideen erkennbar, die klare Identität, wie Wolfsburg spielen will, zeigte sich aber nur sporadisch. Der Transfersommer hatte also eine große Bedeutung, der Kader sollte nach den Vorstellungen des Trainers angepasst werden.



Für die Umstrukturierung des Kaders war es nicht unwichtig, dass Felix Nmecha (22) und Micky van de Ven (22) für zusammen rund 70 Millionen Euro verkauft wurden. Das Geld, das in die Kassen der Wölfe floss, wurde indes klug reinvestiert. Cedric Zesiger (25, YB), Rogerio (25, Sassuolo), Moritz Jenz (24, Lorient) und Joakim Maehle (26, Atalanta) verstärkten die Defensive, Lovro Majer (25, Rennes) wurde als neues strukturelles Element für das Mittelfeld verpflichtet und Vaclav Cerny (25, Twente), Amin Sarr (22, Lyon) und Tiago Tomas (21) sorgten für mehr Breite in der Offensive. Der Kader wirkte nach dem Ende des Sommertransferfensters homogener und besser ausbalanciert als vorher. 

Guter Start der Niedersachsen kein Zufall

Ein essenzieller Punkt der Veränderungen im Kader war eine Verjüngung. Das Ziel von Kovac und der Verantwortlichen liegt auf der Hand: Es soll ein Team zusammengestellt werden, das wachsen kann und die Chance hat, über Jahre eine gute Rolle zu spielen. Dabei wurden auch genau die Spielertypen hinzugeholt, die für den Kovac-Fußball von Bedeutung sind. In der Vorbereitung wurde intensiv an taktischen Elementen und der Grundstruktur gearbeitet, damit die positiven Ansätze aus der Vorsaison gefestigt werden. Und das zahlte sich aus!

Kovac Wolfsburg

(Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Wolfsburg startete mit zwei Siegen in die neue Saison, gewann zunächst gegen Heidenheim, dann gegen den 1. FC Köln. In beiden Spielen zeigten die Niedersachsen defensiv eine ordentliche Leistung und waren offensiv effizient. Insbesondere Jonas Wind (24), der sich clever bewegte, sich häufig in gute Positionen manövrierte und beide Spiele entschied, war ein Schlüssel für den Erfolg. Das 1:3 bei der TSG Hoffenheim sorgte dann für den ersten Rückschlag, umso spannender war das Spiel gegen den FC Union.

Gegen den Champions-League-Teilnehmer konnte Wolfsburg den dritten Sieg im vierten Spiel feiern, sich erst einmal oben in der Tabelle festsetzen. Das war kein Zufall, sondern die Konsequenz der Veränderungen im Sommer. Die Wölfe passten die Mannschaft an, wechselten vom 4-3-3 auf ein 4-2-3-1, um gegen laufstarke Köpenicker das Zentrum zu sichern. Die Kontrolle im Mittelfeld war essenziell, um selbst Torgefahr zu erzeugen. Neuzugang Majer zog die Fäden, Patrick Wimmer (22) genoss seine Freiheiten und Wind traf schon wieder. Es gibt nicht nur einen Plan, nicht nur einen Weg, der zum Erfolg führen kann. Und das ist von enormer Bedeutung für die Kovac-Elf. 

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Wolfsburg: Ein Kandidat für die vorderen Plätze

Zur Wahrheit gehört auch, dass der VfL Wolfsburg gegen Union extrem effizient und nach expected Goals deutlich unterlegen war. Es braucht also definitiv noch eine Entwicklung, vor allem im Spiel mit dem Ball, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dauerhaft gute Resultate einzufahren. Vieles im Spiel der Wölfe ist derzeit auf Zweikampfgewinne im Mittelfeld ausgerichtet, anschließend wird schnell und geradlinig nach vorne gespielt.

Nach vier Spieltagen ist es natürlich noch etwas früh, um Erkenntnisse im großflächigen Bereich zu sammeln. Die Niedersachsen scheinen aber einen Schritt nach vorne gemacht zu haben und wirken gefestigter als in der letzten Saison. Allerdings sind Erfolge bislang noch von verschiedenen Faktoren abhängig: Wolfsburg benötigt eine gute Tagesform, auch ein wenig Spielglück wie gegen Union. Das Programm zu Saisonbeginn war außerdem auch nicht extrem kompliziert.

Essenziell wird sein, weitere Entwicklungsschritte zu gehen und das eigene Spielsystem weiter zu festigen. Wenn das gelingt, kann Wolfsburg ein Kandidat für die vorderen Plätze sein und mindestens die Europa League ins Visier nehmen. Dabei profitiert die Kovac-Elf auch maßgeblich davon, nicht im Europapokal zu spielen. Sich nahezu jede Woche sieben Tage auf den Gegner vorbereiten zu können, spielt nämlich auch eine wichtige Rolle. Das kann im Saisonverlauf vor allem im Vergleich mit Teams wie dem FC Union, Eintracht Frankfurt und dem SC Freiburg ein entscheidender Pluspunkt sein.

 

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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